Eine Demonstration poetischer Freiheit
Professor Richard Salm hält auf dem Hohenkarpfen Vortrag über Christo-Kunstprojekt
- Viele interessierte Kunstfreunde haben sich auf dem Hohenkarpfen eingefunden, um den interessanten Ausführungen von Professor Richard Salm über Christos Land-Art-Projekt „The Floating Piers“zu lauschen. Im Rahmen der Reihe „Zeitgenössische Kunst im Dialog“wurde in einer Präsentation mit Fotos und Filmbeiträgen über das Projekt der schwimmenden Stege im Lago d`Iseo in Oberitalien berichtet.
Der Künstler Christo hatte 2016 kilometerlange schwimmende Piers in leuchtendem Orange geschaffen, die Besuchern und Einheimischen neue Perspektiven auf den See und die Schönheit der Landschaft boten. Den Menschen – es waren in 16 Tagen mehr als eine Million Besucher – war so die Möglichkeit geboten, eine ungewöhnliche Erfahrung zu machen: übers Wasser zu laufen.
Der Vorsitzende der Kunststiftung Hohenkarpfen, Dr. Friedemann Maurer, freute sich über den guten Besuch und stellte Professor Salm aus Freiburg vor: „Sein Vortrag ist eine Offenbarung und ein Vergnügen“. Mit analytisch beobachtendem Blick werde Salm dem Phänomen Christo näherkommen und seine Projekte den Besuchern näherbringen.
Er könne nur berichten, weil er neugierig war und die Chance hatte, dahin zu gehen, so Professor Salm. Seine Neugier auf Christo habe mit der Verhüllung des Reichstags begonnen. Dem Künstler gehe es nicht ums Verstecken, sondern ums Hervorheben, einen neuen Blick auf die Dinge zu werfen. Es sei eine Demonstration poetischer Freiheit.
Salm schilderte den Lebenslauf von Christo, seine Zusammenarbeit mit seiner Frau Jeanne-Claude, die leider das Projekt der „Floating Piers“nicht mehr erleben konnte, das die beiden schon 40 Jahre zuvor geplant hatten. Er erklärte die Vorbereitungen für die „schwimmenden Stege“, die mit Schwergewichten auf dem Boden des Iseo-Sees befestigt wurden, bis zum Aufbringen des orangenen Belags. Die beiden Hauptstege liefen auf die Insel San Paulo zu. Die Stege hatten kein Geländer und vermittelten dadurch das Gefühl, direkt auf dem Wasser zu laufen. Sie waren barrierefrei und auch für Rollstühle, Kinderwagen und Rollatoren zugänglich.
Das Projekt hatte einen RiesenAnsturm an Besuchern, es dauerte aber nur vom 18. Juni bis 3. Juli 2016. Salm zeigte zwei Kurzfilme, einer hatte den Titel „Ist das Kunst?“, bei dem die Befürworter ökologischer Ästhetik zu Worte kamen, ein weiterer war mit Musik von Vivaldi unterlegt. Die gezeigten Fotos waren von Wolfgang Volz, einem in Tuttlingen geborenen Fotografen, der durch seine Zusammenarbeit mit Christo und Jeanne-Claude weltbekannt ist.