Traumrolle Telefonbuch
Im schönen Venedig finden derzeit die Filmfestspiele statt. Und weil das Wetter gut ist, der Frizzante im Glase prickelt, singen Hollywood-Stars gerne Hohelieder auf andere Hollywood-Stars. Zum Beispiel hat Matt Damon nun in Italien über den Regisseur Alexander Payne gesagt: „Für ihn würde ich auch das Telefonbuch darstellen.” Das wäre freilich eine Herausforderung für den Schauspieler, weil Telefonbücher mitunter sehr dick sind, was sich auf die zu lernende Textmenge auswirkt. Außerdem ist der Gedanke nicht uninteressant, dass Menschen Bücher darstellen. Für die Bundeskanzlerin böte sich Friedrich Dürrenmatts „Besuch der alten Dame“an. Das kommt gut hin, geht es im Buch doch um ein Dorf, dessen Schicksal allein an besagter Dame hängt. Genauso wie jenes der CDU an Angela Merkel.
Weil wir bei Regierungschefs sind: Donald Trump könnte ohne Aufhebens Günter Grass’ Klassiker „Die Blechtrommel“verkörpern. Denn der Schinken handelt im Grunde eh von ihm: kleiner Junge mit eigenartiger Frisur, der mit seiner Stimme Glas zerdeppert. Genauso wie im richtigen Leben, wo Trump Kraft seines Mundwerks Porzellan zu diplomatischen Scherbenhaufen zersingt. Vielleicht kommt aber alles anders, weil sich der Präsident für ein geeigneteres Buch entscheidet. Vorschlag: Robinson Crusoe. Da bliebe er meist auf einer einsamen Insel, nur in Gesellschaft eines gewissen Freitag. Immerhin hielte sich – gemessen an Telefonbuchdarsteller Matt Damon – die Textmenge in Grenzen. Denn in Robinsons Telefonbuch stand ja nur ein Name. (nyf)