Fest verwurzelt in Trossingen
Daniel Zuber hält im Haronikamuseum einen Vortrag über Ernst Hohner
- Der Historiker Daniel Zuber kennt sich aus mit dem „König von Trossingen“Ernst Hohner. Er hat sogar ein Buch über eine der prägendsten Trossinger Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts geschrieben. Seinen Vortrag über Hohner hat er am Donnerstag vor authentischer Kulisse gehalten: Der historischen Sammlung des neuen Harmonikamuseums in den ehemaligen Hohner-Fabrikräumen.
Mit seinem Buch „Leben in zwei Welten“hat Daniel Zuber das Leben des Unternehmers und des Privatmannes Ernst Hohner näher beleuchtet. Dazu sichtete er vor allen Dingen die Privatkorrespondenz von Ernst Hohner, die im Gebäude Hohnerstrasse 8 gefunden worden war. „Es handelt sich um Briefe aus den Jahren 1912 bis 1933 und von 1946 bis 1954“, berichtete der Historiker.
Die Gruppe interessierter Zuhörer erfuhr, dass Ernst Hohner im Jahr 1886 als Enkel des Firmengründers Matthias Hohner, als Sohn von Jakob Hohner, geboren wurde und eines von fünf Kindern war. Aus ganz kleinen Anfängen hatte Matthias Hohner seine Firma rasch vergrößert und erfolgreich gemacht.
Jakob Hohner, der erstgeborene Sohn von Matthias Hohner, führte die Firma weiter. Das ermöglichte Ernst Hohner ein Aufwachsen in priviligierten Verhältnissen. Eine bessere Schulbildung und Ausbildung sowie Auslandsaufenthalte gehörten dazu. Das führte dazu, dass Ernst Hohner im Jahr 1910 als Prokurist in die elterliche Firma eintrat. Einerseits war er in der Struktur der Kleinstadt Trossingen fest verwurzelt, andererseits führte er aber auch das Leben eines international erfolgreichen Geschäftsmannes.
„Aus den Briefen, die ich gesichtet habe, geht auch hervor, dass Konflikte mit Familienangehörigen verbal mit aller Härte ausgetragen wurden“, schilderte der Historiker. „Gleichzeitig hielt die Familie nach außen aber immer bedingungslos zusammen.“
Auf Basis seines Buches beleuchtete Zuber Ernst Hohner und sein Verhältnis zur Nazi-Herrschaft, sein Verhältnis zu seinen Mitarbeitern, sein gesellschaftliches, sein soziales Engagement und auch sein Engagement für das Trossinger Konzerthaus und die Musikschule. Bis zum Ende der 1920er-Jahre waren die vier Geschwister von Ernst Hohner bereits verstorben und er führte die Firma alleine weiter. Deshalb ist in der Geschichte der Stadt Trossingen nur von Ernst Hohner die Rede.
„Das war ein sehr interessanter Vortrag“, lautete das Fazit von Michael Heringhaus, Cedric Biamont und Martin Gföller. Die drei jungen Männer sind Akkordeon-Studenten am Konservatorium. „Was wir über die gesellschaftlichen Hintergründe gehört haben, hätten wir sonst nicht erfahren.“