Peinlicher Höhepunkt
Der Prozess gegen Donald Trump wird von den Aussagen der ehemaligen Pornodarstellerin Stormy Daniels erschüttert.
Mit der Vernehmung der früheren Porno-darstellerin Stormy Daniels ist der voraussichtlich einzige Strafprozess gegen Donald Trump, der vor der Us-präsidentschaftswahl stattfinden wird, in eine entscheidende Phase gegangen. Rechtsexperten glauben, dass Daniels detaillierte Beschreibung einer intimen Begegnung mit Trump der Glaubwürdigkeit des republikanischen Spitzenkandidaten schwer geschadet hat. Unklar ist aber, ob das für einen Schuldspruch reichen und Präsident Joe Biden im Wahlkampf helfen wird.
Vorgeworfen wird Trump, Geschäftsunterlagen gefälscht zu haben, um die Affäre mit Daniels zu kaschieren und sich 2016 einen Vorteil im Rennen um die Präsidentschaft zu verschaffen. Bei früheren Zeugenauftritten wirkte Trump gelangweilt, schloss für längere Zeit die Augen und bestritt anschließend, eingeschlafen zu sein. Ganz anders aber, als Daniels im Zeugenstand Platz nahm. Mit mürrischem Gesichtsausdruck
starrte er die 45-Jährige an. Als sie Einzelheiten der sexuellen Begegnung beschrieb, die 2006 in einem Hotelzimmer in Lake Tahoe, Nevada, stattgefunden haben soll, schüttelte der Expräsident den Kopf. Richter Juan Merchan bezeichnete einige Details als Dinge, die besser nicht gesagt worden wären. Daniels beschrieb, dass Trump sie in Unterhose auf dem Bett erwartet habe und sie ihn aus Spaß mit einem zusammengerollten Magazin auf den Hintern geschlagen habe. Der Sex fand laut Daniels in Missionarsstellung statt.
Wurde Trump erpresst?
Zwar versuchten Trumps Anwälte beim Kreuzverhör, das am Donnerstag fortgesetzt wird, die Zeugin zu diskreditieren. „Sie hassen den Angeklagten“, sagte seine Anwältin Susan Necheles. Zudem habe die Zeugin Trump erpressen wollen. Das wiederum wies Daniels entschieden zurück. Vielmehr sei Trumps in Ungnade gefallener Anwalt Michael Cohen 2016 im Auftrag seines Chefs an sie herangetreten. Cohen habe ihr 130.000 Dollar angeboten, wenn sie darauf verzichtet, die zehn Jahre alte Affäre wenige Wochen vor der Wahl an die Boulevardpresse zu verkaufen.
Beobachter sehen in Daniels Auftritt schon deswegen einen wichtigen Etappensieg für die Staatsanwaltschaft, weil der Richter den Antrag von Trumps Anwälten auf einen „Fehlprozess“kurzerhand ablehnte. Unterdessen scheint das Strafverfahren den Ambitionen des Republikaners auf die Präsidentschaft keinen Abbruch zu tun. Zwar liegen Biden und Trump in einem Kopfan-kopf-rennen. Seit Prozessbeginn hat Trump aber leicht zugelegt und wird wieder als Favorit gehandelt. Den Grund dafür könnte eine neue Umfrage des Nachrichtensenders PBS und der Universität Marist College verraten. Demnach erklärten 55 Prozent der befragten Wähler, dass sie den Prozess gar nicht verfolgen.