Lauter die Kassen nie klingeln
Umsatzrekord zu Weihnachten erwartet – Süddeutsche schenken am teuersten
- Endspurt im Einzelhandel. Das Weihnachtsgeschäft in den Monaten November und Dezember macht bis zu 20 Prozent des Jahresumsatzes aus; und dieses Jahr soll zum Jahresende so viel erlöst werden, wie noch nie. Laut einer aktuellen Prognose des Handelsverbands Deutschland (HDE) 94,5 Milliarden Euro, etwa drei Prozent mehr als im Vorjahr. Die Erwartungen in Bayern entsprechen dem Bundeswert, in Baden-Württemberg dagegen rechnet der HDE mit maximal 2,5 Prozent Wachstum.
Interessanterweise geht die Bereitschaft, Geld für Geschenke auszugeben zurück, und zwar um 2,5 Prozent auf 465,7 Euro pro Kopf im Bundesschnitt, wie aus einer aktuellen Untersuchung des Ifes Institut der privaten Fachhochschule für Ökonomie und Management mit Sitz in Essen hervorgeht. Das heißt, dass sich die Bürger selbst mehr gönnen. Am wenigsten gibt der durchschnittliche Norddeutsche für Präsente aus: 443,2 Euro. In der Mitte der Bundesrepublik liegt der Schnitt pro Person bei 471,1 Euro. Am meisten gibt der Süddeutsche aus, um anderen an Weihnachten eine Freude zu machen: 473,2 Euro im Schnitt.
Weihnachtsgeschäft gut angelaufen
Entsprechend ist das Weihnachtsgeschäft zum Adventsbeginn in der Region angelaufen. In Bad Wurzach (Landkreis Ravensburg) beispielsweise spricht Werner Binder von einem guten Adventswochenende, das mit dem der vergangenen beiden Jahre vergleichbar sei. „Die Frequenz wird noch höher werden, je näher es an Weihnachten herangeht“, ist der Inhaber eines Damenmodehauses überzeugt.
Die Onlinekonkurrenz spüre auch seine Branche, räumt er ein, sie sei aber „noch nicht extrem maßgeblich“. Persönliche Beratung, eine eher gemütliche Einkaufsatmosphäre, Parkplätze vor der Tür und das vielfältige Angebot mehrerer Fachgeschäfte in einer kompakten Innenstadt – das sind für Binder, der auch Vorstandsmitglied des örtlichen Handels- und Gewerbevereins ist, Punkte, mit denen sich eine kleine Stadt wie Bad Wurzach gegenüber dem Internethandel abhebe.
Noch ist der Anteil der Onlinehändler in Deutschland mit zu erwartenden 12,2 Milliarden Euro am Gesamtumsatz von 94,5 Milliarden Euro vergleichsweise gering. Doch liegt die Wachstumsrate von zehn Prozent bei Onlinegeschäften um ein Vielfaches über den knapp zwei Prozent des stationären Einzelhandels.
Dass die Kauflaune in der Bundesrepublik so gut ist, dafür nennen die Handelsverbände Baden-Württemberg und Bayern mehrere Gründe. Lohnzuwächse und geringe Arbeitslosigkeit sind zwei. Aber auch die geringe Sparquote zusammen mit den niedrigen Zinsen lassen das Geld bei den Deutschen lockerer sitzen. Das Wetter und die Attraktivität der Innenstädte im Allgemein sind weitere Faktoren. Laut HDE machen deutschlandweit wie schon in den vergangenen Jahren vielen Händlern sinkende Kundenfrequenzen zu schaffen. Das treffe vor allem den Innenstadthandel, der in der laufenden Woche recht schwache Geschäfte verzeichnete.
Zufrieden mit dem angelaufenen Weihnachtsgeschäft ist man allerdings in Tuttlingen, wie Jörg Sutter, vom Tuttlinger Gewerbe- und Handelsverein sagt. Vor allem die Nachfrage an Prospektartikeln sei gut. „Ich denke, es wird ein besseres Ergebnis als vergangenes Jahr“, sagt Sutter über das angelaufene Weihnachtsgeschäft. Außerdem spiele das Wetter mit.
Auch in Friedrichshafen (Bodenseekreis) sei man bisher mit dem Weihnachtsumsatz zufrieden, sagt Thomas Goldschmidt, Geschäftsführer des Stadtmarketings. Im Moment werde vor allem Spielzeug, Kleidung und Unterhaltungselektronik gekauft. Generell würden die Verkaufszahlen steigen, je näher der Weihnachtsabend rückt.
Der Black Friday mit seinen Rabattaktionen habe wenig Einfluss auf das Weihnachtsgeschäft, meint Goldschmidt. Daran habe sich nur ein Drittel der Geschäfte beteiligt, die aber mit den Verkaufszahlen zufrieden gewesen seien.
Ungetrübt ist das Stimmungsbild dennoch nicht. Trotz der guten Kauflaune erwartet man in Baden-Württemberg weniger Wachstum als im Nachbarbundesland Bayern und in Deutschland insgesamt (jeweils drei Prozent). Über die Gründe für die unterschiedliche Entwicklung kann Sabine Hagmann, Hauptgeschäftsführerin des Handelsverbands Baden-Württemberg, nur spekulieren: „Belastungen im Mittelstand sowie Bürokratiekosten und drohende Fahrverbote hemmen den Handel mehr als wir alle glauben.“
Gedämpft sind die Erwartungen des Handels für die Zeit nach dem Weihnachtsgeschäft, wie das HDEKonsumbarometer offenbart. Hinsichtlich ihrer Einkommensentwicklung seien die befragten Haushalte skeptischer geworden und würden davon ausgehen, dass ihr frei verfügbares Einkommen in den kommenden Monaten tendenziell weniger stark steigen wird.