Das Glück in dunklen Zeiten
Timber Timbre stehen für Indie-songs, die ihre Nährstoffe aus Folk und Blues saugen: Live in Schorndorf ein Erlebnis.
Er wolle „die Hörer an einen freundlichen, etwas surrealen, aber ungeschützten Ort mitnehmen“, hat Taylor Kirk, Sänger und Songwriter von Timber Timbre, einmal gesagt. Mit einem Folk der trostlosen Weite und der einsamen Nächte hatte sich die kanadische Band in die Herzen der Indie-fans gespielt, Americana, Blues und Co auf Insider-alben eine dunkle Färbung gegeben. Auf dem jüngsten Album „Lovage“spielt Kirk auch mit Pop-mustern, hellt die chamois-triefenden Farbtöne des eigenen Sounds mit leuchtfarbigen Sing-along-momenten auf. Beim Tourstopp in der Schorndorfer Manufaktur aber nur in Spuren.
Eröffnet wird der Konzertabend vom Schweizer Dino Brandão. Der Mann mit der Mundart in der Sprache und der Soulschwingung in der Stimme wurde durch das gemeinsam mit Sophie Hunger und Faber eingespielte Album „Ich liebe Dich“in der Heimat ins grelle Scheinwerferlicht katapultiert.
Das wird beim Konzert von Timber Timbre gegen permanentes Rotlicht eingetauscht, der Chef ganz hinten fast vom Dunkel verschluckt. Die Band ist sichtlich wohlgestimmt. Kirk, bekannt für schroffen Live-sarkasmus, scheint den Blick in die vielen textsicheren Gesichter zu lieben. Das sei fast schon eine Rock ’n‘ Roll-show oder so ähnlich, bemerkt er und bringt seinen mumpfig-verhallten Bass in Schwingung, gräbt sich durch Sumpfgebiete. Selbst die neuen, im Studio so perfekt produzierten Songs klingen live nach den besten Timber-timbre-zeiten. Die Band wagt sich in Improvisationen ins Nirgendwo zwischen Krautrock, Klingklang und Jazz-versuchung.
Am Ende dann aber dann doch noch ein „Best of“, oder so ähnlich: eine Vier-song-zugabe von „Black Water“bis „Do I Have Power“vom begeisterten Publikum herbeiapplaudiert. Die Fans lassen nicht locker. Mit verstimmter Gitarre und einzigartiger Stimme, die sich locker in die Reihe der ganz großen Vokalcharismatiker einreihen lässt, gibt es solo noch mehr – und zum Schluss „Demon Host“, dunkel und glücksbringend.