Düstere Aussichten fürs neue Schuljahr
Stand heute: rund 400 Fehlstunden durch Lehrermangel in den sieben Grundschulen
- 399 Fehlstunden aufgrund von Lehrermangel wird es im kommenden Schuljahr in den sieben Grundschulen in Tuttlingen und den Ortsteilen geben. Mit 145 Stunden ist die Schildrainschule besonders betroffen. Auch wenn sich diese Zahlen noch ändern können – durch Personalverschiebungen oder Einstellungen – stellen sie ein erhebliches Problem dar.
Hans-Peter Gökelmann, einer der beiden geschäftsführenden Schulleiter in Tuttlingen, stellte am Montag im Verwaltungs- und Finanzausschuss des Gemeinderats mögliche Konsequenzen für den Unterricht vor. Bliebe es bei diesen düsteren Aussichten, dann werde im Pflichtbereich gestrichen. Sport und Bildende Kunst: je eine Wochenstunde weg. Englisch in Klasse 1: eine Stunde weg. Religion: soweit von Lehrern unterrichtet eine Stunde weniger. Betroffen wäre auch eine DeutschStunde pro Woche in Klasse 3. Jene Stunde, die laut Kultusministerium im kommenden Schuljahr eigentlich zusätzlich unterrichtet werden soll. Bliebe also alles beim Alten.
Noch suchen alle Beteiligten – Schulen, Schulamt, Regierungspräsidium, Ministerien und die Stadt – nach Lösungen, um Löcher zu stopfen. Dazu gehört, wie bislang schon versucht und umgesetzt, dass Gymnasiallehrer für die Grundschulen angeworben werden sowie sogenannte „Nicht-Erfüller“, die das zweite Staatsexamen nicht abgelegt haben.
Nachjustiert werden soll vor allem in den drei Schulen, die nach Paragraf 4a des Schulgesetzes Ganztagsschule sind: Karlschule, Wilhelmschule und Schildrainschule. Jede Lehrerwochenstunde im Ganztagsbereich, die ausfällt, hat einen Gegenwert von 1800 Euro. Die Schulen haben eine Monetarisierung – dabei werden Lehrerstunden quasi zu Geld gemacht – bereits beim Land angemeldet: Karl- und Wilhelmschule bislang zehn Lehrerwochenstunden, Schildrainschule sieben. Nun wollen sie, nachdem sich für das Schuljahr 2017/18 eher eine Verschlechterung der Lehrerstunden abzeichnet, das Maximum beantragen. Das wären bis zu 50 Prozent der Ganztagsstunden. Die Schildrainschule, die besonders schlecht versorgt sei, könnte sogar alle ihre 27 Wochenstunden geltend machen, erklärte Gökelmann.
Das Schulamt Konstanz hat eine entsprechende Anfrage beim Regierungspräsidium beziehungsweise Ministerium gestellt. Gökelmann dämpfte in der Sitzung aber die Erwartungen auf eine positive Antwort. Vorteil dieser Lösung wäre, dass mit den zusätzlichen finanziellen Mitteln der Nachmittagsbereich mit externen Kräften, wie Musiklehrern, abgedeckt werden könnte, um den Pflichtbereich am morgen voll gewährleisten zu können.
Gebührenerhöhung für Verlässliche Grundschule
Gudrun Egle, Fachbereichsleiterin Schulen, Sport und Kultur bei der Stadtverwaltung, kündigte eine Erhöhung der Gebühren für die Verlässliche Grundschule an. Seit 2001 habe sich hier nichts getan. Egles Ressort wird eine Gebührenanpassung ausarbeiten und dem Gemeinderat zur Abstimmung vorlegen.
Erstmals festgelegt wurden im Ausschuss zudem Betreuungsschlüssel für die Schüler in Verlässlicher Grundschule und Ganztagsschule. Bei der Essensausgabe soll ein Betreuer für 35 Kinder zuständig sein. 28, der übliche Klassenteiler, soll der Schlüssel bei Verlässlicher Grundschule und beim Mittagessen pro Betreuungskraft sein. Till Haendle (FW), Rektor der Karlschule, bat darum, die Kinderzahl zu senken. Er hat die Befürchtung, dass sonst Personal abspringen könnte. Haendle plädierte für 20 Schüler pro Betreuer. Bis zur Gemeinderatssitzung, so Tuttlingens Oberbürgermeister Michael Beck, wird sich die Verwaltung darüber nochmals Gedanken machen.
Angesprochen wurde eine Neuregelung in der Schildrainschule, die einer Familie sauer aufstoße. Bislang sei es üblich gewesen, dass auch Schüler, die nicht für Ganztagsschule oder Verlässliche Grundschule angemeldet waren, am Donnerstag, an dem fast alle Kinder Nachmittagsunterricht haben, in der Mittagszeit bis 14 Uhr betreut wurden. Das fällt zum neuen Schuljahr weg. Egle wies darauf hin, dass die Anmeldung zur Ganztagsschule bis 15.30 Uhr eine Alternative sei, wenn eine Betreuung gewünscht werde. ANZEIGE