Immer mehr Gewalt an Schulen
Bedrohung, Körperverletzung und Raub: An vielen Schulen wird das Klima immer härter.
Stuttgart. Die Zahl der Gewalttaten an Schulen hat laut Innenministerium zugenommen: So wurden im vergangenen Jahr 2545 Straftaten gegenüber Schülern und Lehrern in Baden-württemberg erfasst. Im Vorjahr waren es noch 2243 – eine Zunahme um 13,5 Prozent. Die Zahl der Opfer stieg auf 2838 im vergangenen Jahr: 141 Lehrkräfte und 2697 Schülerinnen und Schüler. Im Jahr zuvor waren es 2557 Opfer. Die Lehrergewerkschaft GEW fordert mehr Schulsozialarbeiter und -psychologen. Der Landessschülerbeirat dringt auf unabhängige Meldestellen für Schülerinnen und Schüler.
Die meisten Straftaten sind laut Sicherheitsbericht Rohheitsdelikte: Rund 52 Prozent entfallen auf vorsätzliche leichte Körperverletzungen sowie etwa 16 Prozent auf gefährliche Körperverletzungen. Rund 18 Prozent sind Bedrohungsdelikte. Weil sich Täter und Opfer in den meisten Fällen kennen würden, liegt die Aufklärungsquote auf einem sehr hohen Niveau. Der Sicherheitsbericht wird durch das Innenministerium vor allem auf Basis der Kriminalitätsstatistik erstellt und enthält zusätzliche Erklärungen zu den Zahlen.
Zwei Schüler sind im vergangenen Jahr getötet worden. Fünf Schülerinnen und 25 Schüler seien schwer verletzt worden. Rund 56 Prozent der Opfer seien leicht verletzt worden, rund 41 Prozent nicht. Die aktuellen Zahlen liegen deutlich über denen aus dem Jahr 2019 – dem letzten Jahr vor der Pandemie. So wurden damals 1975 Fälle von Gewalt an Schulen und 2330 Opfer erfasst.
Schüler fordern Meldestellen
Die GEW verweist auch auf eine bundesweite Zunahme von Jugendgewalt und auf zunehmende Gewalt über soziale Medien, über Kommunikationsplattformen. Dort gehe es um verbale und psychische Gewalt vor allem zwischen Jugendlichen – aber auch zwischen Schülern und Pädagogen, sagte Landesgeschäftsführer Matthias Schneider. Die GEW forderte Schulsozialarbeit an allen Schulen, auch an Grundschulen. Zudem brauche es mehr Schulpsychologen.
Der Landesschülerbeirat forderte unabhängige Meldestellen für Schülerinnen und Schüler. An diese sollten sich die Kinder und Jugendlichen wenden können, wenn sie Opfer etwa von Gewalt, Diskriminierung und Rassismus geworden seien, hieß es in einer Mitteilung.
Schülerinnen und Schüler würden „oft nicht ernst genommen“werden, wenn sie sich mit solchen Problemen an Lehrer oder Schulleitung wenden würden. „Durch eine neutrale Perspektive könnten effektive Maßnahmen ergriffen werden, um den Opfern zu helfen, ohne dass sie Nachteile befürchten müssen.“