Bis zum Schluss alles gegeben
Die Ravensburg Towerstars trauern um Trainer Toni Krinner, der seinem Krebsleiden erliegt
- „Wir sehen uns am Donnerstag im Training.“Das sagte Towerstars-Trainer Toni Krinner nach dem Spiel gegen den SC Riessersee am vorletzten Sonntag zu Geschäftsführer Rainer Schan. Er werde sich die Gallensteine entfernen lassen müssen, so Krinner. Schnell wollte der 49-Jährige zurückkehren. Gesehen haben sich Schan und Krinner jedoch nicht mehr. Der Trainer des Eishockey-Zweitligisten ist in der Nacht zum Donnerstag, in dieser Rasanz völlig unerwartet, seinem Krebsleiden erlegen.
Krinner, seit Oktober 2016 in Ravensburg tätig, wurde nur 49 Jahre alt, er hinterlässt seine Lebensgefährtin, mit der er eine kleine Tochter hat. Aus erster Ehe hatte der Bad Tölzer zwei erwachsene Kinder.
„Unsere Gedanken und unser Mitgefühl sind bei der Familie und bei seinen Kindern“, sagte Schan, der am Donnerstagvormittag sichtlich unter Schock stand. Anfang der Woche hatte Schan von Krinners Vater erfahren, dass beim Trainer der im Sommer 2015 zum ersten Mal diagnostizierte Lymphdrüsenkrebs wohl wieder ausgebrochen war, in der Nacht auf Donnerstag war schon alles vorbei. Krinner starb schließlich an Leber- und Nierenversagen. Krinners Familie war am Mittwochabend noch bei ihm in der Klinik.
„Ich hatte eine enge, freundschaftliche Verbindung zu ihm“, sagte Towerstars-Co-Trainer Christopher Oravec. „Wir haben sechs Tage in der Woche im Trainerbüro analysiert und diskutiert.“Oravec hat jetzt die schwere Aufgabe, das Team auf die letzten Hauptrundenspiele in der Deutschen Eishockey-Liga 2 gegen Rosenheim am heutigen Freitag und in Bad Nauheim (Sonntag) sowie auf die am Dienstag beginnenden Pre-Play-offs vorzubereiten.
Auf Haussuche in Ravensburg
Im Sommer 2015, als er zum ersten Mal die Diagnose Krebs erhielt, hatte sich Krinner nach einer intensiven Chemotherapie in seine Jagdhütte im Wald zurückgezogen. Krinner wollte leben. Für sich. Für seine Familie. Für das Eishockey. Die Therapie schlug an. Er kämpfte sich zurück, im Januar 2016 übernahm er Kaufbeuren. Ende Oktober 2016 ersetzte er bei den Towerstars schließlich den entlassenen Trainer Dany Naud. „Ich bin zu 100 Prozent fit“, versicherte er damals, „meine Frau und meine Ärzte würden mir etwas erzählen, wenn ich mich übernehmen würde.“Er warf sich mit allem, was er hatte, in die Aufgabe. Ende 2016 unterschrieb er einen Zwei-Jahres-Vertrag bei den Towerstars. Einen Tag, bevor er ins Krankenhaus ging, hatte er mit Schan noch über neue Spieler für die nächste Saison gesprochen. Im April wollte er seine Lebensgefährtin heiraten. „Er war kurz davor, hier ein Haus zu kaufen“, sagte Schan, „er wollte seinen Lebensmittelpunkt nach Ravensburg verlegen. Er wusste, dass hier etwas entstehen kann.“
Die Mannschaft erfuhr am Donnerstagvormittag vor dem Training in der Kabine vom Tod des Trainers. „Danach war es ein paar Minuten komplett still“, sagte Verteidiger Raphael Kapzan. „Wir sind geschockt“, sagte Verteidiger Lukas Slavetinsky. „Der Sport steht jetzt komplett im Hintergrund“, sagte Schan. Für Stürmer Max Brandl ist jedoch klar: „Toni Krinner war so ehrgeizig, dass es sein Wunsch gewesen wäre, dass wir uns als Team zusammenreißen.“
Am einstigen Arbeitsplatz des Verstorbenen brannte am Donnerstag eine Kerze, Schan und Oravec kämpften mit den Tränen. „In der kurzen Zeit, die er bei uns war, ist eine enge und vertrauliche Bindung entstanden“, sagte Schan, der vermutet, dass Krinner schon länger Anzeichen der heimtückischen Krankheit bei sich entdeckt hatte, es aber für sich behielt und sich voll auf die schwierige Saison mit den Towerstars konzentrierte. „Er hat in den letzten drei, vier Wochen hier wahrscheinlich sehr gelitten und hatte enorme Schmerzen“, so Schan, „er hatte wohl nur noch eines im Kopf: ,Ich muss die Mannschaft vor dem elften Platz und den Play-downs bewahren.’ Und das hat er durchgezogen.“
Nach dem 4:0-Heimsieg gegen den SC Riessersee am 19. Februar war sich Krinner laut Schan dann sicher, mit seinem Team den Klassenerhalt geschafft zu haben. Er verabschiedete sich ins Krankenhaus, die Gallensteine müssten raus. Nach ein paar Tagen wollte er wieder zurück sein.