Wende dank Verbrenner geschafft
Hinter dem Autozulieferer liegen verlustreiche Jahre. Nun ist die Wende gelungen – vor allem aufgrund altbewährter Technik. Die Zukunft ist durchwachsen.
Mahle hat die finanzielle Wende geschafft und schreibt wieder schwarze Zahlen – auch weil das traditionelle Geschäft im Verbrennerbereich weiterhin sehr gut läuft und einen Anteil von 40 Prozent am Umsatz ausmacht. „In unseren Geschäftsbereichen, die überwiegend mit dem Verbrennungsmotor verbunden sind, konnten wir insbesondere in Europa und Nordamerika deutlich zulegen“, sagte Mahlechef Arnd Franz bei der Vorstellung der Bilanz für das vergangene Jahr. Zwar konzentriert sich der Automobilzulieferer weiter auf die Elektrifizierung. Die Verkaufszahlen für batterieelektrische Fahrzeuge blieben aber „noch weit davon entfernt, die hohen Investitionen zu rechtfertigen, die wir wie viele andere in diesem Technologiefeld tätigen“. Werke seien nicht ausgelastet, Entwicklungen zum Teil enttäuschend.
Konzentration trägt Früchte
Das Stiftungsunternehmen hatte in den vergangenen vier Jahren rote Zahlen geschrieben und musste 2022 noch einen Fehlbetrag von 332 Millionen Euro in der Bilanz ausweisen. Trotz Unsicherheiten in den Lieferketten, höheren Kosten für Vorprodukte und Energie und eines wirtschaftlich wie geopolitisch unsicheren Marktumfeldes sei es 2023 dann gelungen, ein positives Konzernergebnis von 26 Millionen Euro zu erreichen. Der Umsatz stieg um 8,2 Prozent auf 12,8 Milliarden Euro, das operative Ergebnis von 60 auf 304 Millionen Euro. „2023 war ein wichtiges Jahr für Mahle“, sagte der Vorsitzende der Konzern-geschäftsführung. „Wir haben unsere Hausaufgaben konsequent gemacht.“Die Konzentration auf die Bereiche Elektrifizierung, Thermomanagement und nachhaltige Verbrennungsmotoren trage Früchte.
Außerdem wurden Grundstücke verkauft und der 50-Prozentanteil am Joint Venture BHTC
veräußert. In Kürze will sich das Unternehmen von Geschäften mit Thermostaten trennen. Die Verschuldung wurde verringert, die Ertragskraft verbessert. „Diesen Pfad werden wir in 2024 weiter beschreiten“, sagte Franz. Jüngst konnte das Stuttgarter Unternehmen zwei Großaufträge für Thermomanagement-module mit einem Volumen von 1,5 Milliarden Euro an Land ziehen, einer davon ist der größte Einzelauftrag der Unternehmensgeschichte. Wer die Auftraggeber sind, teilte Mahle nicht mit.
Allerdings ist der Geschäftsführer nicht optimistisch, was die künftige Beschäftigung der 72 400 Mitarbeiter anbelangt, von denen
es für 10 000 hierzulande eine Beschäftigungsgarantie bis zum Jahr 2025 gibt. „Wir halten Untersuchungen für die Auto-zulieferbranche in Europa für gültig, nach denen bis zu 40 Prozent der Stellen netto überflüssig werden könnten“, sagte Franz. Die überraschend weggefallene Kaufprämie für E-fahrzeuge in Deutschn- land habe für Planungsunsicherheit gesorgt. Eine konkrete Prognose für Umsatz und Gewinn wurde nicht gegeben.
Wenn 2035 Verbrenner verboten werden, müsse klar sein, was dies sozialpolitisch und beschäftigungspolitisch für Folgen habe, warnte der Vorsitzende. Mahle könne mit der Elektrifizierung und auch mit Investitionen in Start-ups und gekühlte, besonders effiziente Solarpaneelen nicht die wegfallenden Arbeitsplätze ausgleichen. Die Elektrifizierung müsse schneller kommen, damit Mahle nachhaltig wachsen könne. Gleichzeitig brauche es aber auch hocheffiziente Motoren, die auch mit E-fuels, Wasserstoff und anderen nicht-fossilen Kraftstoffen betrieben werden. „Allein mit der E-mobilität werden wir die Klimaziele nicht erreichen“, sagte Franz. Insbesondere, aber nicht nur, in Schwellenländern und Bereichen des Nutzfahrzeugsektors werden Verbrennermotoren auf absehbare Zeit der Antrieb der Wahl bleiben.