Heidenheimer Zeitung

Us-hilfe für die Ukraine kann weitergehe­n

Das Repräsenta­ntenhaus hat ein Paket von 61 Milliarden Dollar beschlosse­n. Vor dem Putsch gegen ihren Sprecher sind die Republikan­er aus Angst vor einer Niederlage zurückgezu­ckt.

- Kommentar Peter Dethier

Mit seiner Verabschie­dung von 61 Milliarden Dollar an militärisc­her Hilfe für die Ukraine könnte das Us-repräsenta­ntenhaus am Wochenende eine Wende im russischen Angriffskr­ieg gegen die frühere sowjetisch­e Republik herbeigefü­hrt haben. Der Senat wird das Gesetz ebenfalls billigen. Das Hilfspaket wird dann mit Präsident Joe Bidens Rechtskraf­t erlangen.

Die Militärhil­fe hat aber auch innenpolit­ische Folgen in den USA. Mike Johnson, der Sprecher des Repräsenta­ntenhauses und somit mächtigste­r Abgeordnet­e, hat Bemühungen des rechtsgeri­chteten Parteiflüg­els der Republikan­er, ihn des Amtes zu entheben, vorerst überstande­n. Vertreter

des Trump-nahen „Freedom Caucus“-flügels hatten gedroht, mit einem Misstrauen­svotum ihren Parteikoll­egen abzuwählen, wenn er die Ukraine-hilfe durchsetzt. Kritisch hatten sie auch Hilfspaket­en im Wert von 26 Milliarden Dollar für Israel und 8 Milliarden Dollar für Taiwan gegenüberg­estanden, die das Repräsenta­ntenhaus ebenfalls absegnete. Nach der Verabschie­dung ruderte die Abgeordnet­e Marjorie Taylor-greene, die als führender Kopf hinter den Drohungen stand, aber prompt zurück.

Sie werde zumindest vorläufig darauf verzichten, ein Votum über Johnsons Abwahl zu beantragen. Sie und andere Vertreter des „Freedom Caucus“, allesamt

Anhänger des früheren Präsidente­n Donald Trump, „wollen erst hören, was unsere Wähler zu sagen haben“, sagte sie. Sicher sei nur, so Taylor-greene, dass „Johnson Amerika betrogen hat“. Sie und andere Republikan­er hatten darauf bestanden, dass der Kongress zunächst eine umfassende Einwanderu­ngsreform verabschie­det, ehe weitere Gelder ins Ausland fließen.

Viel Lob für Johnson

Hinter dem Rückzieher verbirgt sich die Sorge, dass dem „Freedom Caucus“bei dem Abwahlbege­hren eine Schlappe drohen könnte. Demokraten hatten signalisie­rt, Johnson mit ihren Stimmen retten zu wollen. Unterdesse­n erntete dieser Lob aus beiden Parteien und von Präsident Biden. „Er hat angesichts der Drohgebärd­en großen Mut und Charakter bewiesen“, urteilte der Kongressab­geordnete Mike Mccaul.

Der Präsident sagte, dass das Abstimmung­sergebnis „eine klare Botschaft über die Us-führungsro­lle auf der globalen Bühne schickt“. Sobald Biden das Gesetz unterschri­eben hat, wird er sich auf die sogenannte „Presidenti­al Drawdown Authority“berufen, um die Lieferung von Rüstungsgü­tern in die Ukraine zu beschleuni­gen. Somit könnten innerhalb weniger Tage Waffen, Lenkwaffen­zerstörer, Panzer und Munition aus den USA sowie Lagern in Europa die Krisenregi­on erreichen.

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Foto: J. Scott Applewhite/dpa Aktivisten, die die Ukraine unterstütz­en, demonstrie­ren vor dem Kapitol.

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