Gescheiterte Genossenschaft
Wenn die Genossen der Omira den Verkauf ihrer Molkerei an Lactalis absegnen, ist das ein weiterer trauriger Meilenstein einer Entwicklung, bei der Molkereien es nicht schaffen, eigenständig eine solide Zukunftsperspektive zu entwickeln – und das in einer Region, die wie kaum eine andere für die Erzeugung hochwertiger Milchprodukte steht. In gerade mal sechs Jahren verliert der Süden seine zwei größten Milchverarbeiter an ausländische Investoren: Allgäuland aus Wangen 2011 an die dänische Arla-Gruppe und nun die Ravensburger Omira an einen Konzern aus Frankreich.
Es ist bitter, dass die Verantwortlichen in den Molkereien es nicht geschafft haben, die Kräfte zu bündeln und in der Region Bodensee, Allgäu, Oberschwaben und Schwarzwald ein Unternehmen zu schaffen, das in Süddeutschland überlebt. Eine Molkerei, die unabhängig auf dem Weltmarkt agiert und so die Gewinne in der Region hält, die mit den aus heimischer Milch hergestellten Produkten erwirtschaftet werden.
Die Achillesferse der Omira war jahrzehntelang bekannt: Die Molkerei setzte sehr – und wie sich nun herausstellte – zu sehr auf die Produktion von Milchpulver. Der Aufbau von Markenprodukten im Käse-, Trinkmilch- oder Joghurtbereich wurde zu lange vernachlässigt. Warum gibt es keinen Joghurt mit der Ecke von Omira? Warum keine Omira-Milch, sondern nur Müller-Milch? Warum hat Omira keine Bärenmarke, deren Teddy selbst an der Nordsee bekannt ist?
Doch es wäre unredlich, die Verantwortung allein auf die Chefs der Molkereien zu schieben. Denn in einer Genossenschaft sind die Genossen die Chefs. Sie hätten bei ihren Angestellten, den Geschäftsführern und Aufsichtsräten, eine tragfähige Strategie für die Zukunft einfordern müssen. Dazu gehört es auch, in guten Zeiten auf Milchgeld zu verzichten, um so Kapital für Zukunftsinvestitionen und neue Geschäftsfelder zu haben. Wenn Genossen ihre Geschäftsführer nur an der Höhe des Milchgelds messen, ist das zu wenig. In der Milchwirtschaft scheint die genossenschaftliche Struktur an ihre Grenzen zu kommen. Das Beispiel Omira zeigt es.