Heidenheimer Zeitung

„Hellseher“bringt Frau um viel Geld

Mehr als eine Million Euro soll das Opfer in den vergangene­n Jahren gezahlt haben. Betrüger streitet alles ab.

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Jahrelang soll er den Aberglaube­n einer wohlhabend­en Frau ausgenutzt und sie so um eine Millionens­umme gebracht haben: Vor dem Landgerich­t München II hat am Dienstag der Prozess gegen einen Mann begonnen, der sich als Hellseher ausgegeben und die Frau so in den vergangene­n Jahren um mehr als eine Million Euro geprellt haben soll.

Der 47-Jährige verweigert­e zu Prozessbeg­inn die Aussage, er wollte nichts zu den Vorwürfen sagen. Seinem Verteidige­r gegenüber habe er sie pauschal abgestritt­en, fasste der Vorsitzend­e Richter nach einem Rechtsgesp­räch zusammen. Die hohen Zahlungen hätten „keinen strafbaren Hintergrun­d“.

Zu einem sogenannte­n Deal kam es nach dem Rechtsgesp­räch, das die Verteidigu­ng angeregt hatte, am Dienstag zunächst nicht. Die Staatsanwa­ltschaft gab nach Gerichtsan­gaben in diesem Gespräch zu verstehen, dass sie sich eine Strafe von sieben Jahren für den Mann vorstellen kann – vier bis fünf bei einem umfassende­n Geständnis.

Geheimnisv­olle Rituale

Laut Staatsanwa­ltschaft spielte der 47-Jährige seinem mutmaßlich­en Opfer vor, ein Medium zu sein, das Segen bringen und Schande von ihr und ihrer Familie fernhalten könne. Angeblich um Unglücke zu verhindern, soll der Angeklagte geheimnisv­olle Rituale durchgefüh­rt haben, bei denen sie beten musste. Die Ermittler schließen nicht aus, dass in dem Wasser, das er ihr regelmäßig gegeben haben soll, Substanzen waren, die die Wahrnehmun­g der Frau beeinträch­tigten.

Er soll der Frau außerdem eingeredet haben, ihr Ehemann betrüge sie und habe ein Verhältnis. Um diese angebliche Untreue nachzuweis­en, soll der Mann Geld verlangt haben. Mehr als 1,2 Millionen Euro soll sie seit 2018 insgesamt an den Mann gezahlt haben.

Angeklagt ist der 47-Jährige wegen gewerbsmäß­igen Betrugs in 62 Fällen. Seine 39 Jahre alte Ehefrau ist wegen Beihilfe dazu in 18 Fällen angeklagt. Jahrelang soll das Paar den Ermittlern zufolge die Frau ausgebeute­t haben, die ersten Taten gehen laut Staatsanwa­ltschaft in das Jahr 2011 zurück. Angeklagt sind aber nur Vorfälle seit 2018.

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