Zurück auf Los
Teenagerdrama mit Tiefgang: „Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie“
I n dem Film „Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie“wirkt vieles vertraut – und das nicht nur, weil die Hauptfigur immer wieder den gleichen Tag durchlebt. Eine gute Hauptdarstellerin und eine ambitionierte Regisseurin machen aus der soliden Jugendbuch-Vorlage aber einen überdurchschnittlichen Film über die Entscheidungen und Richtungen, die man im Leben einschlägt.
Wenn „I Got You Babe“im Radio läuft, dürfte so mancher Filmfan reflexhaft auf seinen Wecker schauen. Denn mit dem Song von Sonny und Cher startet im Komödien-Klassiker „Und täglich grüßt das Murmeltier“jeder neue Tag im Leben von Hauptdarsteller Bill Murray, der sich dann aber als exakte Kopie des Vortages entpuppt. Nur der Protagonist selber kann jeweils neue Entscheidungen treffen. Statt Knautschgesicht Murray als zynischer Fernsehreporter verlagert „Wenn du stirbst …“das Geschehen in das Highschool-Universum und mischt noch reichlich Referenzen an die Lindsay-Lohan-Komödie „Girls Club – Vorsicht bissig!“hinzu.
Humor gibt es bei der Verfilmung des Romans „Before I Fall“von Lauren Oliver allerdings so gut wie keinen. Stattdessen taucht Indie-Regisseurin Ry Russo-Young das Geschehen gerne in gedämpfte Blautöne und unterlegt es mit einem coolen Elektro-Soundtrack. An den „Girls Club“erinnert hier eher die im Zentrum stehende Mädchenclique. Neben der 17-jährigen Samantha (Zoey Deutch) zählen dazu die taffe Lindsay (Halston Sage) sowie Ally (Cynthy Wu) und Elody (Medalion Rahimi). Untereinander wird viel gescherzt und gekuschelt, wie es sich für Besties gehört, bei Außenstehenden ist es mit der Liebenswürdigkeit aber schnell vorbei.
Besonders Schul-Außenseiterin Juliet (Elena Kampouris) muss darunter leiden. Als Samanthas Kindheitsfreund Kent (Logan Miller) – der ihr heute aber auch nicht mehr cool genug ist – eine Party schmeißt, eskaliert der Konflikt schließlich. Auf der Heimfahrt des Mädchen-Quartetts kommt es dann zu einem schweren Unfall – und Samantha wacht am Morgen des Tages, den sie gerade durchlebt hat, wieder auf.
Darauf durchläuft sie die erwartbaren Phasen, von Ungläubigkeit über Verzweiflung bis hin zum Experimentier-Stadium – schließlich sind die Konsequenzen ihres Handelns offenbar nicht von Dauer. Was den Film aber von der Standard-Teenager-Kost abhebt, ist die Figurenzeichnung. Zwar ist diese beileibe nicht frei von Klischees, die Endlosschleife ermöglicht es Samantha aber, hinter die Fassade ihrer Mitschüler zu blicken. Auch bei ihrer Mutter (Jennifer Beals aus „Flashdance“) entdeckt das Mädchen neue Seiten. Über die Auflösung des Geschehens kann man geteilter Meinung sein. Die zugrunde liegende „Lebe jeden Tag mit offenem Blick“-Botschaft kommt aber ohne allzu offensichtlich erhobenen Zeigefinger daher.
Zudem dürfte die Geschichte über Ausgrenzung gerade im Zeitalter von Mobbing-Exzessen, egal ob on- oder offline, auf Resonanz bei der Zielgruppe stoßen. Die wird in erster Linie aus jüngeren Zuschauerinnen bestehen. „Wenn du stirbst …“zeigt, dass es absolut lohnenswert ist, diese ernst zu nehmen anstatt sie mit Herzschmerz-Fließbandkost abzuspeisen.