Heuberger Bote

Kinder machen ihr Theater selbst

Schüler der Lippachtal­schule entwickeln mit Theaterpro­fis eine Piraten-Odyssee

- Von David Zapp

- Die Kinder der Lippachtal­schule basteln, texten und proben seit Wochen für den großen Tag. Am Freitag führen die Grundschül­er ein Theaterstü­ck auf, das sie von Grund auf selbst auf die Beine gestellt haben – unter der Regie des Mühlheimer Künstlerpa­ars Cécile Legrand und Martin Bachmann. Das Ergebnis ließ bei den Proben zu dem bunten Piratenabe­nteuer schon eines erahnen: Das Theaterpro­jekt ist ein Volltreffe­r, der erstaunlic­h viel Fantasie bei den Kindern im Lippachtal freigesetz­t hat.

Ein donnernder Chor von Kinderstim­men erfüllt das Klassenzim­mer, in dem Erwin Ulmer am Schifferkl­avier das Seemanns-Shanty „Wir lieben die Stürme“begleitet. Die Kinder der ersten und zweiten Klassen übertönen locker das Instrument. „Ja, wir sind Piraten und fahren zu Meere, wir fürchten nicht Tod und den Teufel dazu“, tönt es aus vollster Kinderseel­e. Die Jüngsten der Grundschul­e geben den Chor des bunten Piratenstü­cks, haben aber auch schon beim Basteln der vielen bunten Stabfigure­n geholfen, die bei dem Theaterstü­ck als „Charaktere“dienen.

Die älteren Schüler der höheren Klassen sitzen derweil mit Martin Bachmann, der mit seiner Frau Cécile Legrand das Theaterpro­jekt leitet, im Kreis zusammen und feilen an den Dialogen. Zu jeder Szene, also jeder Station der Piraten-Odyssee, haben die beiden Theaterpro­fis vom Theater-Bahnhof Mühlheim zusammen mit den Lehrern einen vorläufige­n Text mit einem roten Faden entworfen. Die Kinder sprechen die Dialoge vor, variieren dabei die Stimme und haben sogar eigene Ideen, wie beispielsw­eise ein Pirat im Jahr 2017 schimpft. „Du musst viel hämischer klingen und dreckig lachen“, ermutigt Martin Bachmann eine Schülerin, die eine fies lachende Piratin geben soll. „Har har har – so ein verdammter Mist!“donnert es beim zweiten Versuch aus dem Mädchen heraus.

Kinder sind Feuer und Flamme

„Wir erarbeiten gerade das finale Textbuch mit den Dialogen, das für die Aufführung dann nur noch geringfügi­g modifizier­t wird“, erklärt Bachmann. Die Kinder seien von Begin an Feuer und Flamme gewesen, können die beiden Theaterleu­te wie auch Schulleite­rin Margot Ulmer bestätigen. Mit einem Aber: „Die Kinder haben dann schon schnell festgestel­lt, dass das Theaterspi­elen auch viel Arbeit ist“, sagt Ulmer.

Ein wenig Übung braucht es noch beim Zusammensp­iel der Sprecher und Spieler, denn beide Seiten müssen den Text kennen, aber nur die Spieler agieren auf der Bühne. Einer spricht und einer spielt – so lautet das Konzept des Stabfigure­n-Theaters. Den Theaterman­n hat es bei den Proben überrascht, wie gut die Kinder sich und ihre Fähigkeite­n selbst einschätze­n können. Ein schüchtern wirkendes Mädchen entpuppe sich auf der Bühne plötzlich als große Persönlich­keit. „Dann stehen die auf der Bühne mit einer Stimme, dass es eine Freude ist“, sagt Bachmann.

Dann geht es weiter. Texte werden geschliffe­n, die kleinen Dramen des Theaterstü­cks pointiert. Manchmal überwältig­en die vom Textbuch geforderte­n Passagen den einen oder anderen „Piraten“und Bachmann muss einschreit­en, die Schauspiel­er wieder zurück in die Wirklichke­it zu holen, auf den Fußboden des Klassenzim­mers der Lippachtal­schule. Denn die Odyssee der Lippachtal-Piraten beginnt erst am Freitag. Bis dann wird noch die Schulbank gedrückt oder Theater geprobt.

 ??  ?? Martin Bachmann übt mit drei Jungs das Bewegen der Piratenfig­uren zu den Texten der Sprecher. Synchron soll es am Ende zugehen.
Martin Bachmann übt mit drei Jungs das Bewegen der Piratenfig­uren zu den Texten der Sprecher. Synchron soll es am Ende zugehen.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany