Es soll mehr menscheln
Oft sind ja diese Interviews mit Politikern und Experten im Fernsehen ein bisschen steif. Da wird ein Professor gefragt, was er von sicheren Herkunftsländern oder glutenfreier Ernährung hält, der antwortet akkurat und schon ist fertig.
Oft antworten diese Experten ja von zu Hause aus, wo man, dank Skype, auch schon mal die Wohnungseinrichtung oder die Cocktailgläser vom vergangenen Abend erkennen kann. Wir finden das gut, so wird doch klar, dass das ganz normale Menschen sind. Robert Kelly hat das jetzt eher unfreiwillig vorgemacht. Der Mann in Anzug und mit Krawatte ist Politikprofessor in Südkorea und wurde vom BBC-Fernsehen live zu den Spannungen zwischen dem Norden und dem Süden auf der koreanischen Halbinsel befragt. Alles sehr interessant, richtig lustig wurde es erst, als erst ein, dann zwei Kinder des Gelehrten in sein Arbeitszimmer kamen und mit ihm spielen wollten.
Kelly hat ganz gut reagiert, auch wenn er argumentativ hin und her zwischen Kinderberuhigung und nordkoreanischen Raketen schlidderte. Es war dann leider schnell vorbei, als eine aufgeregte Frau ins Zimmer kam und die Kinder hinaustrieb. Das war so richtig schön menschelnd und wir fordern darum viel mehr solcher Einfälle, etwa wenn eine deutsche Politikerin wie Frau Göring-Eckardt beim morgendlichen Telefoninterview im Radio von ihrem Sohn unterbrochen wird, der genervt fragt, wo das Nutellaglas abgeblieben ist. Die Grünen-Politikerin findet das Glas nicht, woraufhin der Junge brüllt, er hasse den Veggieday. Wir dagegen schätzen diese Einblicke in den täglichen Wahnsinn. (pla.)