Bis zu 84 000 Euro sparen
Wer eine Immobilie kaufen will, benötigt meist das Darlehen einer Bank. Wie teuer der Kredit wird, hängt von den Konditionen ab.
Teuer, teurer, Immobilienkauf. Wer eine Wohnung oder ein Haus kauft, tätigt damit in den allermeisten Fällen die größte Anschaffung seines Lebens. Die Preise für Immobilien haben im vergangenen Jahr nachgegeben – im Schnitt um 4,1 Prozent – und auch die Zinskurve für Immobilienkredite zeigte zuletzt nach zwei Jahren stetigen Anstiegs wieder etwas nach unten. Wer angesichts dieser Entwicklungen mit einem Immobilienkauf liebäugelt, ist dennoch gut beraten, die Angebot der zahlreichen Kreditunternehmen gründlich zu vergleichen.
Denn die finanzielle Belastung durch ein Darlehen hängt stark von den Konditionen ab. Wie deutlich, geht aus einem Vergleich von Finanztest von 81 Kreditgebern hervor. „Für ein und dasselbe Darlehen müssen Kreditnehmer bei einer günstigen Bank monatlich 200 bis 330 Euro weniger zahlen als bei einem teuren Anbieter“, lautet das Fazit. Über die gesamte Zeit der Zinsbindung ergibt sich demnach ein Unterschied von bis zu knapp 84 000 Euro.
Die Finanztester konstruierten vier Finanzierungsvarianten für den Kauf einer Wohnung für einen Preis von 400 000 Euro. Die Darlehenssummen bewegten sich dabei zwischen 280 000 und 360 000 Euro, die Zinsbindung lag zwischen 15 und 20 Jahren. Die größte Differenz unter den Anbietern ergab sich bei einem Darlehen mit flexiblen Raten. Die Kreditsumme betrug dabei 320 000 Euro mit mindestens zwei Ratenwechsel, 5 Prozent jährlicher Sondertilgung, einer anfänglichen Tilgung von 2 Prozent und einer Zinsbindung von 20 Jahren. 34 von 53 Anbietern boten einen Zinssatz zwischen 3,52 und 3,76 Prozent. Die teuersten 12 verlangten einen Zinssatz zwischen 4 und 4,5 Prozent. Über die 20-jährige Laufzeit entstehen dem Käufer so 83 790 Euro an Mehrkosten beim teuersten Angebot im Vergleich zum günstigsten.
Auch beim Kauf mit wenig Eigenkapital unterschieden sich die Angebote bei nahezu identischer Zinsspanne. Der Zinsunterschied betrug hier 64 610 Euro. Der Rat der Finanztester: „Holen Sie für Ihre Finanzierung auf jeden Fall mehrere Angebote ein“– mindestens drei. Davon sollte wenigstens eines von einem Kreditvermittler oder einer Bank, die auch Kredite vermittelt, sein. Wichtig: „Machen Sie bei jedem Anbieter identische Vorgaben zu Kreditsumme, Monatsrate, Zinsbindung und Rückzahlungsoptionen.“Nicht immer halten sich Banken jedoch an die gemachten Vorgaben, geben die Finanztester zu bedenken. Deshalb sollten die Parameter bei Angeboten immer nochmals kontrolliert werden.
Wie teuer ein Kredit letztlich ist, hängt von zahlreichen Kriterien ab, auch der Zustand der Immobilie, der Standort und die Einkommensverhältnisse der Käufer sind ausschlaggebend. Hinzukommt, dass die Zinsen täglich ändern. „Ein Anbieter, der heute Spitzenreiter ist, kann morgen Mittelklasse sein“, betonen die Experten.
Doch bevor verschiedene Finanzierungsangebote eingeholt werden, sollten sich potenzielle Käufer zunächst darüber klar werden, welche finanzielle Belastung infolge eines Haus- oder Wohnungskaufs über Jahre zu stemmen ist. Dazu muss ein ehrlicher Kassensturz gemacht werden: monatliche Einnahmen und Ausgaben also gegenübergestellt werden. Zudem gilt es, die nach einem Hauskauf anfallenden Kosten wie Grundsteuer, Versicherungen oder auch für die Instandhaltung miteinzubeziehen.
„Viele Banken raten, dass die Kreditrate nicht mehr ausmachen sollte als 40 Prozent des Nettoeinkommens. Die übrigen 60 Prozent seien notwendig für die Lebenshaltung, kleinere gelegentliche Reparaturen und Neuanschaffungen eingeschlossen“, schreiben die Experten der Verbraucherzentrale. „Nehmen Sie die Zahl als das, was sie ist: ein Durchschnittswert, mit Abweichungen nach oben wie nach unten, je nach individueller Situation“, so der Ratschlag.
Darüber hinaus sollte geklärt sein: Wann will ich schuldenfrei sein? Gibt es einen Kinderwunsch? Wie lange reichen etwaige Rücklagen? Wie sicher ist die Arbeitsstelle? Auch steigende Lebenshaltungskosten gilt es zu berücksichtigen. Wichtig ist auch, sich über mögliche Förderprogramme zu informieren.
Persönliche Situation vorab genau klären.