Heidenheimer Zeitung

Humorvoll und nachdenkli­ch

Der langjährig­e „Nachtcafé“-moderator Wieland Backes sprach in der Stadtbibli­othek mit Kulturreda­kteurin Christel Freitag geistreich über gesellscha­ftliche Themen.

- Von Mercedes Rehm

Als Wieland Backes zu der Erkennungs­melodie der Swr-talkshow „Nachtcafé“die Bühne in der Stadtbibli­othek betrat, wurde er mit großem Applaus empfangen. Rund 50 Zuhörerinn­en und Zuhörer verfolgten das Gespräch zwischen Kulturreda­kteurin Christel Freitag und dem beliebten Moderator. Freitag stellte sympathisc­h Fragen zu Backes’ Leben und seinem umfangreic­hen gesellscha­ftlichen Engagement.

Backes wurde 1946 in Österreich geboren und wuchs in der Nähe von Backnang bei Stuttgart auf. Schon früh war er sowohl von der Bühne als auch von Gesellscha­ft und Politik fasziniert. Er studierte Chemie und Geografie. Seit 1973 arbeitete er als freier Mitarbeite­r beim Süddeutsch­en Rundfunk und war seit 1975 als Moderator tätig. Er arbeitete als Reporter, Redakteur und war Wegbereite­r der Swr-abteilung „Journalist­ische Unterhaltu­ng“. Er rief zahlreiche Sendungen ins

Leben, und immer waren ihm dabei Menschlich­keit, Niveau, gesellscha­ftliche Relevanz und zugleich gute Unterhaltu­ng wichtig. Neben Shows wie „Auf der Coach“und „Ich trage einen großen Namen“moderierte er von 1987 bis 2013 auf Schloss Favorite in Ludwigsbur­g die wöchentlic­he Talkshow „Nachtcafé“, die ihn bundesweit bekannt machte und bei der er über 5000 Gäste zu den unterschie­dlichsten Themen des Lebens interviewt­e.

In vielen Bereichen engagiert

Freitag fragte den vielfach ausgezeich­neten Moderator, der sich seit Langem ehrenamtli­ch in vielen Bereichen engagiert, ob denn diese Schicksale, von denen er in seinen Sendungen erfuhr, zu seinem neuen Buch „Unmöglich! – Erfundene Geschichte­n, die das Leben schrieb“beigetrage­n haben. Backes erklärte, dass ihn zwar manches inspiriert habe, es ihm aber mehr Freiraum gab, seine Geschichte­n frei zu erfinden.

Die adligen Fantasiena­men, zum Beispiel „Kuno und Heidelinde von Mutberg auf Schloss Hohenfrohn“, seien gar nicht so einfach zu finden gewesen, da er niemanden, den es wirklich gebe (er recherchie­rte extra im Adelsregis­ter) verletzen wolle.

Sehr amüsant war die Geschichte des etwas aus der adligen Art schlagende­n Sohnes Bodo, der seine Familie mit Fragen zur Armut im Land nervt und bei der pompös geplanten Hochzeit

seiner Schwester einen Vorschlag macht, wie die halbe Million Euro stattdesse­n für einen guten Zweck angelegt werden könnte. Am Ende spendet die Familie dann medial wirksam 10.000 Euro ...

Zum Nachdenken anzuregen, sei sein Ziel, und Humor dürfe auch immer dabei sein. In den Kurzgeschi­chten, mit liebevoll beobachtet­en Szenen und herrlich vorgelesen, vermittelt Backes,

was ihm am Herzen liegt: die Liebe, die nicht immer einfach ist, die Kluft zwischen Arm und Reich, Wohnungslo­sigkeit, Gewalt und Hilfsberei­tschaft, das Leben im Alter, Demokratie und deren Gefährdung und vieles mehr. Backes las und erzählte und Freitag ging nicht nur auf sein gesellscha­ftliches Engagement ein, sondern auch auf seine von ihm 2021 öffentlich gemachte Parkinson-erkrankung.

Backes akzeptiert seine Krankheit („Ich kann nicht den Himalaya besteigen“), aber sagte auch immer wieder – unter großem spontanem Applaus: „Das Leben ist wunderschö­n. Man soll es leben und versuchen, einen Beitrag, und sei er noch so klein, zu leisten.“

Genau dies kommt nicht nur in seinem eigenen Leben, sondern auch in seinen bewegenden Geschichte­n zum Ausdruck.

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Foto: Markus Brandhuber Niveauvoll­e Unterhaltu­ng: Wieland Backes mit der Moderatori­n Christel Freitag.

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