Rülpsen als Liebeserklärung
„Cavewoman“Heike Feist gibt „Tipps zur Haltung eines beziehungstauglichen Partners“
- Soeben hat Heike ihren Tom vor die Tür gesetzt – und steht plötzlich, einen Tag vor der geplanten Hochzeit, 400 zu früh angereisten „Gästen“in ihrem „Wohnzimmer“gegenüber. Jetzt gilt es, die Besucher mit „Tipps zur Haltung eines beziehungstauglichen Partners“bei Laune zu halten.
Mit dem umwerfenden Charme einer Berliner Göre sorgt „Cavewoman“Heike Feist zwei Stunden lang für Stimmung in der ausverkauften Angerhalle. „Weibliche Logik“gibt ihrer gleichnamigen Bühnenfigur Heike die Gewissheit, dass Tom zurückkommt und die Hochzeit trotz des Rauswurfs stattfindet. Und so bestellt sie gestresst, aber zuversichtlich, telefonisch die Hochzeitstorte. Vielmehr erledigt das ein Zuschauer aus der ersten Reihe für sie, dem sie den Hörer schon nach fünf Minuten von der Bühne heruntergereicht hat. Dass die „Cavewoman“das intensive Spiel mit dem Publikum besonders liebt, werden noch einige Gäste im Lauf des Abends zu spüren bekommen.
„Heike“schimpft, lamentiert und zetert freiheraus über ihren Tom im Besonderen, aber auch über den Mann im Allgemeinen. Und während sie dabei temperamentvoll und stimmgewaltig über die Bühne fegt, führt sie auch jede Menge Klischees an weiblichen Verhaltensweisen vor.
Die Themen sind allseits bekannt und daher konsensfähig: Mit Männern das Leben teilen? Ja. Aber den Schuhschrank? Keinesfalls! Männer können nicht nach Liste einkaufen, deshalb müssen Frauen die Übersicht behalten – von Kontrolltick keine Spur. Männer verirren sich nie – Tom streitet sich sogar mit der Frau aus dem Navi, um schließlich „einen neuen Weg“zu finden. Unerschöpflich ist das Thema „Sex“: Heike beklagt unverblümt Toms „geschummeltes Vorspiel“, gibt aber gleichzei- tig selber vorgetäuschte Orgasmen zu. Und schon unter Adam und Eva sind die Eigenschaften eindeutig verteilt worden: Hier Rechnen mit Fingern, dort „Im-Stehen-Pinkeln“.
Als „Cavewoman“beschäftigt sich Heike nicht nur mit der Evolutionsgeschichte, sie schreibt sie neu: Eva war eigentlich zuerst da – und die Geschichte, sie sei aus Adams Rippe geschnitzt, nur ein Deal, um an seinen Rasierer heranzukommen: „Tun wir doch alle – weil sie einfach besser schneiden!“Wie Eva hat auch Heike aufgegeben, Konstruktionsfehler beim anderen Geschlecht zu reklamieren – sie repariere Tom lieber selber.
Soforthilfe gegen „Unterknutschung“
Nach allen Unzulänglichkeiten, die sie aufdeckt, möchte die Cavewoman aber auch etwas fürs Verständnis der Geschlechter tun – und auch dem Glück ihres Publikums mehr oder weniger nachhelfen. Eh sie sich’s versehen, sind zwei Pärchen schon passgenau im Saal umplatziert. Einem Zuschauer, der „klar unterknutscht“aussieht, wird als Sofortmaßnahme öffentliches Küssen verordnet, dem er sich nicht entziehen kann. Und dass Heike einer besonders freundlichen Single-Zuschauerin bei einem Besuch in Berlin ohne Umschweife zu einem Mann verhelfen würde, glaubt man ihr aufs Wort. Am Ende aber wirbt „Cavewoman“Heike um gegenseitiges Verständnis: „Die Frauen sollten begreifen, dass Pupsen, Rülpsen und Schnarchen den Männern zum Luftablassen dienen. Sehen Sie’s als Liebeserklärung! Und die Männer sollten einsehen, dass Frauen einfach meckern müssen, um nicht zu explodieren.“