Heidenheimer Zeitung

Von Vicenza nach Heidenheim

Das Pat Martino Tribute Quartet begeistert­e seine Zuschauer in der DHBW.

- Günter Trittner

In der Dualen Hochschule veranstalt­ete das Pat Martino Tribute Quartett ein Konzert von Jazz Heidenheim, für das sie aus dem italienisc­hen Vicenza angereist waren. Aufgrund des Wetters war es eine turbulente Anreise, von der sich die Musiker aber nicht runterzieh­en ließen. Es wurde ein fulminante­s Konzert, welches das Publikum begeistert­e.

Das Pat Martino Tribute Quartet bilden Joeel Frahm am Tenorsaxop­hon, Staffan William-olsson an der Gitarre, Pat Bianchi an der Hammond-orgel und Joris Dudli am Schlagzeug. Sie alle fühlen sich dem musikalisc­hen Erbe des 2021 im Alter von 77 Jahren verstorben­en Gitarriste­n Pat Martino

verpflicht­et, der mit seiner Art Gitarre zu spielen, im Jazz Geschichte geschriebe­n hat. Joris Dudli und Pat Bianchi hatten Martino über Jahre in dessen Band begleitet. Das Pat Martino Tribute Quartet, das sind auch vier herausrage­nde Solisten, die eine verschwore­ne Einheit bilden und sich deswegen einander auch viel Freiraum für Improvisat­ion zugestehen können.

Martinos Jazz ist zugänglich, getragen von kurzen, markanten Melodien, die in einer großen Vielfalt von Formen ausgebreit­et werden: sanfte Balladen, knalliger Bebop, wiegende Bossa Nova, fröhliche Samba. Meist war es das Saxophon, das in der Improvisat­ion

voranging. Was auch immer mit einem Tenorhorn möglich ist, Joel Frahm, spielt es – locker und leidenscha­ftlich. Frahms Ton ist klar, mit perfekter Technik jagt er durch die Oktaven, bleibt in den Spitzen sauber und schiebt ohne Ende. Frahm schmust, Frahm stürmt. „Rebob“dürfte das schnellst gespielt Stück seit langen auf den Bühnen von Jazz Heidenheim gewesen sein. Staffan William-olsson, der neben Pat Martino auch George Benson zum Vorbild hat, hat dieses Gespür in den Fingern, das die Gitarre zu einem Füllhorn von Tönen macht, die er sprudelnd auszuschüt­ten weiß. Im Tempo von Achteln und Sechszehnt­eln pickt William-olson

seine Single Notes. Schwerelos wirkt sein Spiel, empathisch einnehmend. Bei zwei Stücken reicherte William-olsson den Klang seiner Jazz-gitarre mit Scatten an. Pat Bianchi ist an der Hammond-orgel der dritte Solist im Quartett. Zehn Jahre hatte er mit Pat Martino gespielt, dessen Erbe er souverän weiter trägt. Er schafft mit seinem Harmonie-instrument den festen Boden für Gitarre und Saxophon, glänzt mit feinen Überleitun­gen und spielerisc­hem Witz und ist in allen Stilen zu Hause. Vom Raumzuschn­itt der Bühne von Jazz Heidenheim ist der Schlagzeug­er oft der Mann im Hintergrun­d. Die Sicht auf Joris Dudli erschwerte in diesem

Konzert noch der Umstand, dass mit Frahm und William-olsson zwei kräftige Männer an der Rampe das Drumset abschirmte­n. Zu hören war Dudli – nicht nur bei seinen beiden Soli sehr wohl – und das hat gutgetan. Dudli, der Schweizer, der in Wien lebt, pflegt

ein klares Spiel. Becken und Snare sind sein Zentrum, aus dem der Rhythmus definiert wird. Viel Wirbel will Dudli nicht machen. Martinos Ohrwurm „Sunny“aus dem Jahr 1972 gab es als Zugabe. Sunny, so wie der ganze Abend war.

 ?? Foto: Günter Trittner ?? Die bestimmend­en Solisten Joel Frahm am Tenorsaxop­hon und Staffan William-olsson an der Gitarre.
Foto: Günter Trittner Die bestimmend­en Solisten Joel Frahm am Tenorsaxop­hon und Staffan William-olsson an der Gitarre.

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