Deilinger findet Weltkriegsgrab
Wie Bernd Weber die letzte Ruhestätte seines Großonkels ausfindig machte
- Ein Buch, das Bernd Weber, geboren und aufgewachsen in Deilingen, in einer Bibliothek in Köln in die Finger bekommen hat, ist der Anlass zu einer Suche und einer Reise nach Belgien gewesen, die ihn an das Grab seines im Ersten Weltkrieg in Flandern gefallenen Großonkels führte.
Es war das „Ehrenbuch. der im Weltkrieg gefallenen katholischen Lehrer Württembergs“aus dem Jahr 1927, das Bernd Weber in der Kölner Bibliothek entdeckte. Beim Durchblättern stieß er auf den Namen Alois Schätzle. Er erinnerte sich, wie seine Großmutter ein Leben lang, bis ins hohe Alter, diesen Menschen betrauerte. Er war ihr Bruder. Der Familie war nur bekannt, dass er bei Ypern in jenen Stahlgewittern gefallen war.
Er war nicht der einzige aus der Region Heuberg. Wo sich das Grab Alois Schätzles befindet, war der Familie nicht bekannt. Auf einem Foto von ihm war auf dem Stahlhelm die Nummer 125 zu lesen. Nach weiteren Nachforschungen zeigte sich, dass dies ein württembergisches Regiment bezeichnete, das unter preußischem Kommando stand. Nun konnte Bernd Weber mit Hilfe des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. Alois Schätzles Grab lokalisieren und die näheren Umstände seines Todes in Erfahrung bringen.
Am 25.Mai 1916 ereilte ihn der Tod durch einen Granatsplitter im Kopf, hervorgerufen durch einen Volltreffer auf ihren sicher geglaubten Unterstand. Acht Tage darauf fiel sein guter und treuer Freund Eugen Denkinger aus Wehingen, nachdem dieser ihm noch einen Nachruf gewidmet hatte.
Gedächtnisfeier
Vor wenigen Tagen fand nun eine große Gedächtnisfeier auf dem deutschen Soldatenfriedhof Nachtigall bei Menen statt, wo Alois Schätzle und Rudolf Schätzle aus Deilingen sowie Eugen Denkinger begraben sind. Bernd Weber berichtet von dieser Feier:
Anlass der Veranstaltung war das Gedenken an die Toten der dritten Flandernschlacht vor 100 Jahren. Zu diesem Zeitpunkt waren die beiden Deilinger Alois Schätzle und Rudolf Schätzle bereits seit über einem Jahr tot, gefallen der eine am 27. Mai, der andere am 4. Juni 1916. An der dritten Flandernschlacht von Juli bis November 1917 waren die württembergischen Regimenter nicht mehr beteiligt. Diese wurden Ende 1916 an die Somme verlegt – als ob das Grauen dieses Krieges für die Überlebenden der zweiten Flandernschlacht noch eine Steigerung erfahren sollte.
An der Zeremonie für die deutschen Toten der dritten Flandernschlacht, bei der Bernd Weber dabei war, nahmen Teilnehmer aus beinahe dem gesamten Commonwealth teil – also den Ländern des einstigen Britischen Empire. Besonders viele Teilnehmer kamen aus Neuseeland.
Musikalisch begleitet wurde die Zeremonie durch die Kapelle der belgischen Marine. Sehr bewegend war unter anderem der Gesang eines Chores aus Neuseeland, der ein Volkslied der Maori vortrug. An der dritten Flandernschlacht waren auch Maori beteiligt. So konnte auch Weber sich auf der Feier noch mit einem Maori-Mädchen unterhalten, deren Vorfahr auch hier gekämpft hatte.
„Ursprünglich waren auf dem Friedhof in Menen nach dem ersten Weltkrieg um die 6000 deutsche Soldaten beerdigt“, so Bernd Weber. „Wahrscheinlich gab es zu diesem Zeitpunkt in ganz Belgien über 100 kleinere Friedhöfe. Ein Abkommen zwischen Belgien und der Bundesrepublik Deutschland sah vor, diese Friedhöfe auf nunmehr vier zu reduzieren.
Die Soldaten wurden exhumiert und in kleineren Gräbern von etwa 30 mal 40 Zentimetern beigesetzt. Trotz mehrerer Namen auf einer Grabtafel aus belgischem Granit befinden sich die sterblichen Überreste in separaten Gräbern. Mögen Sie in Frieden ruhen und nachkommende Generationen mahnen, derartiges nie mehr wieder geschehen zu lassen.“