„Ein Klick weniger im Jahr ist schon gut“
Citymanagerin Simone Stoffel zu gesellschaftlichen Konsequenzen des Einkaufsverhaltens
(abra) - In ihrer Information über den neuen 44-EuroGeschenkgutschein appelliert Citymanagerin Simone Stoffel daran, in Puncto Steuern, Innenstadtstruktur und lokale Lebensqualität daran zu denken, welche Konsequenzen das Einkaufsverhalten jedes einzelnen hat. Regina Braungart hat sich mit ihr darüber unterhalten
Frau Stoffel, an wen richtet sich Ihr Appell, die gesellschaftlichen Konsequenzen des Einkaufsverhaltens zu bedenken?
An alle, die ein Herz für Spaichingen haben, die hier leben und sich wohlfühlen. An alle, die sich freuen über ein intaktes Stadtleben, gerne ins Freibad gehen, die Bibliothek nutzen und deren Kinder hier zur Schule gehen. Jeder, der in Spaichingen einSpaichingen, kauft, sorgt dafür, dass die Gewerbesteuer in Spaichingen bleibt und mit jedem Euro, der in Spaichingen bleibt, wird die Infrastruktur der Stadt gestaltet. Ich habe ja viel Kontakt zu Spaichingern und die kaufen schon gerne hier ein. Aber manchmal hat man keine Zeit und macht sich keine Gedanken, weil alles so schnell gehen muss. Es ist wichtig zu kommunizieren, dass man weiß, was es alles in Spaichingen gibt.
Warum?
Bei jedem Marketingtag ist es das Thema, dass man den stationären Handel oft gar nicht bedenkt. Obwohl dieser gerade von manchem Internethandel wiederentdeckt wird. Oftmals sind in den Randgebieten die Einkaufszentren mit Filialisten. Von diesen landet keine Steuer in sondern dort, wo die Sitze der Ketten sind. Aber jeder Fachhändler in Spaichingen zahlt Steuer. Innerstädtische Entwicklung ist oft schwierig und es stellt sich die Frage, wie man Städte, die keine Großstädte sind, unterstützen kann. Man könnte zum Beispiel die innerstädtische Weiterentwicklung stärken, in dem man keine weiteren Zentren am Rande der Stadt zulässt, aber das muss man politisch überlegen.
Aber glauben Sie, dass die Menschen, bei denen es meist um egoistische Motive geht, sich von Appellen an den Gemeinsinn leiten lassen?
Die Gesellschaft ist schon so. Das kommt auch daher, dass die Ungleichverteilung überall greift und viele Familien aufs Geld achten müssen. Trotzdem glaube ich: Wir sind eine starke Gegend mit großer Kaufkraft. Man kann sensibilisieren, eben nicht schnell zu klicken, sondern zum Beispiel zu sagen: Hey, da ist die lange Einkaufsnacht, da schauen wir mal, was es in Spaichingen so gibt. Wenn jeder im Jahr nur einen Klick weniger macht, ist das schon gut.
Welche innovativen Modelle gibt es, das Angebot in Spaichingen zu halten?
Es ist ein Projekt angedacht. Der Fachhandel in Spaichingen kommt an digitaler Präsentation und Kommunikation nicht vorbei. Aber oft können dies die Händler nicht, weil sie oft eine One-Man-Show sind. Sie haben keine Zeit, die Seiten im Netz zu pflegen. Ich sehe es als Aufgabe des Gewerbe- und Handelsvereins, hier zu unterstützen. Es gibt Wege, auch bezahlbare Wege, mit den Angeboten und Information ins Netz zu gehen. Aber das Projekt steckt noch in den Kinderschuhen.
Wie sehen das die Spaichinger Einzelhändler?
Die sehen das Thema auch. Es betrifft inzwischen auch die Älteren. Ein Beispiel ist meine Mutter. Sie ist 75, recherchiert im Internet und kauft stationär. Breuningerland zum Beispiel hat click-and-collect-stationen. Das bedeutet, die Leute bestellen im Intenet und kaufen dann vor Ort, weil sie dann das, was nicht passt, gleich dort lassen können. So etwas müsste im ländlichen Raum auch funktionieren.
Aber jetzt lautet die Einladung zunächst mal ganz analog: „komm’ und guck’“bei der langen Einkaufsnacht am 7. Juli, oder?
(lacht) Ja. Komme, erlebe, lasse dich unterhalten und nutze die Gelegenheit, bis spät abends zu shoppen.