Frauen gestalten Fronleichnams-Altar
In Gosheim laufen Vorbereitungen auf Feiertag nach althergebrachtem Plan ab
- In den Tagen vor dem Hochfest Fronleichnam beginnt in den vorwiegend katholisch geprägten Gemeinden auf dem Heuberg ein emsiges Treiben. Familienmitglieder und Freunde der Familien, die traditionsgemäß vor ihrem Haus einen Altar für die Fronleichnamsprozession herrichten, beginnen mit den Vorbereitungen, die nach einem althergebrachten Plan ablaufen.
Dieses Planen, Organisieren und Herrichten ist in den betreffenden Familien eine Art privates Zeremoniell, das dem öffentlichen Fronleichnams-Zeremoniell vorausgeht. Vier Außen-Altäre werden den Gläubigen in Gosheim wieder als Stationen dienen: beim Haus Huber in der Ringstraße, beim Haus Josef Kidratschky in der Hauptstraße, beim Haus Steiner in der Lembergstraße (der dortige Altar ist schon 90 Jahre alt) und beim Haus Alwin Zisterer in der Lembergstraße.
Eine sechsköpfige Frauengruppe hat den Eingangsbereich des katholischen Gemeindehauses in Beschlag genommen und eine Art Kunst-Atelier eingerichtet. Regina Schmidberger ist die Hauptorganisatorin. Sie ist schon seit über 15 Jahren in dieser Gruppe, die Jahr für Jahr den „Teppich“ für den Altar „Josef Kidratschky“in der Hauptstraße 43 gestaltet. Der „Heuberger Bote“hat den sechs Frauen über die Schultern geschaut.
Sie arbeiten an einem etwa ein Quadratmeter großen Bild. Es zeigt den Kopf eines kleinen Kindes, das von großen schützenden Händen und einem Regenbogen umfangen wird. Das Bild „Geborgen in Gottes Hand“des katholischen Priesters und Künstlers Sieger Köder dient als Vorlage. Ihr neuer Pfarrer Ewald Ginter habe ihnen dieses Bild vorgeschlagen, da es schon als SymbolBild bei der Erstkommunion allen gut gefallen habe, sagen sie. „Dass der neue Pfarrer sich dafür interessiert, was wir hier tun, macht uns besonders stolz“, freut sich Regina Schmidberger, die „Dienstälteste in Sachen Kidratschky-Altar“, wie sie sich selber bezeichnet. Die anderen stimmen ihr zu und erklären, warum sie bei dieser Aktion mitmachen. „Die Tradition der FronleichnamsAltäre soll auch in Zukunft weitergehen und von Generation zu Generation weitergetragen werden. Wir wollen auf diese Weise und später in der Prozession unseren Glauben bekennen“, sagen sie.
Zurzeit sind die Hobby-Künstlerinnen dabei, farbige Steinchen gemäß der Vorlage so auf dem Untergrund aufzukleben, dass das Original zu erkennen ist. Der inzwischen verstorbene Köder wäre sicher mit der künstlerischen Leistung zufrieden gewesen.
Schon als Kinder auf Fronleichnam hingefiebert
„Fronleichnam war für uns schon als Kinder ein besonders schönes Fest, auf das wir hin gefiebert haben“, verrät das Team. Am Vortag sammeln wir die Blüten für den Blumenteppich, der unser Bild umrahmen wird, und für den Hauptteppich auf dem Kirchplatz. Das Gras – im Teppich das nötige Hintergrund-Grün – wird von Gerhard Schmidberger und Wolfgang Winz mit Sohn Markus mit der Sense frisch geschnitten. „Juliane Hermle lässt ihr Gras extra für uns stehen“, ergänzen die Frauen. „Dann haben wir von Paul Pieper künstlerisch gestaltete Metallformen – Fisch, Taube, Kelch – in die wir die Blüten legen. Für Rauten- oder Bogenformen nehmen wir einen Meterstab oder Kleiderbügel.“
„Am Donnerstagmorgen um fünf Uhr treffen wir uns. Dann kommen auch die Kommunion-Kinder, die beim Legen der Teppiche mithelfen“, erzählt Regina Schmidberger. „Wenn dann frühmorgens die „Tagwacht“vom Musikverein gespielt wird, die Sonne aufgeht und alles taufrisch glänzt, dann geht mir das Herz auf. Ich bekomme eine Gänsehaut – denn das ist mein besonderer Start in den Festtag, an dem ich mein Glaubenszeugnis ablege. Das ist für mich Heimat, Tradition, Religion zugleich.“
Bei so viel echter Begeisterung dürfte die Fronleichnams-Prozession mit ihren Altären in Gosheim für die nächsten 20 Jahre gesichert sein.