Im Leidensweg eigene Geschichte finden
Eva Bur am Orde zeigt am Kreis-Klinikum in Tuttlingen und Spaichingen Passions-Zyklus
- In der Tuttlinger Klinikkapelle des Klinikums Landkreis Tuttlingen ist bis Ostermontag, 17. April, die Ausstellung „Via Dolorosa – Eva Bur am Orde“, die Darstellung des Kreuzwegs, zu sehen. Die Ausstellung findet an zwei Orten statt, neben Tuttlingen auch in der Klinikkapelle in Spaichingen, allerdings in zwei unterschiedlichen Fassungen.
„Die Entwürfe zum Kreuzweg entstanden anlässlich eines Wettbewerbes für die neue Kirche St. Paulus in Frommern, die abgebrannt war und wieder neu aufgebaut wurde“, erklärte Eva Bur am Orde. „Die christlichen Motive und Darstellungen sind eigentlich nicht mein Metier. Ich musste mich richtig hineindenken und arbeiten, aber es hat mir sehr viel Freude bereitet“, stellte die Künstlerin fest. Die in Spaichingen ausgestellten Entwürfe sind die kleineren Vorentwürfe der Exponate in Tuttlingen.
Von Eva Bur am Orde wurden jeweils zwölf Stationen ausgeführt. Dabei war sie so kühn, dass sie einige Stationen zusammenfassend anging. In elf davon gibt sie den klassischen Kreuz-, Schmerz- oder Leidensweg Jesu wieder. Die Zwölfte bleibt bis zum Passionssonntag, dem fünften Fastensonntag, jeweils verhüllt.
Jede Station hat ihre Eigenheiten
Obwohl formal alle in gleicher Weise umgesetzt und gemalt sind, unterscheiden sie sich dennoch deutlich voneinander: „Jede Station, jede Darstellung behält ihre besondere Eigenheit, ihre eigene Geschichte“, bemerkte Diakon Engelbert Paulus von der Klinikseelsorge, der die Begrüßung und Einführung übernommen hatte.
„Bei eingehender Betrachtung finden viele in seiner Geschichte, der Geschichte des Kairos, dem Herr der Geschichte, auch die eigene persönliche Geschichte, ihren Weg und sich wieder“, so der Diakon.
Zu Beginn trug er zwei von unzähligen Gedichten mit dem Titel „Via dolorosa“von Engeltraud Zarbuch und Thomas H. Jäkel vor. Gedichte, die auf Leidenswege und Leidensgeschichten eingehen, die auch heute noch an vielen Enden der Erde stattfinden. Denen die Menschheit nach wie vor tatenlos zuschaut. So, wie damals beim Kreuzweg, was Eva Bur am Orde bewusst mit nur wenigen Farben und auf einzelne, konzentrierte Formen und symbolische Darstellungen reduziert, mit Öl auf Papier festgehalten.
Ganz bewusst in einer quadratischen Form (diese war seitens des Wettbewerbs vorgegeben) in der ein Kreis, das Sinnbild für das Ewige steht, in dessen Rund die Darstellung stattfindet. Die Farbgebung des rotgoldenen Hintergrunds des Quadrates und dem Blau des Kreises vermittelt den Charakter von Ikonen. Die Entwürfe sind so weit gereift, dass sie sofort eins zu eins umgesetzt werden könnten.
Der Wettbewerb, zu dem Eva Bur am Orde den Zyklus gestaltet hat, führte übrigens nicht zum Erfolg, da keiner der Entwürfe von der Gemeinde oder der Kunstkommission der Diözese den Zuschlag bekam. Schlussendlich entschieden sich der Architekt und die Gemeinde für einen Entwurf, der in weißem Ton ausgeführt wurde. Die musikalische Umrahmung der Vernissage hatte der Organist Andreas Reil inne.