Günther hofft auf Charakter, Leibenath auf die Fans
Ulmer Basketballer wollen ins Finale gegen Bamberg – Trainer fordert für heute „bedingungslose Unterstützung“
F inale oder Feierabend für die Basketballer von Ratiopharm Ulm. Showdown in Neu-Ulm. „Do or die“– leben oder sterben. Im fünften und entscheidenden Playoff-Halbfinale am heutigen Donnerstag (19 Uhr) zwischen Ulm und den EWE Baskets Oldenburg geht es auch um „das Klischee der Charakterfrage“, wie Ulms Kapitän Per Günther nach dem 74:61-Erfolg in Spiel vier am Dienstag im Gespräch mit Telekom Basketball sagte: „Wir müssen uns als Mannschaft überlegen, wohin die Reise diese Saison noch gehen soll.“Das mit der Charakterfrage meinte Günther schon ernst – trotz des davor gesetzten „Klischees“. Wer sich so durch die Play-offs zittert wie Ulm, bei dem entscheidet vor allem der Kopf über Erfolg oder Misserfolg. Es sei eine „Mentalitätsfrage“, verdeutlichte Günther noch: „Wir haben als Mannschaft zwei Gesichter gezeigt. Jetzt müssen wir uns dazu zwingen, das Gesicht zu zeigen, das wir können.“Und dann ins Finale zu ziehen, wie schon letzte Saison. Dort würde auf alle Fälle schon der ausgeruhte Titelverteidiger Brose Bamberg warten.
„Wir können nur gewinnen, Ulm dagegen alles verlieren. Das ist eine klare Rechnung“, sagte Oldenburgs Trainer Mladen Drijencic, „jeder hatte uns fast schon gratuliert. Wenn man nur ein Prozent denkt, die Serie ist beendet, ist schon der Fehler passiert.“
Energie wird wenig da sein
Doch auch die Kraftreserven werden entscheidend sein. „Energie wird wenig da sein“, sagte Günther. Denn wie schon gegen Angstgegner Ludwigsburg müssen die Ulmer auch im Halbfinale ins Tiebreak. Dank ihrer herausragenden Hauptrundensaison können die Ulmer im fünften Spiel auf die heimische Kulisse hoffen. „Wir wissen, was wir zu Hause haben, an unseren Fans haben“, sagte Günther.
Doch bei der enttäuschenden Vorstellung in Spiel drei letzten Samstag (68:61 für Oldenburg) fiel die Unterstützung der Ulmer Fans eher verhalten aus. Zuschauer verließen bereits vor Spielende die Ränge, weshalb Head-Coach Thorsten Leibenath – dem das „im Herzen wehtat“– nun ein flammendes Plädoyer an die Fans richtete: „Ich wünsche mir, dass die Halle brennen wird. Denn uns wird nichts geschenkt, aber die Mannschaft hat Charakter“– quasi Leibenaths Antwort auf Per Günthers gestellte „Charakterfrage“. Leibenath weiter: „Ich erwarte, auch wenn ich nicht in der Position bin, etwas zu fordern, dass alle diese Mannschaft bedingungslos unterstützen werden. Ich erwarte ein Spektakel der Fans, das es in Ulm noch nie gegeben hat.“
Wer die Ulmer Fans ein wenig kennt, weiß, dass sie sich diese Worte zu Herzen nehmen werden. Zumal ihre Mannschaft am Dienstag die vielleicht souveränste Leistung in den Halbfinals zeigte und trotz der zwei bitteren Niederlagen sowie dem drohenden Play-Off-Aus die Nerven behielt. „Ich bin beeindruckt von meiner Mannschaft, wie wir nach diesen Rückschlägen an uns geglaubt haben“, sagte Leibenath, „jetzt ist es die goldene Aufgabe, alle Energie und Kräfte für das letzte Spiel zu mobilisieren.“
Sind damit auch die lange verletzten und wieder einigermaßen fitten Tim Ohlbrecht und Da’Sean Butler gemeint? Die hatte Leibenath zuletzt mit nach Oldenburg genommen. Ein Psycho-Trick, um den Gegner zu verunsichern? Am Ende standen sie beide am Dienstag nicht einmal im Kader. Und nun?