„Bei der Tour zu fahren, ist ein großer Traum“
Am heutigen Samstag startet die Tour de France mit einem Einzelzeitfahren in Düsseldorf. Das wichtigste Etappenrennen im Radsport wird in diesem Jahr zum 104. Mal ausgetragen. Unser Redakteur Klaus Berghoff hat mit dem 20jährigen Radsportler Moritz Fußnegger (Foto, kb) aus Möhringen, der als Kapitän das Team 0711Cycling aus Stuttgart anführt, über die traditionsreiche FrankreichRundfahrt gesprochen.
Welche Erwartungen haben Sie an die Tour de France?
Ich hoffe auf eine spannende Tour, und dass nicht gleich Froome nach der ersten Woche das gelbe Trikot trägt, sondern dass es täglich einen harten Kampf um die Gesamtführung gibt. Zudem wünsche ich mir, dass der Radsport in Deutschland durch die Tour wieder einen höheren Stellenwert bekommt. Dass der Start in Düsseldorf ist, wird sich positiv auswirken.
Wer zählt für Sie zum Favoritenkreis?
Ich denke, an Chris Froome führt kein Weg vorbei, wenn es um die Favoriten geht. Das Team Sky ist im Radsport eine Macht, so wie der FC Bayern im Fußball in Deutschland. Nairo Quintana und Alberto Contador werden es dem Team und Froome aber schwer machen. Mit dem Dänen Jakob Fugelsang muss man aber auch rechnen. Er hat die Generalprobe zur Tour Anfang Juni gewonnen und ist zur Zeit in starker Form. Aber es kann vieles passieren: Ein Sturz – und alles ist vorbei. Um die Tour zu gewinnen, braucht man viel Talent, ein gutes Team und ganz viel Glück.
Was trauen Sie den deutschen Fahrern zu. Hat Sie jemand bei der deutschen Meisterschaft am vergangenen Wochenende, an der Sie ja auch teilgenommen haben, besonders beeindruckt?
Wenn es um die Gesamtwertung geht, haben die deutschen Fahrer keine Siegchance. Aber bei den Sprintwertungen ist mit Andre Greipel und Marcel Kittel zu rechnen. Bei der DM in Chemnitz hat mir Greipel imponiert, wie er die Berge hochgefahren ist. Für einen Sprinter war das stark. Aber auch Jan Degenkolb war gut. Im Zeitfahren, und damit beim Eröffnungsprolog in Düsseldorf am Samstag, hat Tony Martin die besten Chancen. Er ist in Topform, wurde deutscher Meister und ist Weltmeister. Ich denke, er wird sich am ersten Tag das gelbe Trikot holen und versuchen, es bis in die Berge zu verteidigen.
Glauben Sie, dass alle Fahrer sauber, frei von Doping, sind?
Der Radsport wurde in den vergangenen Jahren gesäubert. In Deutschland, da bin ich mir zu hundert Prozent sicher, ist er sauber. Die Nada (Nationale AntiDoping-Agentur, die Redaktion) ist sehr dahinter und kontrolliert in jeder Situation. Und in Deutschland ist Doping ja nun strafbar und man kann ins Gefängnis kommen. Ich denke, das hat viele Sportler abgeschreckt.
Tour de France und Ihre sportlichen Ziele – gibt es da Verbindungen?
Für mich ist die Tour de France schon immer ein Traum gewesen. Als kleines Kind saß ich schon vor dem Fernseher und habe Armstrong und den anderen Fahrern zugejubelt. Ich bin jetzt drei Jahre auf Profi-Niveau unterwegs. Ich denke, drei Wochen Radrennen ist richtig schwer. Meine bisher längste Rundfahrt war zehn Tage. Danach war ich eine Woche k.o. Ich habe einen Riesenrespekt vor jedem, der die Tour fährt oder einmal gefahren ist. Dort zu fahren, ist einfach ein großer Traum.