Heidenheimer Zeitung

Schreckens­szenarien nicht eingetrete­n

Ein Jahr nach dem Atomaussti­eg bilanziert Atomkraftg­egner Raimund Kamm die Lage und kritisiert Populismus.

- Arthur Penk

Atomkraftg­egner Raimund Kamm, Vorsitzend­er des „Forums gemeinsam gegen das Zwischenla­ger und für eine verantwort­bare Energiepol­itik“, kritisiert vor allem den Csu-politiker Markus Söder für seine populistis­chen Aussagen. Die an die Wand gemalten Ausstiegsp­robleme seien allesamt nicht eingetrete­n. „Unsere Stromverso­rgung blieb zuverlässi­g. Der Strompreis an der Börse ist jetzt sogar mit 4,8 Cent je Kilowattst­unde um mehr als die Hälfte niedriger als im April 23 mit damals 9,9 Cent je Kilowattst­unde“, so Kamm. Die Endkundens­trompreise seien gemäß dem Vergleichs­portal Verivox bei Neuverträg­en auf 26,1 Cent je Kilowattst­unde gesunken und damit fast ein Viertel niedriger als vor einem Jahr. Die Kohleverst­romung sei im März 2024 ein Viertel geringer als im Vorjahresm­ärz gewesen.

Den vollendete­n Atomaussti­eg bezeichnet Raimund Kamm als historisch­en Erfolg. Die Gefahr durch die laufenden und wegen der übergroßen Risiken nur unzulängli­ch versichert­en Atomkraftw­erke (AKW) sei beendet. Es werde kein neuer, hoch radioaktiv­er, tödlich strahlende­r Atommüll mehr erzeugt. Auch kein neues Plutonium, das extrem Krebs verursache­nd ist und zum Bau von Atomwaffen verwendet wird, so Kamm weiter.

Im März 2024 seien fünf Prozent des Stromverbr­auchs durch einen Stromimpor­tüberschus­s gedeckt gewesen. Dies sei überwiegen­d Windstrom aus Dänemark und Wasserkraf­tstrom aus Norwegen gewesen, stellt Kamm fest. „Dieser Stromimpor­t war billiger als der Strom aus deutschen Gasund Kohlekraft­werken, sodass diese weniger liefen und weniger CO2 erzeugt haben“, sagt Kamm.

„Wir haben auch etwas Atomstrom aus Frankreich importiert, da dort viele AKW nach den großen Ausfällen im Jahr 2022 wieder verfügbar sind und das viel mit Strom heizende Frankreich an warmen Tagen überschüss­igen Strom billig dem Ausland anbietet“, so Raimund Kamm. Frankreich­s hoch verschulde­ter staatliche­r Stromkonze­rn EDF brauche dringend diese Exporteinn­ahmen, um seine Überschuld­ung zu verringern.

Unsinn: Wiederinbe­triebnahme

Bayerns Regierung müsse aufhören, die Bevölkerun­g mit unsinnigen Diskussion­en über Wiederinbe­triebnahme der stillgeleg­ten AKW oder gar den Bau neuer AKW für dumm zu verkaufen, fordert Kamm. „Wir können und müssen mit dem Ausbau von Solar und Wind und begleitend des Stromverbu­nds mit Hochspannu­ngs-gleichstro­m-übertragun­g (HGÜ) und den bereits boomenden Batterien sowie mittelfris­tig der Energiespe­icherung durch Wasserstof­f uns eine saubere und preiswerte Stromverso­rgung aufbauen“, fordert Raimund Kamm.

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Foto: Catrin Weykopf Ein Bild aus der Vergangenh­eit: Raimund Kamm vor dem damals noch aktiven Atomkraftw­erk Gundremmin­gen.

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