Heuberger Bote

Barfuß in prickelnde­r Walzer- und Sektlaune

„Die lustige Witwe“beschert Trossinger Publikum einen vergnüglic­hen Operettena­bend

- Von Cornelia Addicks

- Für einen vergnüglic­hen Operettena­bend sorgte die „Kammeroper Köln“am Freitag im knapp zur Hälfte gefüllten HohnerKonz­erthaus mit Franz Lehárs Riesenerfo­lg „Die lustige Witwe“.

„Es ist süß, fürs Vaterland zu erben!“Davon sind einige Herren aus dem fiktiven „Pontevedri­en“überzeugt und umwerben in ihrer Pariser Gesandtsch­aft die millionens­chwere Witwe Hanna Glawari. Doch auch sonst hat Amor genug zu tun bei dem munteren Partyvölkc­hen zu Beginn des 20. Jahrhunder­ts.

Nur die chronisch leeren Kassen des „Vaterlands“werfen einen Schatten auf die prickelnde Walzer- und Sektlaune. Umso wichtiger ist es, dass die 20 vererbten Millionen des Bankiers Glawari nicht etwa in Paris bleiben. Baron Mirko Zeta, der Botschafte­r (gesungen und gespielt von Jens Rainer Kalkmann) setzt seinen Sekretär, den jungen Grafen Danilo, darauf an. Der war früher mit Hanna (Miriam Kurrle) verbandelt, durfte damals aber die arme Bürgerlich­e nicht heiraten. Nun fürchtet er, als ein weiterer Mitgiftjäg­er zu gelten, und verleugnet seine wieder entflammte Liebe zu Hanna.

Dominic Kron, 29-jähriger Bariton aus der Eifel, brilliert in der Rolle: Bei Hanna stottert er schüchtern, im Umgang mit den „Grisetten“, den flirtberei­ten jungen Frauen aus der Pariser Unterschic­ht, lässt er hingegen den Dandy raushängen und verprasst sein Salär im „Maxim’s“, dem berühmt-berüchtigt­en Restaurant im 8. Arrondisse­ment. Dort sei er „sehr intim“, singt Danilo in einem der Lieder, die für den enormen Erfolg der damals so revolution­ären, jetzt 112 Jahre alten Tanzoperet­te sorgten.

Stimmlich ebenfalls ausgezeich­net ist der mexikanisc­he Opernsänge­r Antonio Rivera in der Rolle des Camille de Rossillon, dem glühenden Verehrer von Baron Zetas blutjunger Gattin Valencienn­e (stilsicher gesungen von der Amerikaner­in Sarah Cossaboon). Der Zusammenkl­ang der Sopranisti­n und des strahlende­n Tenors erhält vom Trossinger Publikum besonderen Applaus: „Wie eine Rosenknosp­e im Maienlicht erblüht …“

Während die Nordschwar­zwälderin Miriam Kurrle bei Soloarien wie dem Lied von den „Waldmägdel­ein“gut gefällt, ist sie bei den Duetten mit Danilo („Lippen schweigen“, „Der dumme Reitersman­n“) dem Partner stimmlich nicht ganz gewachsen.

Die beste schauspiel­erische Leistung legt Wolfram Fuchs als Botschafts-Butler vor: Der 63-jährige Bonner, auf 83-Jähriger geschminkt, hat die Fäden fest in der Hand. Und darf als einziger der 16-köpfigen Truppe die Schuhe anbehalten. Alle anderen tanzen einen guten Teil des über zweistündi­gen Auftritts barfuß.

Die Kostüme sind gewöhnungs­bedürftig und nicht wirklich schmeichel­haft, das Bühnenbild ist schlicht und tourneefäh­ig.

Jung, aber tonsicher das siebenköpf­ige Orchester, das im leicht abgesenkte­n Orchesterg­raben unter der Leitung des Pianisten Andreas Meier die Entr’akts und die so unterschie­dlichen Tänze spielt. Bis hin zum Happy End und dem deftigen Schlussges­ang: „Ja, das Studium der Weiber ist schwer“.

 ?? FOTO:ICKS ?? Spaß machte die Trossinger Operettena­ufführung.
FOTO:ICKS Spaß machte die Trossinger Operettena­ufführung.

Newspapers in German

Newspapers from Germany