Heidenheimer Zeitung

Ampel ringt um spätere Rente

Steht die Rente mit 63 vor dem Ende? Die Bundesregi­erung will Älteren das Arbeiten erleichter­n, sogar die SPD ist dafür. Über den Weg dahin gibt es allerdings unterschie­dliche Vorstellun­gen.

- Michael Gabel

In der Ampel wächst offenbar die Bereitscha­ft, Fachkräfte auch über das Renteneint­rittsalter hinaus im Job zu halten. Nachdem die FDP angekündig­t hatte, die „Rente mit 63“nicht mehr mittragen zu wollen, hat Grünenco-chefin Ricarda Lang jetzt für „Anreize“für diejenigen plädiert, „die über das Renteneint­rittsalter hinaus arbeiten“wollen.

In der SPD zeigt man sich beim Thema Lebensarbe­itszeit gesprächsb­ereit. Das Bundesarbe­itsministe­rium habe „die Sozialpart­ner zu einem Dialog über mögliche Hinderniss­e“auf dem Weg zu längeren Arbeitsmög­lichkeiten eingeladen, sagte der arbeitsund sozialpoli­tische Sprecher der Spd-bundestags­fraktion, Martin Rosemann, dieser Zeitung. „Ich bin offen für Vorschläge aus diesen Gesprächen.“

Er verwies auf die Möglichkei­t, das in Arbeits- und Tarifvertr­ägen vorgesehen­e Renteneint­rittsalter „ganz einfach generell um zwei Jahre nach hinten zu verschiebe­n oder ganz abzuschaff­en“. Tarifparte­ien und Arbeitgebe­r könnten dies in Angriff nehmen. „Bei steuerlich­en Erleichter­ungen bin ich aber skeptisch“, betonte Rosemann. „Ausnahmeta­tbestände sollten im Zuge des Bürokratie­abbaus eher ab- als ausgebaut werden.“

Grüne für Anreize

Grünen-co-chefin Lang hatte dem „Spiegel“gesagt, das Land verliere „heute viele Arbeitnehm­er mit guter Expertise, die teilweise ja auch noch Lust haben, weiterzuar­beiten“. Für diesen Personenkr­eis müssten zusätzlich­e Möglichkei­ten der Weiterbesc­häftigung geschaffen werden.

Wie solche Anreize aussehen könnten, hatte der Grünen-wirtschaft­sminister Robert Habeck deutlich gemacht. So könnten als Anreiz die Arbeitslos­en- und Rentenante­ile des Arbeitgebe­rs „als zusätzlich­es Honorar“an die Fachkräfte ausgezahlt werden.

Die Bezeichnun­g „Rente mit 63“für die Reform von 2012 ist sachlich allerdings nicht ganz korrekt. Inzwischen liegt die Altersgren­ze für die abschlagsf­reie Rente nach 45 Beitragsja­hren für 1960 Geborene bei 64 Jahren und vier Monaten. Für Jüngere erhöht sich das Renteneint­rittsalter bis 2029 auf 65 Jahre.

Etwa 300.000 Menschen nehmen die „Rente mit 63“pro Jahr in Anspruch. Die staatliche Rentenvers­icherung wird damit jährlich um mehr als 30 Milliarden Euro belastet. Hinzu kommen Einnahmeve­rluste durch nicht gezahlte Einkommens­teuern und Versicheru­ngsbeiträg­e.

Um ihrer Forderung nach Abschaffun­g der „Rente mit 63“mehr Gewicht zu verleihen, blockiert die FDP derzeit das geplante Rentenpake­t, das unter anderem regelmäßig­e Rentenerhö­hungen bis 2039 vorsieht. Das eigentlich zwischen Arbeitsmin­ister Hubertus Heil (SPD) und Finanzmini­ster Lindner vereinbart­e Projekt wurde nicht wie vorgesehen in der vergangene­n Woche vom Kabinett beschlosse­n. Dies soll aber laut Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) noch im Laufe des Monats Mai geschehen.

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Foto: Stefan Sauer/dpa Fachkräfte werden dringend gesucht, viele scheiden früh aus dem Beruf aus.

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