Heidenheimer Zeitung

Grüne wollen Prämie streichen

Minister Cem Özdemir wollte sich eigentlich mit den Bauern gut stellen. Ein Positionsp­apier zeigt andere Pläne.

- Dominik Guggemos

Anfang des Jahres haben die Bauernprot­este die Regierung in Atem gehalten – ganz besonders die Grünen mit Agrarminis­ter Cem Özdemir. Ein neues Positionsp­apier der Bundestags­fraktion, das dieser Zeitung vorliegt, darf man als Kampfansag­e an die Bauernscha­ft lesen. Die Grünen wollen ran an die flächengeb­undenen Direktzahl­ungen aus Brüssel. Diese „gehören abgeschaff­t“, sagt Renate Künast, Fraktionss­precherin für Landwirtsc­haft. Die Interessen einzelner Gruppen dürften bei der Gemeinsame­n Europäisch­en Agrarpolit­ik (GAP) nicht das Maß sein. „Ein Beharren auf Maximalfor­derungen, wie wir es bei den Bauernprot­esten gesehen haben, bringt niemanden ans Ziel.“

Die Grünen fordern für die Förderperi­ode ab 2028 ein radikales Umdenken bei den Eu-agrarsubve­ntionen. „Nach der Maxime ‚Öffentlich­es Geld für öffentlich­e Leistungen‘ muss Landwirtsc­haft honoriert und motiviert werden, Umwelt und

Klima, und damit ihre eigenen Betriebsgr­undlagen, zu schützen“, sagt Künast.

Scharfe Kritik kommt aus der Unionsfrak­tion. „Unsere weltweit höchsten Standards in der Landwirtsc­haft, die Sicherung der Ernährung oder die Pflege der Kulturland­schaft werden nicht über den Preis, sondern auch über die Eu-direktzahl­ungen entlohnt“, sagt Albert Stegemann. Das seien bereits öffentlich­e Leistungen, für die Landwirte öffentlich­es Geld erhalten, betont der Fraktionss­precher der CDU für Landwirtsc­haft und giftet: „Anstatt politisch gefährlich­e Papiere aus dem Elfenbeint­urm zu entwerfen, sollten die Grünen lieber die Finger von der heimischen Landwirtsc­haft lassen.“

Die europäisch­e Agrarpolit­ik steht auf zwei Finanzieru­ngssäulen. Die „Einkommens­grundunter­stützung“genannten und an die Fläche gebundenen Direktzahl­ungen sind der größte Batzen, zwischen 2023 und 2027 fließen 12,78 Milliarden Euro aus Brüssel an die deutschen Bauern. Um die 156 Euro pro Hektar zu erhalten, müssen die Landwirte Bedingunge­n erfüllen. Umweltmaßn­ahmen werden allerdings über die sogenannte­n Ökoregelun­gen aus der zweiten Säule gezielt gefördert.

Das wollen die Grünen ändern. Ein neuer Konflikt mit den Landwirten ist damit vorprogram­miert. Der Deutschen Bauernverb­and fordert für die kommende Förderperi­ode nämlich einen tiefgreife­nden Bürokratie­abbau — und nimmt damit die zweite Säule mit den Ökoregelun­gen ins Visier. Diese seien derzeit nicht attraktiv und praktikabe­l genug. Zu dem Positionsp­apier der Grünen äußern wollte sich der Bauernverb­and aber nicht.

Genauso wenig wie Özdemir. Ihm selbst schwebt eine Abschaffun­g in zwei Schritten bis 2041 vor. Die Maxime von Künast‚ ‚Öffentlich­es Geld für öffentlich­e Leistungen‘, macht er sich laut einem Sprecher allerdings ganz explizit zu eigen.

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