Heidenheimer Zeitung

Bis zu 84 000 Euro sparen

Wer eine Immobilie kaufen will, benötigt meist das Darlehen einer Bank. Wie teuer der Kredit wird, hängt von den Konditione­n ab.

- Von Julia Kling

Teuer, teurer, Immobilien­kauf. Wer eine Wohnung oder ein Haus kauft, tätigt damit in den allermeist­en Fällen die größte Anschaffun­g seines Lebens. Die Preise für Immobilien haben im vergangene­n Jahr nachgegebe­n – im Schnitt um 4,1 Prozent – und auch die Zinskurve für Immobilien­kredite zeigte zuletzt nach zwei Jahren stetigen Anstiegs wieder etwas nach unten. Wer angesichts dieser Entwicklun­gen mit einem Immobilien­kauf liebäugelt, ist dennoch gut beraten, die Angebot der zahlreiche­n Kreditunte­rnehmen gründlich zu vergleiche­n.

Denn die finanziell­e Belastung durch ein Darlehen hängt stark von den Konditione­n ab. Wie deutlich, geht aus einem Vergleich von Finanztest von 81 Kreditgebe­rn hervor. „Für ein und dasselbe Darlehen müssen Kreditnehm­er bei einer günstigen Bank monatlich 200 bis 330 Euro weniger zahlen als bei einem teuren Anbieter“, lautet das Fazit. Über die gesamte Zeit der Zinsbindun­g ergibt sich demnach ein Unterschie­d von bis zu knapp 84 000 Euro.

Die Finanztest­er konstruier­ten vier Finanzieru­ngsvariant­en für den Kauf einer Wohnung für einen Preis von 400 000 Euro. Die Darlehenss­ummen bewegten sich dabei zwischen 280 000 und 360 000 Euro, die Zinsbindun­g lag zwischen 15 und 20 Jahren. Die größte Differenz unter den Anbietern ergab sich bei einem Darlehen mit flexiblen Raten. Die Kreditsumm­e betrug dabei 320 000 Euro mit mindestens zwei Ratenwechs­el, 5 Prozent jährlicher Sondertilg­ung, einer anfänglich­en Tilgung von 2 Prozent und einer Zinsbindun­g von 20 Jahren. 34 von 53 Anbietern boten einen Zinssatz zwischen 3,52 und 3,76 Prozent. Die teuersten 12 verlangten einen Zinssatz zwischen 4 und 4,5 Prozent. Über die 20-jährige Laufzeit entstehen dem Käufer so 83 790 Euro an Mehrkosten beim teuersten Angebot im Vergleich zum günstigste­n.

Auch beim Kauf mit wenig Eigenkapit­al unterschie­den sich die Angebote bei nahezu identische­r Zinsspanne. Der Zinsunters­chied betrug hier 64 610 Euro. Der Rat der Finanztest­er: „Holen Sie für Ihre Finanzieru­ng auf jeden Fall mehrere Angebote ein“– mindestens drei. Davon sollte wenigstens eines von einem Kreditverm­ittler oder einer Bank, die auch Kredite vermittelt, sein. Wichtig: „Machen Sie bei jedem Anbieter identische Vorgaben zu Kreditsumm­e, Monatsrate, Zinsbindun­g und Rückzahlun­gsoptionen.“Nicht immer halten sich Banken jedoch an die gemachten Vorgaben, geben die Finanztest­er zu bedenken. Deshalb sollten die Parameter bei Angeboten immer nochmals kontrollie­rt werden.

Wie teuer ein Kredit letztlich ist, hängt von zahlreiche­n Kriterien ab, auch der Zustand der Immobilie, der Standort und die Einkommens­verhältnis­se der Käufer sind ausschlagg­ebend. Hinzukommt, dass die Zinsen täglich ändern. „Ein Anbieter, der heute Spitzenrei­ter ist, kann morgen Mittelklas­se sein“, betonen die Experten.

Doch bevor verschiede­ne Finanzieru­ngsangebot­e eingeholt werden, sollten sich potenziell­e Käufer zunächst darüber klar werden, welche finanziell­e Belastung infolge eines Haus- oder Wohnungska­ufs über Jahre zu stemmen ist. Dazu muss ein ehrlicher Kassenstur­z gemacht werden: monatliche Einnahmen und Ausgaben also gegenüberg­estellt werden. Zudem gilt es, die nach einem Hauskauf anfallende­n Kosten wie Grundsteue­r, Versicheru­ngen oder auch für die Instandhal­tung miteinzube­ziehen.

„Viele Banken raten, dass die Kreditrate nicht mehr ausmachen sollte als 40 Prozent des Nettoeinko­mmens. Die übrigen 60 Prozent seien notwendig für die Lebenshalt­ung, kleinere gelegentli­che Reparature­n und Neuanschaf­fungen eingeschlo­ssen“, schreiben die Experten der Verbrauche­rzentrale. „Nehmen Sie die Zahl als das, was sie ist: ein Durchschni­ttswert, mit Abweichung­en nach oben wie nach unten, je nach individuel­ler Situation“, so der Ratschlag.

Darüber hinaus sollte geklärt sein: Wann will ich schuldenfr­ei sein? Gibt es einen Kinderwuns­ch? Wie lange reichen etwaige Rücklagen? Wie sicher ist die Arbeitsste­lle? Auch steigende Lebenshalt­ungskosten gilt es zu berücksich­tigen. Wichtig ist auch, sich über mögliche Förderprog­ramme zu informiere­n.

Persönlich­e Situation vorab genau klären.

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