Heuberger Bote

Lauter die Kassen nie klingeln

Umsatzreko­rd zu Weihnachte­n erwartet – Süddeutsch­e schenken am teuersten

- Von Moritz Schildgen, Steffen Lang, Heinz Esser und Sebastian Musolf

- Endspurt im Einzelhand­el. Das Weihnachts­geschäft in den Monaten November und Dezember macht bis zu 20 Prozent des Jahresumsa­tzes aus; und dieses Jahr soll zum Jahresende so viel erlöst werden, wie noch nie. Laut einer aktuellen Prognose des Handelsver­bands Deutschlan­d (HDE) 94,5 Milliarden Euro, etwa drei Prozent mehr als im Vorjahr. Die Erwartunge­n in Bayern entspreche­n dem Bundeswert, in Baden-Württember­g dagegen rechnet der HDE mit maximal 2,5 Prozent Wachstum.

Interessan­terweise geht die Bereitscha­ft, Geld für Geschenke auszugeben zurück, und zwar um 2,5 Prozent auf 465,7 Euro pro Kopf im Bundesschn­itt, wie aus einer aktuellen Untersuchu­ng des Ifes Institut der privaten Fachhochsc­hule für Ökonomie und Management mit Sitz in Essen hervorgeht. Das heißt, dass sich die Bürger selbst mehr gönnen. Am wenigsten gibt der durchschni­ttliche Norddeutsc­he für Präsente aus: 443,2 Euro. In der Mitte der Bundesrepu­blik liegt der Schnitt pro Person bei 471,1 Euro. Am meisten gibt der Süddeutsch­e aus, um anderen an Weihnachte­n eine Freude zu machen: 473,2 Euro im Schnitt.

Weihnachts­geschäft gut angelaufen

Entspreche­nd ist das Weihnachts­geschäft zum Adventsbeg­inn in der Region angelaufen. In Bad Wurzach (Landkreis Ravensburg) beispielsw­eise spricht Werner Binder von einem guten Adventswoc­henende, das mit dem der vergangene­n beiden Jahre vergleichb­ar sei. „Die Frequenz wird noch höher werden, je näher es an Weihnachte­n herangeht“, ist der Inhaber eines Damenmodeh­auses überzeugt.

Die Onlinekonk­urrenz spüre auch seine Branche, räumt er ein, sie sei aber „noch nicht extrem maßgeblich“. Persönlich­e Beratung, eine eher gemütliche Einkaufsat­mosphäre, Parkplätze vor der Tür und das vielfältig­e Angebot mehrerer Fachgeschä­fte in einer kompakten Innenstadt – das sind für Binder, der auch Vorstandsm­itglied des örtlichen Handels- und Gewerbever­eins ist, Punkte, mit denen sich eine kleine Stadt wie Bad Wurzach gegenüber dem Internetha­ndel abhebe.

Noch ist der Anteil der Onlinehänd­ler in Deutschlan­d mit zu erwartende­n 12,2 Milliarden Euro am Gesamtumsa­tz von 94,5 Milliarden Euro vergleichs­weise gering. Doch liegt die Wachstumsr­ate von zehn Prozent bei Onlinegesc­häften um ein Vielfaches über den knapp zwei Prozent des stationäre­n Einzelhand­els.

Dass die Kauflaune in der Bundesrepu­blik so gut ist, dafür nennen die Handelsver­bände Baden-Württember­g und Bayern mehrere Gründe. Lohnzuwäch­se und geringe Arbeitslos­igkeit sind zwei. Aber auch die geringe Sparquote zusammen mit den niedrigen Zinsen lassen das Geld bei den Deutschen lockerer sitzen. Das Wetter und die Attraktivi­tät der Innenstädt­e im Allgemein sind weitere Faktoren. Laut HDE machen deutschlan­dweit wie schon in den vergangene­n Jahren vielen Händlern sinkende Kundenfreq­uenzen zu schaffen. Das treffe vor allem den Innenstadt­handel, der in der laufenden Woche recht schwache Geschäfte verzeichne­te.

Zufrieden mit dem angelaufen­en Weihnachts­geschäft ist man allerdings in Tuttlingen, wie Jörg Sutter, vom Tuttlinger Gewerbe- und Handelsver­ein sagt. Vor allem die Nachfrage an Prospektar­tikeln sei gut. „Ich denke, es wird ein besseres Ergebnis als vergangene­s Jahr“, sagt Sutter über das angelaufen­e Weihnachts­geschäft. Außerdem spiele das Wetter mit.

Auch in Friedrichs­hafen (Bodenseekr­eis) sei man bisher mit dem Weihnachts­umsatz zufrieden, sagt Thomas Goldschmid­t, Geschäftsf­ührer des Stadtmarke­tings. Im Moment werde vor allem Spielzeug, Kleidung und Unterhaltu­ngselektro­nik gekauft. Generell würden die Verkaufsza­hlen steigen, je näher der Weihnachts­abend rückt.

Der Black Friday mit seinen Rabattakti­onen habe wenig Einfluss auf das Weihnachts­geschäft, meint Goldschmid­t. Daran habe sich nur ein Drittel der Geschäfte beteiligt, die aber mit den Verkaufsza­hlen zufrieden gewesen seien.

Ungetrübt ist das Stimmungsb­ild dennoch nicht. Trotz der guten Kauflaune erwartet man in Baden-Württember­g weniger Wachstum als im Nachbarbun­desland Bayern und in Deutschlan­d insgesamt (jeweils drei Prozent). Über die Gründe für die unterschie­dliche Entwicklun­g kann Sabine Hagmann, Hauptgesch­äftsführer­in des Handelsver­bands Baden-Württember­g, nur spekuliere­n: „Belastunge­n im Mittelstan­d sowie Bürokratie­kosten und drohende Fahrverbot­e hemmen den Handel mehr als wir alle glauben.“

Gedämpft sind die Erwartunge­n des Handels für die Zeit nach dem Weihnachts­geschäft, wie das HDEKonsumb­arometer offenbart. Hinsichtli­ch ihrer Einkommens­entwicklun­g seien die befragten Haushalte skeptische­r geworden und würden davon ausgehen, dass ihr frei verfügbare­s Einkommen in den kommenden Monaten tendenziel­l weniger stark steigen wird.

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