Die Chefin zieht vom großen in ein kleines Büro um
Stühle rücken statt Akten wälzen: Cornelia Ruppert bringt Bewegung in die Behörde.
Der Landesrechnungshof ist in Bewegung: Auf den Gängen stehen Kisten, Maler laufen über die Flure. Auch Präsidentin Cornelia Ruppert sitzt praktisch auf gepackten Akten. Aus dem großen repräsentativen Präsidenten-büro im Hauptsitz in der Stabelstraße in Karlsruhe wird ein Besprechungszimmer und Treff für Mitarbeiter. Rupperts künftiges Büro ist deutlich kleiner.
Ziel ist eine Frischzellenkur für die Behörde, die zuständig ist für die Prüfung der Landesfinanzen und den korrekten Umgang mit den Steuergeldern. Die Mitarbeiter im inzwischen stark vom Homeoffice geprägten Landesrechnungshof sollen räumlich zusammenrücken, um besser miteinander ins Gespräch zu kommen, ist das Ziel Rupperts, die seit Juli 2023 im Amt ist. Dafür werden 800 Quadratmeter Bürofläche in Karlsruhe geräumt und die Rechnungsprüfungsämter in Freiburg, Stuttgart und Tübingen stärker eingebunden.
Dabei sollen Synergien genutzt werden. Viele Mitarbeiter gehen in den Ruhestand, es gelte, neue Leute zu gewinnen, Arbeitsplätze
attraktiver zu gestalten. Und es geht um den Abbau von interner Bürokratie – was die Prüfer immer wieder bei anderen Dienststellen anmahnen. „Fragen des Aufbruchs sind immer komplex – ich wollte die Kolleginnen und Kollegen aber mitnehmen“, so Ruppert, die auf Diskussionen mit der Belegschaft verweist.
Rupperts Berufung im Frühjahr 2023 war eine Überraschung. Als Amtsvorgänger Günther Benz in Ruhestand trat, blieb der Posten einige Wochen unbesetzt. Schließlich fiel die Wahl von Finanzminister Danyal Bayaz (Grüne) auf seine parteilose Abteilungsleiterin Cornelia Ruppert, damals im Finanzministerium zuständig unter anderem für Personal.
Ruppert hat schon diverse Aufgaben erfüllt – etwa als Büroleiterin des einstigen Finanzministers Willi Stächele (CDU). Sie arbeitete auch in Brüssel bei der Landesvertretung.
Beratung soll wichtiger werden
Dass die Opposition spitz kommentierte, eine Ex-abteilungsleiterin des Finanzministeriums kontrolliere nun ihren einstigen Chef, nimmt sie sportlich. „Das gehört zum politischen Geschäft. Das muss man gelassen zur Kenntnis nehmen.“Wer eine derartige Aufgabe übernehme, falle ja nicht vom Himmel. „Wir haben alle eine Vergangenheit.“
Dass der Rechnungshof immer wieder den Finger in die Wunde legt, wenn es zu allzu kreativer Buchführung kommt, hat die Behörde vielfach bewiesen. Ob sich die Mitarbeiter aber wie die sprichwörtlichen Rufer in der Wüste vorkommen? „Wir sind natürlich die Mahner, aber wir sind auch die, die den Weg aufzeigen können“, sagt die Präsidentin.
In wenigen Wochen wird der Rechnungshof seinen Jahresbericht vorlegen und erneut Schwachstellen offenlegen. Ruppert will aber, dass künftig genauso stark die Beratungsarbeit für die Behörden im Land – die zweite Aufgabe des Landesrechnungshofes – im Visier steht. Dies ist ein Angebot aus Karlsruhe, sozusagen bevor das Kind in den Brunnen fällt.