Eintagsfliegen
Jahrestage und Auszeichnungen dienen dazu, Bedeutsamem eine noch größere Bedeutung zu verleihen oder vermeintlich Bedeutungslosem eine Bedeutung zu geben. Als Philipp Lahm etwa 2017 Fußballer des Jahres wurde, galt es, einem, der praktisch alles gewonnen hatte, auch noch die letzten fehlenden Quäntchen Ruhm zukommen zu lassen. Anders sieht es etwa beim Butterbrot aus.
Es steht auf der roten Liste aussterbender Arten. Daher gibt es einen Tag des Butterbrotes. Gegen Ende des Jahres häufen sich solche oder ähnliche Auszeichnungen, täglich erreichen uns entsprechende Meldungen. Gestern wurde bekannt, wer den Ehrentitel „Libelle des Jahres“tragen darf (nicht zu verwechseln mit der Mirabelle): Es ist die Zwerglibelle. Glückwunsch. Sofern Sie wissen, wie eine Libelle aussieht, ergibt es aber wenig Sinn, im Sommer nach ihr Ausschau zu halten. Sie ist nämlich wirklich sehr verzwergt. Dazu erfahren wir, dass von 80 Libellenarten hierzulande ganze 48 auf der roten Liste stehen. Womit sich eine schöne Zahl an künftigen Preisträgern ergibt, sofern alle durchhalten, bis sie dran sind.
Interessant auch, das erfuhren wir ebenfalls gestern: der Alpine Felshumusboden ist der Boden des Jahres 2018. Dies wurde bei einem Festakt in Berlin bekannt gegeben. Leider wurde dabei nicht berichtet, wie vergangene Preisträger mit dem plötzlichen Ruhm fertig geworden sind, man denke nur an den Überraschungssieger 2017, den Gartenboden oder die Braunerde (2008). Gebannt warten wir auf weitere Preisträger, etwa der Kieselstein 2018 und die Eintagsfliege des Jahres. (dg)