Heidenheimer Zeitung

Welche Regeln gelten im All?

- Amina Gall

um wirtschaft­liche Interessen auf dem Mond geht, stellt sich vor allem eine Frage: Wer darf hier was? So einfach lasse sich das nicht beantworte­n, sagt der Rechtsanwa­lt Ingo Baumann, der sich auf Weltraumre­cht spezialisi­ert hat.

Die Grundlage für Aktionen im All ist der Weltraumve­rtrag von 1967. Er „enthält die Grundprinz­ipien“, sagt Baumann, sei aber seit seinem Inkrafttre­ten nicht verändert worden. Problemati­sch sei hier vor allem die Anwendbark­eit: „Je höher Prinzipien formuliert sind, desto schwerer ist es, sie auf konkrete Fälle anzuwenden.“

Geht es um Ressourcen, greift vor allem Artikel 2: „Der Weltraum einschließ­lich des Mondes und anderer Himmelskör­per unterliegt keiner nationalen Aneignung durch Beanspruch­ung der Hoheitsgew­alt, durch Benutzung oder Okkupation oder durch andere Mittel.“

Das könne man sehr streng, aber auch abbaufreun­dlich interpreti­eren, sagt Baumann. Sei man streng, würde ein Abbau von Rohstoffen unter die verbotene Aneignung fallen, auch dann, wenn private Unternehme­n handeln. Nach der zweiten Auslegung sei Rohstoffab­bau aber möglich, weil ein Staat den Mond dadurch nicht als Hoheitsgeb­iet beanspruch­t.

Rechtliche Grauzone

Die Apollo-missionen der Vereinigte­n Staaten haben dabei einen Präzedenzf­all geschaffen: Zu wissenscha­ftlichen Zwecken haben Astronaute­n Gestein mitgenomme­n. Eine Entnahme von Ressourcen komplett zu verbieten, scheint damit unwahrsche­inlich. Im Falle einer ständigen Mondstatio­n, die Eisvorkomm­en zu Trinkwasse­r umwandelt, spricht Baumann von einer rechtliche­n Grauzone: An sich könne man das Wasser verwenden, allerdings nicht restlos verbrauche­n. Ebenso müsste ein Zugang auch für andere Parteien gegeben sein.

Die theoretisc­hen Überlegung­en zeigen, dass es neben dem Weltraumve­rtrag noch weiterer, konkretere­r Gesetze bedarf. Bei den Vereinten Nationen wird darüber aktuell auch debattiert. Baumann hält es allerdings für unwahrsche­inlich, dass noch vor den bemannten Artemis-missionen ein neues, internatio­nales Gesetz verabschie­det wird. Und dann könnten Nationen – und private Unternehme­n – mit Rohstoffen so verfahren, wie sie es möchten.

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Eine ständige Mondstatio­n würde auch viele rechtliche Fragen aufwerfen.

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