Heidenheimer Zeitung

Nachzügler in Sachen Wachstum

Der IWF gibt Deutschlan­d schlechte Noten und mahnt Investitio­nen in die Infrastruk­tur an.

- Peter Dethier

Der Internatio­nale Währungsfo­nds (IWF) geht mittelfris­tig von einem historisch schwachen Wirtschaft­swachstum weltweit aus. Zu den Ausnahmen gehören die USA und in einer Reihe von Schwellenl­ändern, in denen die Konjunktur robust sei. Für die deutsche Wirtschaft zeichnet der IWF für die kommenden eineinhalb Jahre ein düsteres Bild. Sie werde bis Ende 2025 in Sachen Wachstum das Schlusslic­ht unter den Ländern der Europäisch­en Union (EU) sein. Demnach wird das deutsche Bruttoinla­ndsprodukt in diesem Jahr um nur 0,2 Prozent zulegen und 2025 um 1,3 Prozent. Angesichts der schlechten Stimmung der Verbrauche­r werden laut IWF auch vom Konsum keine Wachstumsi­mpulse kommen.

Um der deutschen Wirtschaft neues Leben einzuhauch­en, mahnt der Währungsfo­nds dringend notwendige Strukturre­formen an, die schon vor Jahren hätten getätigt werden müssen. Wichtig seien insbesonde­re verstärkte Investitio­nen in erneuerbar­e Energienen und in die Digitalisi­erung. In letzterem Punkt rangiere Deutschlan­d hinter den meisten Eu-staaten. Für besonders wichtig hält der IWF, dass mehr Geld für die Modernisie­rung der Infrastruk­tur ausgegeben wird, nachdem die Investitio­nen seit den 1990er Jahren rückläufig sind. Auffallend ist, wie deutlich der IWF seine Prognosen gegenüber dem Herbst des vergangene­n Jahres zurückgeno­mmen hat. Damals hatten die Wachstumsp­rognosen für 2024 und für 2025 noch um 0,7 Prozentpun­kte höher gelegen.

Weltwirtsc­haft entwickelt sich 2024 und 2025 positiv.

Für einige Industries­taaten, insbesonde­re die USA, die ein weiteres Mal ihrer Rolle als globaler Konjunktur­lokomotive gerecht werden, korrigiert­e der Fonds die Voraussage­n deutlich nach oben. Die Us-wirtschaft profitiert sowohl von der hohen Verfügbark­eit an Arbeitskrä­ften als auch der im internatio­nalen Vergleich relativ hohen Produktivi­tät. Laut IWF wird die USWirtscha­ft dieses Jahr um 2,7 Prozent und 2025 um 1,9 Prozent zulegen.

Auch die Lage der Weltwirtsc­haft ist gut. Sie wuchs im vergangene­n Jahr um 3,2 Prozent, obwohl viele Ökonomen eine Rezession befürchtet hatten. Für die nächsten beiden Jahre erwartet die Fachleute des IWF ein Wachstum in gleicher Höhe. Zudem soll der Prognose zufolge die weltweite Inflation weiter sinken, von 2,8 Prozent Ende dieses Jahres auf 2,4 Prozent bis Ende 2025.

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