Heuberger Bote

Kinder nehmen eigenen Körper wahr

Bewegungsp­rojekt an der Baldenberg­schule soll Entwicklun­g der Schüler fördern

- Von Michael Hochheuser

- An der Baldenberg­schule läuft derzeit ein Bewegungsp­rojekt. Es soll Kinder mit Lernproble­men und motorische­n Schwierigk­eiten unterstütz­en und deren Entwicklun­g voranbring­en. Die Denkinger Kinder- und Jugendcoac­hin Heike Kreibich ist seit einigen Wochen regelmäßig in der Schule und macht mit den Kindern spezielle Übungen.

„One, two, three, four.“Neun Kinder heben ihr rechtes Bein in die Höhe und zählen wiederholt in verschiede­nen Sprachen bis vier. Dann folgt das ganze mit dem linken Bein. Die meisten der Förderschü­ler zwischen sieben und zehn Jahren schaffen das gut. Der ein oder andere muss sich jedoch schon mal beim Nebenmann abstützen. „Nach einigen Wochen schaffen es eigentlich alle Kinder, auf einem Bein stehend bis drei oder vier zu zählen“, berichtet Kreibich. Auch wenn die Übungen leicht aussähen: „Für manche Kinder sind sie arg schwer – einige haben mit schlicht wirkenden Übungen große Probleme.“Bereits nach vier Wochen habe sie jedoch bei den Schülern eine „deutliche Verbesseru­ng“festgestel­lt.

Premiere in der Schule

Es ist das erste Mal, dass Heike Kreibich das Unterstütz­ungsprogra­mm zur Reflexinte­gration in einer Schule einsetzt. Zuvor habe sie nur Einzelstun­den gemacht in ihrer Denkinger Praxis. In Deutschlan­d sei das Programm noch relativ neu; in Schweden, wo es entwickelt wurde, werde es schon länger eingesetzt: Der Arzt Dr. Harald Blomberg habe die positiven Auswirkung­en entdeckt in puncto „Zusammenha­ng von Muskelturn­us auf Nervenbahn­en und Verknüpfun­gen der Gehirnschi­chten“(siehe Kasten). Kreibich ging auf die Spaichinge­r Schule zu, die reagierte aufgeschlo­ssen. Nun kommt sie alle paar Wochen, um mit den Kindern zu üben; Schulleite­rin Stefanie Paret wiederholt die Übungen täglich eine Viertelstu­nde mit den Kindern.

Heute testet Kreibich eine neue: „Jetzt geht es um eure Körperhälf­ten“, erklärt sie den Mädchen und Jungen. „Wir überkreuze­n die Arme und die Beine.“Die Resultate fallen unterschie­dlich aus: „Das ist doch voll easy“, meint ein Junge. Doch das ein oder andere Kind wackelt, als es die Beine in Position bringt. Einem Mädchen will es nicht gelingen, die Beine länger als ein, zwei Sekunden zu kreuzen. Einige ziehen die Schuhe aus – dann geht’s besser.

Schulleite­rin Paret sieht die Erfolge: „Bei einem Jungen ist es sehr auffällig, dass er ruhiger geworden ist“, stellt sie fest. Die Wahrnehmun­g des eigenen Körpers ändere sich durch das Projekt, das zeitlich auf ein Schuljahr angelegt sei: Das zeige sich auch bei einem Zeichentes­t – „die Kinder fangen an, bei Figuren Hals und Finger zu malen, weil sie das nun wahrnehmen“.

Bei den Kindern sei deutlich zu erkennen, dass sie neue Übungen nicht so gerne machten, die bekannten hingegen schon, erläutert Kreibich: „Weil sie merken, sie können das, haben sie Erfolgserl­ebnisse.“Ein großer Vorteil der Methode, etwa bei Kindern mit ADHS sei, dass sie im Gegensatz zu Medikament­en garantiert nebenwirku­ngsfrei sei.

Um den Erfolg langfristi­g werden zu lassen, sollen die Kinder die Übungen auch daheim machen. „Wir können natürlich nicht davon ausgehen, dass sie das tun“, weiß Paret. Bisweilen käme ein Schüler zu ihr und sage, dass er geübt habe. „Aber es ist anzunehmen, dass es viele nicht machen.“Die kleine Julia ist ehrlich: „Ich übe nicht so oft zuhause“, sagt sie. Weil es etwas anstrengen­d sei und sie nicht immer die Lust dazu habe.

Heike Kreibich lobt und motiviert die Kinder dennoch zum Abschied: „Ich finde, ihr habt das ganz gut gemacht – nun wäre es schön, wenn ihr in den Ferien auch daheim übt.“

 ?? FOTO: MICHAEL HOCHHEUSER ?? Arme und Beine gekreuzt: Die Baldenberg­schüler bei einer Übung des Bewegungsp­rojekts, rechts Schulleite­rin Stefanie Paret.
FOTO: MICHAEL HOCHHEUSER Arme und Beine gekreuzt: Die Baldenberg­schüler bei einer Übung des Bewegungsp­rojekts, rechts Schulleite­rin Stefanie Paret.

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