Heidenheimer Zeitung

Opulentes Spektakel

Die Science-fiction-saga „Planet der Affen“geht weiter. Diesmal lehnt sich ein Schimpanse gegen einen Gorilla auf, der Primaten versklavt.

- Von Cordula Dieckmann, dpa

Eine Verfilmung seines Romans „Der Planet der Affen“hielt der Autor Pierre Boulle (1912–1994) anfangs für völlig ausgeschlo­ssen. „Affen spielen zu lassen, wäre absolut grotesk“, befand der Franzose in den 1960er-jahren in einem Interview. „Es bestand die Gefahr, dass es ins Lächerlich­e abrutschen würde.“Doch der Franzose täuschte sich. Als 1968 der Film ins Kino kam, waren die Menschen begeistert. Die Geschichte über Menschen und intelligen­te Affen wurde Grundlage für eine vielteilig­e Saga. Nun kommt erneut ein Film ins Kino. „Der Planet der Affen: New Kingdom“ist der vierte Teil einer Neuauflage der Science-fiction-reihe und wird von Millionen Fans schon sehnsüchti­g erwartet.

Zunächst ein Rückblick: Im letzten Abenteuer, „Survival“, waren die Affen in einen erbitterte­n Kampf mit der militärisc­hen Spezialtru­ppe Alpha-omega verwickelt, angeführt vom skrupellos­en Colonel Mccullough (Woody Harrelson). Der weise Schimpanse Caesar (Andy Serkis) träumt von einer friedliche­n Co-existenz von Menschen und verschiede­nen Affen, doch vergeblich. Am Ende stirbt er als Held und lässt sein Volk untröstlic­h zurück.

Der neue Film, der vor allem in Australien gedreht wurde, handelt Jahrzehnte später. Die Menschen spielen kaum mehr eine Rolle, seit sie durch ein Virus die Fähigkeit des Sprechens verloren haben. Wie Tiere hausen sie in der Wildnis. Auch die Schimpanse­n leben zurückgezo­gen, tief im

Dschungel. Sprechen können sie verwandelt hat, sind sehenswert. noch, aber das Lesen und andere Und es gibt nette Kleinigkei­ten, Fertigkeit­en haben sie verlernt. etwa als Raka dem unwissende­n Ihr Dasein ist friedlich, bis eine Noa erklären will, was Bücher brutale Gorillahor­de die Siedlung sind: „eine altmodisch­e Art, Ideallende­n überfällt, niederbren­nt und zu speichern“. verschlepp­t. Wie schon die ersten drei Teile

Nur der junge Schimpanse Noa wurde auch dieser Film mit (Owen Teague) entgeht ihnen. dem Motion-capture-verfahren gedreht, bei dem echte Schauspiel­er als Affen agieren und dann mithilfe digitaler Technik im Film als Tiere erscheinen. Als Berater fungierte Andy Serkis, der die Mimik, den Gang und das ganze Auftreten von Caesar in den ersten drei Teilen perfekt beherrscht hatte. „Andy hat uns geholfen, die anatomisch­en Unterschie­de zwischen den Körpern von Menschen und den spezifisch­en Affenarten zu verstehen, die wir spielten“, sagte Owen Teague.

Immer wieder baut Ball Anklänge an die alten Filme ein, die

Wütend beschließt er, sein Volk zu befreien. Eine lebensgefä­hrliche Reise beginnt, die ihn mit Dingen konfrontie­rt, die er bis dahin nicht kannte. Menschen zum Beispiel wie das Mädchen Mae (Freya Allan), das ihn hartnäckig verfolgt. Ohne den uralten OrangUtan Raka (Peter Macon) wäre Noa wohl verloren. Raka kannte noch den legendären Caesar und vermittelt Noa dessen Weisheiten, vor allem diesen einen Satz: „Affen töten keine Affen“.

Lohnt sich der Film? Auf jeden Fall – und unbedingt auf großer Leinwand im Kino. Wer sich den 138 Minuten langen Streifen fürs heimische Sofakino aufheben will, verpasst das Beste. „Maze Runner“-regisseur Wes Ball setzt auf opulente Optik, fantastisc­he Effekte und eine großartige Technik. Allein die verfallene­n Städte, die sich die Natur nach dem Verschwind­en der Menschen zurückerob­ert und in üppige Urwälder bis Mitte der 1970er-jahre entstanden. So etwa, als die Gorillas Jagd auf die Menschen machen, die wie eine Tierherde an einer Wasserstel­le trinken, und sie durch meterhohes Gras treiben, um sie am Ende mit Schleppnet­zen zu fangen.

Doch trotz der hervorrage­nden Schauspiel­er und der epischen Bilder hat der Film auch ein paar Schwächen. Vor allem zu Beginn schleppt sich die Geschichte dahin und nimmt erst langsam an Fahrt auf. Auch das Ende lässt einige Fragen offen.

Regisseur Wes Ball setzt auf fantastisc­he Effekte für die große Leinwand.

Coming-of-age-geschichte

Thematisch bewegt sich das Abenteuer vor allem auf der zwischenme­nschlichen Ebene. Ball zeigt eine Coming-of-age-geschichte: der junge Noa, der von seinem Vater nicht ernst genommen wird, sich dann aber unter härtesten Umständen beweisen muss, um daran zu wachsen. Interessan­t und zwiespälti­g ist die Figur des Gorilla-anführers Proximus. Er hat die weisen Lehren des verstorben­en Caesar für seine Zwecke umgedeutet und lässt sich wie ein römischer Kaiser bejubeln – als der nächste Caesar, der aber nicht mit Güte regiert, sondern Größenwahn, Machtgier und Grausamkei­t in sich vereint, um sein Ziel einer besseren Welt für die Affen zu erreichen.

Die Geschichte dürfte nach „New Kingdom“weitergehe­n. Der Schlusss macht klar: Das Potenzial künftiger Konflikte und Abenteuer rund um Affen und Menschen ist noch lange nicht ausgeschöp­ft.

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Foto: 20th Century Studios/dpa Will sein Volk befreien: Noa (Owen Teague) steht im Mittelpunk­t von „Planet der Affen: New Kingdom“.

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