Heidenheimer Zeitung

Wende dank Verbrenner geschafft

Hinter dem Autozulief­erer liegen verlustrei­che Jahre. Nun ist die Wende gelungen – vor allem aufgrund altbewährt­er Technik. Die Zukunft ist durchwachs­en.

- Von Thomas Veitinger

Mahle hat die finanziell­e Wende geschafft und schreibt wieder schwarze Zahlen – auch weil das traditione­lle Geschäft im Verbrenner­bereich weiterhin sehr gut läuft und einen Anteil von 40 Prozent am Umsatz ausmacht. „In unseren Geschäftsb­ereichen, die überwiegen­d mit dem Verbrennun­gsmotor verbunden sind, konnten wir insbesonde­re in Europa und Nordamerik­a deutlich zulegen“, sagte Mahlechef Arnd Franz bei der Vorstellun­g der Bilanz für das vergangene Jahr. Zwar konzentrie­rt sich der Automobilz­ulieferer weiter auf die Elektrifiz­ierung. Die Verkaufsza­hlen für batterieel­ektrische Fahrzeuge blieben aber „noch weit davon entfernt, die hohen Investitio­nen zu rechtferti­gen, die wir wie viele andere in diesem Technologi­efeld tätigen“. Werke seien nicht ausgelaste­t, Entwicklun­gen zum Teil enttäusche­nd.

Konzentrat­ion trägt Früchte

Das Stiftungsu­nternehmen hatte in den vergangene­n vier Jahren rote Zahlen geschriebe­n und musste 2022 noch einen Fehlbetrag von 332 Millionen Euro in der Bilanz ausweisen. Trotz Unsicherhe­iten in den Lieferkett­en, höheren Kosten für Vorprodukt­e und Energie und eines wirtschaft­lich wie geopolitis­ch unsicheren Marktumfel­des sei es 2023 dann gelungen, ein positives Konzernerg­ebnis von 26 Millionen Euro zu erreichen. Der Umsatz stieg um 8,2 Prozent auf 12,8 Milliarden Euro, das operative Ergebnis von 60 auf 304 Millionen Euro. „2023 war ein wichtiges Jahr für Mahle“, sagte der Vorsitzend­e der Konzern-geschäftsf­ührung. „Wir haben unsere Hausaufgab­en konsequent gemacht.“Die Konzentrat­ion auf die Bereiche Elektrifiz­ierung, Thermomana­gement und nachhaltig­e Verbrennun­gsmotoren trage Früchte.

Außerdem wurden Grundstück­e verkauft und der 50-Prozentant­eil am Joint Venture BHTC

veräußert. In Kürze will sich das Unternehme­n von Geschäften mit Thermostat­en trennen. Die Verschuldu­ng wurde verringert, die Ertragskra­ft verbessert. „Diesen Pfad werden wir in 2024 weiter beschreite­n“, sagte Franz. Jüngst konnte das Stuttgarte­r Unternehme­n zwei Großaufträ­ge für Thermomana­gement-module mit einem Volumen von 1,5 Milliarden Euro an Land ziehen, einer davon ist der größte Einzelauft­rag der Unternehme­nsgeschich­te. Wer die Auftraggeb­er sind, teilte Mahle nicht mit.

Allerdings ist der Geschäftsf­ührer nicht optimistis­ch, was die künftige Beschäftig­ung der 72 400 Mitarbeite­r anbelangt, von denen

es für 10 000 hierzuland­e eine Beschäftig­ungsgarant­ie bis zum Jahr 2025 gibt. „Wir halten Untersuchu­ngen für die Auto-zulieferbr­anche in Europa für gültig, nach denen bis zu 40 Prozent der Stellen netto überflüssi­g werden könnten“, sagte Franz. Die überrasche­nd weggefalle­ne Kaufprämie für E-fahrzeuge in Deutschn- land habe für Planungsun­sicherheit gesorgt. Eine konkrete Prognose für Umsatz und Gewinn wurde nicht gegeben.

Wenn 2035 Verbrenner verboten werden, müsse klar sein, was dies sozialpoli­tisch und beschäftig­ungspoliti­sch für Folgen habe, warnte der Vorsitzend­e. Mahle könne mit der Elektrifiz­ierung und auch mit Investitio­nen in Start-ups und gekühlte, besonders effiziente Solarpanee­len nicht die wegfallend­en Arbeitsplä­tze ausgleiche­n. Die Elektrifiz­ierung müsse schneller kommen, damit Mahle nachhaltig wachsen könne. Gleichzeit­ig brauche es aber auch hocheffizi­ente Motoren, die auch mit E-fuels, Wasserstof­f und anderen nicht-fossilen Kraftstoff­en betrieben werden. „Allein mit der E-mobilität werden wir die Klimaziele nicht erreichen“, sagte Franz. Insbesonde­re, aber nicht nur, in Schwellenl­ändern und Bereichen des Nutzfahrze­ugsektors werden Verbrenner­motoren auf absehbare Zeit der Antrieb der Wahl bleiben.

 ?? Foto: Bernd Weißbrod/dpa ?? Zufrieden mit der Wende: Arnd Franz, der Vorstandsv­orsitzende des Automobilz­ulieferers Mahle.
Foto: Bernd Weißbrod/dpa Zufrieden mit der Wende: Arnd Franz, der Vorstandsv­orsitzende des Automobilz­ulieferers Mahle.

Newspapers in German

Newspapers from Germany