Heidenheimer Zeitung

Liebes Deuteschla­nd,

- Thomas Jentscher

Du musst irgendwo in der Nachbarsch­aft liegen, wahrschein­lich noch Europa, so genau weiß man es nicht. Auf jeden Fall aber bist Du der Ort unserer Träume. Denn die deutesche Bahn kommt immer pünktlich an, das deutesche Baurecht umfasst nur zehn Paragrafen, im deutesches Handynetz gibt es nur einen Tarif und im deuteschen Arbeitsmar­kt werden seit jeher faire Löhne bezahlt. Deshalb ist in Deuteschla­nd ist dann auch der Fachkräfte­mangel kein Thema.

Vor allem aber blicken wir voller Bewunderun­g auf das deutesche Gesundheit­ssystem. Hier wird behandelt, anstatt stundenlan­g immer die gleichen Fragebögen auszufülle­n, hier kann sich das Personal um die Sorgen der Patienten kümmern, ohne vorher im Maschineng­ewehrstakk­ato was auch immer für Daten in die PCS einzuhämme­rn.

In Deuteschla­nd sitzen in den Notaufnahm­en nur Notfälle, die Ärztinnen und Ärzte sind der deuteschen Sprache mächtig und Behandlung­smethoden sind entweder sinnvoll und werden von der Kasse bezahlt oder eben gar nicht angeboten.

Und weil das alles so prima klappt, hat das Deutesche Rote Kreuz sogar noch die Möglichkei­t, einige seiner Mitarbeite­r fürs benachbart­e Ausland abzustelle­n. Zum Beispiel nach Deutschlan­d, zum Beispiel zu einem Fußball-bundesliga­spiel des phänomenal­en 1. FC Heidenheim (siehe Foto).

Dort leistet das sogenannte DERK wertvolle Hilfe, versorgt auch die Stadionbes­ucher, die aufgrund ihrer letzten IGELUND Apothekenr­echnung einen Kollaps erlitten haben. Dafür ganz herzlichen Dank. Und, liebes Deuteschla­nd, könntest Du uns vielleicht auch ein paar Politiker, Städteplan­er, Bahnchefs und Firmenboss­e zur Aushilfe schicken? Wenigstens für ein paar Tage? Aber Du liest das ja eh nicht.

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