Polizei hält Fahndungsdruck aufrecht
Beamte durchkämmen auf der Suche nach Drazen D. auch am Montag Villingendorfer Wald
Die Polizei hat am Montag ihre Suche nach dem mutmaßlichen Dreifachmörder von Villingendorf, Drazen D., fortgesetzt. Das teilte Polizeipressesprecher Dieter Popp auf Nachfrage unserer Zeitung mit. Das Ziel war es, das nordwestlich von Villingendorf gelegene rund vier Quadratkilometer große Waldstück final durchzukämmen.
„Wir hoffen, dass wir das Kapitel am Montag erledigen können.“Aufgrund der schlechten Witterung habe dies nicht bis zum Sonntagabend geschehen können, zumal der Wald nicht unbedingt an allen Stellen leicht zugänglich ist. Eine Hundertschaft mit 80 Beamten ist dafür weiter im Einsatz gewesen.
Der 40-jährige Drazen D., der am Donnerstagabend in Villingendorf seinen sechsjährigen Sohn sowie den neuen Lebensgefährten seiner ExFrau sowie dessen Cousine mit einem Sturmgewehr der ehemaligen jugoslawischen Armee erschossen haben soll (wir berichteten) und auch in Tuttlingen und zuletzt in Mahlstetten gewohnt hat, ist im kompletten Schengen-Raum zur Fahndung ausgeschrieben worden. Das gilt auch für die Länder des ehemaligen Jugoslawiens. Das Bundes- und das Landeskriminalamt und die Polizei in Bayern sind ebenfalls in die Suche involviert. Auch Zollbeamte schauen danach, ob Drazen D. sich über die Grenze ins Ausland absetzen will.
Spendenaufruf im Internet
Derweil gibt es für die Mutter des sechsjährigen Jungen im Internet einen Spendenaufruf: „Wir bitten Euch um eine Spende für die Beerdigung und Unterstützung des erschossenen kleinen Dario“, heißt es auf der privaten Spendenplattform Leetchi. Auch in der Facebook-Gruppe „Hvati Tuttlingen“, was so viel wie Kroaten Tuttlingen bedeutet, gibt es seit Sonntag einen Spendenaufruf.
Wie sehr Drazen D. in den vergangenen Jahren in Tuttlingen unterwegs war, ist in seinem FacebookProfil zu erkennen. Dort sind Bilder zu sehen, wie der ehemalige Soldat mit anderen Männern, vermutlich Kroaten, vor dem kroatischen Kulturverein „N. K. Slavonija Tuttlingen“an der Stuttgarter Straße im Trikot der kroatischen Fußball-Nationalmannschaft feiert. Auch weitere Bilder sind in der Donaustadt aufgenommen worden, etwa vor dem Parkhaus Innenstadt.
Im vergangenen Jahr hat die Familie wohl noch in der Karlstraße in der Tuttlinger Innenstadt gewohnt. Zuletzt, so ist von der Polizei zu hören, habe der mutmaßliche Mörder keinen festen Wohnsitz mehr gehabt. Er war zwar in Mahlstetten gemeldet, allerdings ist die Wohnung inzwischen an eine andere Person vermietet worden. Dennoch habe es Durchsuchungsaktionen gegeben. Die SOKO Hochwald arbeitet zudem nach wie vor mit 50 Beamten daran, Drazen D. so schnell wie möglich dingfest zu machen.
Zahlreiche Gerüchte
Im Internet kursieren zahlreiche Gerüchte: „Manche sind korrekt, andere nicht“, sagt Popp auf Nachfrage. Unter dem letzten Facebook-Eintrag von Drazen D., mit dem er sich Ende Februar für einige Geburtstagsgrüße bedankt, gibt es inzwischen fast 200 Beiträge – viele davon drücken ihr Entsetzen über den Dreifachmord, vor allem aber den Mord an seinem Sohn, aus. Die Tonlage ist mitunter ziemlich drastisch. Auch diese Beiträge hat die Polizei im Blick: „Wir beobachten auch die sozialen Netzwerke. Im Prinzip prüfen wir sämtliche Hinweise“, betont Pop.
Wie viele illegale Waffen aus dem Jugoslawien-Krieg möglicherweise in Deutschland zu finden sein dürften, darüber kann derweil das Bundeskriminalamt keine Aussage machen: „Das wird nicht erfasst“, sagt Pressesprecherin Marie Müller auf Nachfrage. Beim Landeskriminalamt gibt es einen Hinweis darauf, dass durchaus eine nicht zu vernachlässigende Zahl an Kriegswaffen nach dem Ende des Jugoslawienkriegs nach Deutschland gekommen ist: „Waffen aus Ex-Jugoslawien spielen in Baden-Württemberg eine Rolle. Zwei Drittel der gefundenen illegalen Handgranaten stammen etwa aus jugoslawischer Produktion“, sagt Pressesprecher Horst Haug. Diese würden dann von Mitarbeitern des Landeskriminalamts entschärft.