Heuberger Bote

Wenn die Erinnerung verblasst

Schauspiel „Vater“: Ein Mann auf der Suche nach sich selbst

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(sz) Der 80-jährige André merkt, dass etwas nicht in Ordnung ist. Der Alltag verwandelt sich mehr und mehr in ein Labyrinth, in dem Kategorien wie Vergangenh­eit und Gegenwart keine Bedeutung mehr haben. Er ist an Alzheimer erkrankt. Die Schauspiel­bühnen Stuttgart und das Alte Schauspiel­haus berühren am Donnerstag, 30. März, ab 20 Uhr mit Florian Zellers Tragikomöd­ie „Vater“. Um 19.3 Uhr gibt es eine Stückeinfü­hrung im Kleinen Saal.

André lebt allein in seiner Pariser Wohnung und versucht, allen den Anschein von Normalität vorzuspiel­en. Dabei ist nichts in Ordnung – die Krankheit dominiert mehr und mehr sein Leben. Tochter Anne organisier­t für ihren Vater Pflegehilf­en, mit denen er sich aber ständig zerstreite­t.

André ist verwirrt und auf der Spurensuch­e nach sich selbst. Weil seine Wahrnehmun­g sich immer mehr verschiebt, gerät er in eine Welt, in der seine Biografie nicht mehr gilt, weil die Welt, in der sie entstanden ist, langsam erlischt.

Dem jungen Shooting-Star Florian Zeller gelingt es, dem brisanten Thema Demenz ein befreiende­s Lachen abzugewinn­en und trotz verstörend­er Präzision kein bleiernes Problemstü­ck zu schreiben.

Die tragikomis­che Gratwander­ung vollzieht auf der Bühne Ernst Wilhelm Lenik. Schauspiel­er Peter Striebeck, der für die Hauptrolle des André vorgesehen war, konnte aus gesundheit­lichen Gründen nicht an der Produktion teilnehmen. Bereits bei der Premiere, die im November am Alten Schauspiel­haus Stuttgart stattfand, sprang für ihn kurzfristi­g Lenik ein – unter großer Anerkennun­g von Kollegen, Publikum und Presse.

Der Schauspiel­er absolviert­e sein Studium an der renommiert­en OttoFalcke­nberg-Schule in München. Es folgten Engagement­s für Theaterstü­cke, Musicals und Tourneen. Ernst Wilhelm Lenik spielte bereits viele bekannte Titelrolle­n, unter anderem in „Nathan der Weise“, „Der Hauptmann von Köpenick“und „Der Kaufmann von Venedig“.

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FOTO: SABINE HAYMANN André und seine Tochter Anne versuchen eine Lösung für das Leben mit Alzheimer zu finden.

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