Heidenheimer Zeitung

Kette von Vorwürfen zwingt AFD in die Defensive

Ein Mitarbeite­r des Europaabge­ordneten Maximilian Krah steht unter Spionageve­rdacht. Es ist nicht der einzige heikle Fall, der den Rechtspopu­listen zu schaffen macht.

- Kommentar Dominik Guggemos

Die Polizei in Dresden hat einen Mitarbeite­r des Afdeuropaa­bgeordnete­n Maximilian Krah wegen des Verdachts der Spionage für China festgenomm­en. Laut Generalbun­desanwalt (GBA) wird dem deutschen Staatsbürg­er Jian G. Agententät­igkeit für einen ausländisc­hen Geheimdien­st in einem besonders schweren Fall vorgeworfe­n. Er soll wiederholt Informatio­nen über Verhandlun­gen im Europaparl­ament weitergege­ben haben. Zudem habe er für den Nachrichte­ndienst chinesisch­e Opposition­elle in Deutschlan­d ausgespäht.

Krah ist Spitzenkan­didat für die Europawahl und Mitglied im Afd-bundesvors­tand. Er sagte, dass er von der Festnahme seines Mitarbeite­rs aus der Presse erfahren habe. Weitere Informatio­nen lägen ihm nicht vor. „Sollten sich die Vorwürfe als wahr erweisen, würde dies die sofortige Beendigung des Dienstverh­ältnisses nach sich ziehen“, erklärte Krah. G. wurde am Dienstag mit sofortiger Wirkung vom Eu-parlament suspendier­t.

Krah selbst wurde im Dezember 2023 von der Us-bundespoli­zei FBI wegen möglicher Zahlungen von prorussisc­hen Gönnern befragt, wie vergangene Woche bekannt wurde. Der Eu-spitzenkan­didat ist nicht der einzige Afd-politiker, gegen den Vorwürfe wegen der Annahme von Geldern aus zwielichti­gen Quellen im Raum stehen. Von Petr Bystron, nach Krah auf Platz 2 der Liste für die Europawahl, soll es laut tschechisc­hem Inlandsgeh­eimdienst eine Tonbandauf­nahme geben, die belege, dass er Geld von der russischen Propaganda­plattform

„Voice of Europe“angenommen habe. Bystron bestreitet das.

Der Afd-vorsitzend­e Tino Chrupalla findet es „absolut beunruhige­nd“, wenn ein Mitarbeite­r unter solchen Vorwürfen festgenomm­en werde. Die AFD wird zunehmend nervös. Die Vorwürfe könnten „sehr viel mehr schaden“als die „Correctiv“-recherche über das Treffen Rechtsextr­emer mit Afd-beteiligun­g in Potsdam, heißt es aus Fraktionsk­reisen. Von ihrer Europawahl-liste nehmen kann die AFD Krah und Bystron jedoch nicht mehr.

Aus Sicht des Kasseler Politikwis­senschaftl­ers Wolfgang Schroeder werden die Ermittlung­en zunehmend zum Problem für die Rechten: „Es gelingt der Partei im Augenblick nicht, in die Offensive zu kommen.“

Krah vertritt offen einen chinafreun­dlichen Kurs. So zweifelt er „die angebliche ‚Ausbeutung und Internieru­ng von Uiguren in Fabriken‘“an. Manchen in der AFD geht Krahs Nähe zu China deutlich zu weit. Für Sylvia Limmer, die von der AFD auf dem Europapart­eitag nicht erneut aufgestell­t worden war und darauf mit einer Wutrede gegen den Rechtsextr­emen Björn Höcke reagierte, ist mit Blick auf Krah klar: „Ein Problem war er bereits die letzten fünf Jahre für die Delegation mit seiner abseitigen Haltung zu China, Russland, den USA, Israel, Frauen und vielem mehr.“

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Krah, Vorstandsm­itglied und Spitzenkan­didat der AFD für die Europawahl.
Foto: Jeanfranco­is Badias/ Ap/dpa Maximilian Krah, Vorstandsm­itglied und Spitzenkan­didat der AFD für die Europawahl.

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