Fünf Punkte, weit weg von Köln
(lin) - „Leon war dann überragend, als wir es am meisten benötigten.“An Milan Lucics Satz stimmte alles. Aus Sicht der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft allerdings störte ein kleines Detail: Gesagt wurde er 7150 Kilometer von Köln entfernt – in Edmonton. Dort stürmt Milan Lucic für die Oilers. Dort schoss Leon Draisaitl im sechsten Play-offZweitrundenspiel drei Tore, zwei weitere bereitete er vor. 7:1 hieß es gegen die Anaheim Ducks, 3:3 steht die Serie, die Entscheidung über den Einzug ins NHL-Halbfinale fällt Mittwoch in Anaheim.
Marco Sturm hat all das sehr wohl registriert während der Eishockey-WM; als Bundestrainer ist sein Statement sachlichknapp: Es habe wenig Sinn, über Leon Draisaitl als Verstärkung seiner Auswahl nachzudenken, „Leon spielt ja noch drüben“. Als ehemaliger NHL-Stürmer und Eishockey-Genießer freilich darf (und will) Marco Sturm schon mal schwärmen: Gewiss seien die Play-offs, seien 16 Scorerpunkte in zwölf Spielen (sechs Tore, zehn Assists) „nochmal i-Tüpfelchen“. Doch Draisaitl überzeuge „die ganze Saison über. Er hat eigentlich nie ein richtiges Tief gehabt.“Und das mit 21 Jahren!
Deshalb: „Ein außergewöhnlicher Eishockeyspieler! Am Anfang hat man immer gemeint, er sei mehr der Spielmacher. Aber er kann auch selbst schießen. Er weiß, wie man Tore macht.“Jünger hatte allein Wayne Gretzky einen Play-off-Hattrick für die Oilers erzielt. Und dann stellt sich der Sohn des früheren Ravensburger Towerstars-Meistertrainers Peter Draisaitl den Mikrofonen und sagt völlig uneitel: „Ohne die Jungs würde ich wahrscheinlich null Punkte machen. Ich gewinne nicht allein, es ist das ganze Team.“
So einer wäre in Köln willkommen. Nur: Im NHL-Halbfinale würde er sich auch prima machen.