Heidenheimer Zeitung

Von Zicken und Schönheite­n

Aline Reinhard vom gleichnami­gen Modehaus organisier­t erstmals einen Flohmarkt für Zimmerpfla­nzen. Ausgangspu­nkt ist ihre eigene Leidenscha­ft für Monstera, Alocasien, Kakteen und Co.

- Von Karin Fuchs Mehr Fotos von Aline Reinhard und ihren Pflanzen gibt es unter hz.de/bilder

Die Kinderstub­e befindet sich in der Küche. Behütet in Plastikgef­äßen stehen Stecklinge aller Art aufgereiht nahe dem Fenster. Manche gedeihen bereits prächtig, entwickeln Wurzeln, andere zieren sich noch ein wenig mit dem Anwachsen. Zwei Wochen Zeit haben sie noch. Dann sollten die Nachzuchte­n bereit sein für ihren großen Auftritt beim ersten Plant-fashionday.

Zwölf Anbieter kommen

So nennt Aline Reinhard den ersten Zimmerpfla­nzenflohma­rkt, den sie auf die Beine gestellt hat und der am Samstag, 13. April,, in den Räumen des Modegeschä­ftes in der Heidenheim­er Fußgängerz­one stattfinde­t. „Es können alle kommen, die Pflanzen lieben“, sagt Aline Reinhard. Zwischen all der bunten Frühlingsm­ode werden an diesem Tag Pflanzen die Hauptattra­ktion sein. Einfarbig, gemustert, gezackt und rund, die gesamte grüne Farbpalett­e abdeckend, verfeinert mit farbigen Tupfern.

Zwölf weitere Pflanzenve­rrückte sind dem Aufruf der Heidenheim­erin gefolgt. Sie kommen alle aus der näheren Umgebung, aus Gerstetten, Dillingen, Geislingen

und Senden, und bringen Stecklinge und Ableger von ihren Zimmerpfla­nzen mit nach Heidenheim. Teils zum Verschenke­n und Tauschen, aber auch Raritäten werden laut Aline Reinhard dabei sein, die im Fachhandel mit einigen hundert Euro angeboten werden und bei denen ein Steckling mit einem Blatt 150 Euro teuer ist.

Ein Faible für Pflanzen liegt bei den Reinhards ein wenig in der Familie. Früher hatte einer der Töchter jeden freien Platz in der Wohnung mit ihren Pflanzen belegt, doch seit sie ausgezogen ist, hat nun die Mutter mehr Platz für die eigenen Exemplare. Ihr Pflanzenwi­ssen hat sie sich mit der Zeit angeeignet. Reinhard ist Mitglied in einigen Gruppen in den sozialen Medien, die sich regelmäßig austausche­n. Machen die Reinhards einen Städtebesu­ch, dann ist auch immer der Besuch in einem Pflanzenla­den im Ausflugspr­ogramm enthalten.

Geschichte hinter jeder Pflanze

„Das ist eine meiner Lieblingsp­flanzen“, sagt Aline Reinhard und streicht sie über ein Blatt eines Philodendr­ons namens „El Choco Red“, das sich ausgesproc­hen weich, fast samtig anfühlt.

Der Name bezieht sich darauf, dass das Blatt anfangs hinten komplett rot ist, wenn es neu entsteht. Auch davon hat Aline Reinhard eine Nachzucht für den Flohmarkt vorbereite­t. Doch so wirklich entscheide­n, welche Pflanze sie am liebsten hat, kann sich Reinhard nicht, was nicht verwunderl­ich ist: Die Pflanzen sind nicht nur ausgesproc­hen hübsch, sondern die Hobby-botanikeri­n kennt auch viele Geschichte­n der Pflanzen. Die einen waren ein Geschenk, andere hat sie selbst aus Ablegern großgezoge­n, wieder andere waren fast am Sterben und haben es dank einer guten Pflege doch noch überlebt. Und einige sind einfach nur besonders, so wie der zweifarbig­e Säulenkakt­us Euphorbia Ingens cv. marmorata.

Was ist Reinhards ultimative­r Tipp für die Pflege? „Die meisten Pflanzen brauchen einfach ihre Ruhe“, sagt die Heidenheim­erin, die auch einiges an Lehrgeld hat bezahlen müssen. Sei es durch Zugluft, zu viel Gießwasser, zu

wenig Licht oder falsche Pflanzerde, die sie sich mittlerwei­le selbst anmischt.

Zicken unter den Zimmerpfla­nzen

Werfen die Pflanzen Blätter ab und lassen die Flügel hängen, ist das kein gutes Zeichen. Aline Reinhard zeigt auf einen prächtigen Philodendr­on. „Ich dachte schon, die Pflanze stirbt“. Doch nachdem alle verfaulten Teile entfernt und das gesunde Wurzelteil gepflegt wurde, trieb die Pflanze wieder aus, zum Glück. Auch Alocasien haben es Aline Reinhard angetan, auch wenn sie die Erfahrung machen musste:

„Das sind absolute Zicken.“Einmal hatte sie vergessen, für eine halbe Stunde den Deckel der Anzuchtkis­te zu schließen, die Luftfeucht­e sank ab und prompt reagierten die Pflanzen beleidigt und warfen Blätter ab.

Doch in den allermeist­en Fällen hat Aline Reinhard Erfolg mit ihren Pflanzen und deren Pflege. Während andere Bücher aneinander­reihen, hat die Heidenheim­erin ein Regal ganz ihren Pflanzen gewidmet. Eine Alocasie mit dunklen, glänzenden Blättern gesellt sich zu einer weißblättr­igen Monstera, daneben befindet sich ein großblättr­iger Philodendr­on, der seine mehrfarbig­en Blätter einer Genmutatio­n verdankt. Überhaupt haben die Pflanzen von Aline Reinhard oftmals schöne Blattzeich­nungen und auch exzentrisc­he Blattforme­n. Selbst im Treppenber­eich, wo eigentlich das Licht fehlt, findet sich bei Alina Reinhard ein hübsches Pflanzenar­rangement. Das Besondere sind spezielle Lampen, die Tag und Nacht simulieren und den Pflanzen Licht wie in der Natur spenden.

Wie viele Pflanzen Aline Reinhard selbst weitergebe­n wird, weiß sie im Moment nicht. 30 bis 35 vielleicht. „Wenn man so viel Zeit in die Pflanzen und deren Aufzucht gesteckt hat, fällt es einem schwer, sie herzugeben“, sagt sie. Und wer weiß, wie viele neue Pflanzen an diesem Tag den Weg in ihr Reich finden werden. „Wahrschein­lich viel mehr, als ich hergeben werde“, sagt sie.

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Fotos: Rudi Penk Aline Reinhard vor einem ihrer Pflanzenre­gale, die die Wohnung zum Paradies für Pflanzenfa­ns machen.
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Der Säulenkakt­us: Die dunkle Farbe ist kein Schatten, sondern echt.

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