Kinder nehmen eigenen Körper wahr
Bewegungsprojekt an der Baldenbergschule soll Entwicklung der Schüler fördern
- An der Baldenbergschule läuft derzeit ein Bewegungsprojekt. Es soll Kinder mit Lernproblemen und motorischen Schwierigkeiten unterstützen und deren Entwicklung voranbringen. Die Denkinger Kinder- und Jugendcoachin Heike Kreibich ist seit einigen Wochen regelmäßig in der Schule und macht mit den Kindern spezielle Übungen.
„One, two, three, four.“Neun Kinder heben ihr rechtes Bein in die Höhe und zählen wiederholt in verschiedenen Sprachen bis vier. Dann folgt das ganze mit dem linken Bein. Die meisten der Förderschüler zwischen sieben und zehn Jahren schaffen das gut. Der ein oder andere muss sich jedoch schon mal beim Nebenmann abstützen. „Nach einigen Wochen schaffen es eigentlich alle Kinder, auf einem Bein stehend bis drei oder vier zu zählen“, berichtet Kreibich. Auch wenn die Übungen leicht aussähen: „Für manche Kinder sind sie arg schwer – einige haben mit schlicht wirkenden Übungen große Probleme.“Bereits nach vier Wochen habe sie jedoch bei den Schülern eine „deutliche Verbesserung“festgestellt.
Premiere in der Schule
Es ist das erste Mal, dass Heike Kreibich das Unterstützungsprogramm zur Reflexintegration in einer Schule einsetzt. Zuvor habe sie nur Einzelstunden gemacht in ihrer Denkinger Praxis. In Deutschland sei das Programm noch relativ neu; in Schweden, wo es entwickelt wurde, werde es schon länger eingesetzt: Der Arzt Dr. Harald Blomberg habe die positiven Auswirkungen entdeckt in puncto „Zusammenhang von Muskelturnus auf Nervenbahnen und Verknüpfungen der Gehirnschichten“(siehe Kasten). Kreibich ging auf die Spaichinger Schule zu, die reagierte aufgeschlossen. Nun kommt sie alle paar Wochen, um mit den Kindern zu üben; Schulleiterin Stefanie Paret wiederholt die Übungen täglich eine Viertelstunde mit den Kindern.
Heute testet Kreibich eine neue: „Jetzt geht es um eure Körperhälften“, erklärt sie den Mädchen und Jungen. „Wir überkreuzen die Arme und die Beine.“Die Resultate fallen unterschiedlich aus: „Das ist doch voll easy“, meint ein Junge. Doch das ein oder andere Kind wackelt, als es die Beine in Position bringt. Einem Mädchen will es nicht gelingen, die Beine länger als ein, zwei Sekunden zu kreuzen. Einige ziehen die Schuhe aus – dann geht’s besser.
Schulleiterin Paret sieht die Erfolge: „Bei einem Jungen ist es sehr auffällig, dass er ruhiger geworden ist“, stellt sie fest. Die Wahrnehmung des eigenen Körpers ändere sich durch das Projekt, das zeitlich auf ein Schuljahr angelegt sei: Das zeige sich auch bei einem Zeichentest – „die Kinder fangen an, bei Figuren Hals und Finger zu malen, weil sie das nun wahrnehmen“.
Bei den Kindern sei deutlich zu erkennen, dass sie neue Übungen nicht so gerne machten, die bekannten hingegen schon, erläutert Kreibich: „Weil sie merken, sie können das, haben sie Erfolgserlebnisse.“Ein großer Vorteil der Methode, etwa bei Kindern mit ADHS sei, dass sie im Gegensatz zu Medikamenten garantiert nebenwirkungsfrei sei.
Um den Erfolg langfristig werden zu lassen, sollen die Kinder die Übungen auch daheim machen. „Wir können natürlich nicht davon ausgehen, dass sie das tun“, weiß Paret. Bisweilen käme ein Schüler zu ihr und sage, dass er geübt habe. „Aber es ist anzunehmen, dass es viele nicht machen.“Die kleine Julia ist ehrlich: „Ich übe nicht so oft zuhause“, sagt sie. Weil es etwas anstrengend sei und sie nicht immer die Lust dazu habe.
Heike Kreibich lobt und motiviert die Kinder dennoch zum Abschied: „Ich finde, ihr habt das ganz gut gemacht – nun wäre es schön, wenn ihr in den Ferien auch daheim übt.“