Entwicklung statt Abstiegskampf
Der DFB reformiert den U17- und U19-wettbewerb. Die neue Nachwuchsliga soll den Fokus auf die individuelle Entwicklung der Spieler lenken.
U19- und U17-dfb-nachwuchsliga: So heißen die wichtigsten Junioren-wettbewerbe im deutschen Fußball ab der kommenden Saison. Die A- und B-junioren-bundesliga sind dann Geschichte. Durch die Abkehr vom Begriff „Bundesliga“will der DFB den Fokus auf die Entwicklung der Talenter lenken. Ebden die soll, so will es der DFB in seiner Reform des Jugendfußballs, ab der Saison 2024/25 noch stärker zur Geltung kommen. Dahinter verbirgt sich weit mehr, als eine schlichte Namensänderung.
Bisher waren sowohl U17- als auch U19-bundesliga in die Staffeln Nord/nordost, Süd/südwest und West mit jeweils 14 Teams eingeteilt. Am Ende der regulären Saison folgten zwei Halbfinals und das Endspiel um die deutsche Meisterschaft. Auf- und Abstieg waren ähnlich geregelt wie bei den Profis. So mussten am Saisonende drei Mannschaften die Jugend-bundesliga verlassen, deren Platz drei aus den untergeordneten Ligen eingenommen haben.
Die Strukturreform des DFB sieht vor, dass künftig alle Vereine mit einem Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) sportlich dauerhaft für die Dfb-nachwuchsliga qualifiziert sind. Aktuell sind das 58 Klubs – alle 36 aus der ersten und zweiten Liga, 14 aus der dritten Liga und acht aus den Regionalligen. Zusätzlich soll das Feld durch Nachwuchsmannschaften aus den besten Vereinen ohne NLZ aufgefüllt werden. Wie der DFB berichtet, ist die genaue Anzahl der teilnehmenden Teams nicht gedeckelt und kann pro Saison variieren.
Klar ist: Das Teilnehmerfeld wird in regionale Staffeln mit maximal acht Mannschaften eingeteilt. Nach der Vorrunde in diesen Gruppen teilt sich das Feld für die Hauptrunde in eine Liga
A und B auf. Die Liga A wird erneut in einer Gruppenphase ausgespielt, an deren Ende die besten Teams im Turniermodus den
deutschen Meister ermitteln. Zur Liga B stoßen die elf besten Mannschaften aus den zweithöchsten Spielklassen unterhalb der Dfb-nachwuchsliga hinzu. Wie in der Vorrunde werden Achtergruppen gebildet und 14 Spieltage gespielt. Vereine ohne NLZ, die in ihrer Gruppe mindestens Vierter werden, dürfen in der Folgesaison wieder in der Dfbnachwuchsliga mitspielen. Wer am Ende schlechter als Platz vier abschließt, steigt ab – Nlz-teams ausgenommen. Dadurch kann die Teilnehmerzahl der Nachwuchszu-ndliga von Saison zu Saison variieren.
„Wir stehen der Reform sehr positiv gegenüber“, sagt Robert Strauß, Bereichsleiter Sport beim 1. FC Heidenheim. Die Umstrukturierung
ermögliche die „klare Fokussierung auf die Entwicklung der einzelnen Spieler“. Der reine Ergebnisdruck rücke derweil etwas in den Hintergrund. Auch die Dfb-verantwortlichen waren der Meinung, dass „reine Misserfolgsvermeidung“die Entwicklung von Spielern bremse statt fördere. „Das neue Modell betont das natürliche Streben nach Erfolg und Siegen“, so der Verband.
Für Robert Lechleiter, Nlzleiter bei Drittligist SSV Ulm 1846 Fußball, sind die Veränderungen ein „absoluter Mehrwert für Spieler und Verein“: Dass Nlz-mannschaften nicht absteigen können, hat für Lechleiter einen großen Vorteil: „Der Druck auf die Trainer fällt weg. Jetzt können auch in Spielen Schwerpunkte gesetzt werden.“
Vorfreude bei den Ulmern
Michael Weiß, Jugendleiter bei Oberligist SG Sonnenhof Großaspach, sieht das kritischer: Ohne Abstiegsgefahr sieht er „die Problematik, dass wir U19-jugendspieler völlig unvorbereitet in die Realität des knallharten Ergebnisfußball der Männer werfen“. Die SG spielt mit ihren U17- und U19teams in der Jugend-oberliga. Grundsätzlich sagt Weiß aber: „In Summe eine mutige und in vielen Punkten gute Reform.“
Während die Großaspacher vorerst kein NLZ planen, hat der SSV Ulm seit 2022 und der 1. FC Heidenheim seit 2014 ein vom DFB anerkanntes NLZ. Das neue System könne laut Strauß und Lechleiter für mehr Durchlässigkeit zu den Profis sorgen. Ebenfalls neu: Ab der Saison 2024/25 sollen sieben Spielerwechsel (sechs Feldspieler plus Torwart) möglich sein. Die Ulmer sind guter Dinge. Lechleiter: „Wir dürfen uns mit den besten NLZ in der Region messen. Wir freuen uns wahnsinnig drauf.“