Vereint gegen König Kunde
Niemand hat sich bislang ernsthaft gefragt, wofür das „United“im Firmennamen der „United Airlines“steht. Kunden und Anleger gingen einfach davon aus, dass es etwas mit den Vereinigten Staaten von Amerika zu tun habe. Dort hat das 1926 gegründete Unternehmen seinen Sitz. „United“ist in den USA aber auch eine Floskel, die gern im Zusammenhang mit den Worten „we stand“verwendet wird. Wahlweise sind harte Trump-Fans vereint gegen liberale Weicheier, Punks gegen das System, Kreationisten gegen Darwinisten – mag die Intention noch so unterschiedlich sein, der Slogan geht immer.
Nach den jüngsten Skandalen ist klar, was das „United“soll: Vereint ist die Airline vor allem im Vorgehen gegen zahlende Kunden. Nach dem gewaltsamen Rauswurf eines 69-jährigen Arztes – gefilmt, veröffentlicht und im Netz durch die Decke gegangen – erwischte der Zorn nun ein Paar auf dem Weg zur eigenen Hochzeit. Die beiden hatten die Sitzreihe gewechselt, weil jemand auf ihren Plätzen schlief – und mussten das Flugzeug verlassen. Immerhin mit allen Zähnen und ohne Gehirnerschütterung, anders also als im Fall des von Bord geschleiften Arztes.
König Kunde? Alles Quark, sagt die Fluglinie. Wer blaues Blut hat, fliegt niemals Holzklasse. Als neuen Firmenslogan kann die Linie, die das Absturzrisiko ihrer Kunden einfach durch Rausschmiss minimiert, den alten HB-Werbespruch kapern: Wer wird denn gleich in die Luft gehen? Am Ende bleibt die ernüchternde Einsicht: Reinhard Mey lag falsch. Über den Wolken ist die Freiheit wohl doch nicht grenzenlos. (dre)