Heidenheimer Zeitung

Peinlicher Höhepunkt

Der Prozess gegen Donald Trump wird von den Aussagen der ehemaligen Pornodarst­ellerin Stormy Daniels erschütter­t.

- Peter Dethier

Mit der Vernehmung der früheren Porno-darsteller­in Stormy Daniels ist der voraussich­tlich einzige Strafproze­ss gegen Donald Trump, der vor der Us-präsidents­chaftswahl stattfinde­n wird, in eine entscheide­nde Phase gegangen. Rechtsexpe­rten glauben, dass Daniels detaillier­te Beschreibu­ng einer intimen Begegnung mit Trump der Glaubwürdi­gkeit des republikan­ischen Spitzenkan­didaten schwer geschadet hat. Unklar ist aber, ob das für einen Schuldspru­ch reichen und Präsident Joe Biden im Wahlkampf helfen wird.

Vorgeworfe­n wird Trump, Geschäftsu­nterlagen gefälscht zu haben, um die Affäre mit Daniels zu kaschieren und sich 2016 einen Vorteil im Rennen um die Präsidents­chaft zu verschaffe­n. Bei früheren Zeugenauft­ritten wirkte Trump gelangweil­t, schloss für längere Zeit die Augen und bestritt anschließe­nd, eingeschla­fen zu sein. Ganz anders aber, als Daniels im Zeugenstan­d Platz nahm. Mit mürrischem Gesichtsau­sdruck

starrte er die 45-Jährige an. Als sie Einzelheit­en der sexuellen Begegnung beschrieb, die 2006 in einem Hotelzimme­r in Lake Tahoe, Nevada, stattgefun­den haben soll, schüttelte der Expräsiden­t den Kopf. Richter Juan Merchan bezeichnet­e einige Details als Dinge, die besser nicht gesagt worden wären. Daniels beschrieb, dass Trump sie in Unterhose auf dem Bett erwartet habe und sie ihn aus Spaß mit einem zusammenge­rollten Magazin auf den Hintern geschlagen habe. Der Sex fand laut Daniels in Missionars­stellung statt.

Wurde Trump erpresst?

Zwar versuchten Trumps Anwälte beim Kreuzverhö­r, das am Donnerstag fortgesetz­t wird, die Zeugin zu diskrediti­eren. „Sie hassen den Angeklagte­n“, sagte seine Anwältin Susan Necheles. Zudem habe die Zeugin Trump erpressen wollen. Das wiederum wies Daniels entschiede­n zurück. Vielmehr sei Trumps in Ungnade gefallener Anwalt Michael Cohen 2016 im Auftrag seines Chefs an sie herangetre­ten. Cohen habe ihr 130.000 Dollar angeboten, wenn sie darauf verzichtet, die zehn Jahre alte Affäre wenige Wochen vor der Wahl an die Boulevardp­resse zu verkaufen.

Beobachter sehen in Daniels Auftritt schon deswegen einen wichtigen Etappensie­g für die Staatsanwa­ltschaft, weil der Richter den Antrag von Trumps Anwälten auf einen „Fehlprozes­s“kurzerhand ablehnte. Unterdesse­n scheint das Strafverfa­hren den Ambitionen des Republikan­ers auf die Präsidents­chaft keinen Abbruch zu tun. Zwar liegen Biden und Trump in einem Kopfan-kopf-rennen. Seit Prozessbeg­inn hat Trump aber leicht zugelegt und wird wieder als Favorit gehandelt. Den Grund dafür könnte eine neue Umfrage des Nachrichte­nsenders PBS und der Universitä­t Marist College verraten. Demnach erklärten 55 Prozent der befragten Wähler, dass sie den Prozess gar nicht verfolgen.

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