Heiße Spur zu Paketbomber fehlt
Nach dem Bombenfund von Potsdam ist vielen bei Paketsendungen mulmig zumute
(dpa) - Bei der Fahndung nach dem Unbekannten, der den Paketdienst DHL mit Paketbomben erpresst, hat die Polizei drei Dutzend Hinweise erhalten. Eine heiße Spur sei aber noch nicht darunter, teilte ein Sprecher mit. Am Freitag war eine Paketbombe am Potsdamer Weihnachtsmarkt unschädlich gemacht worden. Bereits Anfang November ging eine ähnliche Bombe bei einem Onlineversandhändler in Frankfurt (Oder) in Flammen auf. Die Polizei hat die Bevölkerung gebeten, beim Empfang von verdächtigen Paketen sehr vorsichtig zu sein.
(dpa) - Es geht um eine riesige Menge von Paketen. Etwa sieben Millionen von ihnen werden im Weihnachtsgeschäft Tag für Tag durch Boten der Posttochter DHL zugestellt. „Es ist nahezu unmöglich, alle Pakete zu kontrollieren“, stellt DHL-Sprecher Dirk Klasen in Bonn klar. Für die rund 60 000 Paketzusteller sei die Erpressung, über die ganz Deutschland spricht, ständig im Hinterkopf.
Zuletzt war bekannt geworden, dass keine Terroristen, sondern Verbrecher, die Geld wollen, hinter dem Bombenfund von Potsdam stecken. Konkrete Hinweise auf weitere Paketbomben gebe es derzeit aber nicht. „Das Geschäft läuft völlig normal“, sagt der Sprecher.
Allerdings führte die Warnung der Potsdamer Polizei vor weiteren Bombenpaketen auch zu Fehlalarmen. In der Bußgeldstelle der Polizei in Gransee bei Berlin sollte wegen eines verdächtigen Pakets das Gebäude geräumt werden – dann stellte sich heraus, dass es nur ein Christstollen war. Auch in Thüringens Staatskanzlei wurde Bombenalarm ausgelöst. Doch statt einer zunächst vermuteten Wurfgranate enthielt das Paket ohne Absender nur Kataloge. Und in Pritzwalk im Nordwesten Brandenburgs rückte die Polizei für ein Paket aus, in dem sich nur eine vom Ehemann bestellte Tube mit Gel befand.
Die Beschäftigten von Paketdienstleistern müssen immer damit rechnen, dass mit einer Sendung etwas nicht stimmt. „Das Restrisiko bleibt. Das ist etwas, was jeder weiß“, sagt Klasen. In der aktuellen Situation würden „viele Gespräche“geführt. Zu Überreaktionen sei es bislang aber weder bei Beschäftigten noch bei Kunden gekommen.
Vorsorglich wurden die DHLMitarbeiter vom Unternehmen um besondere Achtsamkeit gebeten. Auch das Personal in den Filialen sei gewarnt worden, wie man mit der Situation umgehen müsse. In den Packstationen des Unternehmens könne aber weiter jedermann Pakete ungeprüft aufgeben. Eine technische Möglichkeit zur Überwachung gebe es nicht.
In dem ohnehin schon stressigen Weihnachtsgeschäft steht das große Finale für die DHL-Paketboten noch bevor. Dann wird noch mehr verschickt. Bis zu 8,5 Millionen Pakete müssen kurz vor dem Fest täglich zugestellt werden. „Alle sind sensibilisiert“, beschreibt Verdi-Sprecher Günter Isemeyer die Situation.
Zur Sicherheit der Bürger und Zusteller will auch die Polizei beitragen. Eine Potsdamer Soko, zunächst wegen einer möglichen Terrorlage nach der Auslieferung einer Paketbombe in einer Apotheke am Weihnachtsmarkt gegründet, wurde massiv aufgestockt. Mehr als 50 Mitarbeiter wollen die Erpressung so schnell wie möglich aufklären.
Es geht nicht nur, wie vom Landesinnenminister betont, um massive Gefahren für Gesundheit und Leben. Es geht auch um das Risiko immenser wirtschaftlicher Schäden für den Onlinehandel. Immerhin: „Wenn man es schafft, schnell eine Lösung zu finden, wird es keine Beeinträchtigungen geben“, sagt Oliver Prothmann, Präsident des Bundesverbands Onlinehandel. Sollte es aber etwa nach weiteren Anschlägen zu einer allgemeinen Verunsicherung kommen, sei dies natürlich schlecht für die ganze Branche. Bisher allerdings – nach einem guten Start in das Weihnachtsgeschäft – steuere der Onlinehandel auf eine neue Rekordmarke zu.