Kim droht mit Atomknopf
Nordkoreas Diktator geht aber zugleich auf Südkorea zu
(dpa) - Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong-un sieht sein Land für einen Atomkrieg gegen die USA gewappnet. Der „Atomwaffen-Knopf“sei immer auf seinem Schreibtisch, sagte Kim am Montag in seiner Neujahrsansprache. Die USA sollten wissen, dass ihr gesamtes Territorium in Reichweite nordkoreanischer Atomwaffen sei. Zugleich machte Kim im staatlichen Fernsehen ein überraschendes Friedensangebot an Südkorea: Er sei bereit, im nächsten Monat eine Delegation zu den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang zu entsenden. Seoul begrüßte diesen Vorschlag.
Kim brüstete sich in seiner Neujahrsrede mit Fortschritten im Atomwaffenprogramm des Landes. Die USA könnten „niemals einen Krieg gegen mich und unser Land führen“, betonte er. Nordkorea habe 2017 sein Ziel erreicht, den Aufbau einer Atomstreitmacht abzuschließen.
US-Präsident Donald Trump reagierte zunächst nur kurz auf die Äußerungen Kims: „Wir werden sehen“, sagte er vor Journalisten in Florida.
Der Streit um das nordkoreanische Atomprogramm hat sich im vergangenen Jahr nach zahlreichen Raketentests einschließlich dreier ICBM-Tests durch das Land und einem weiteren Atomtest im September zugespitzt. Trump und die isolierte Führung in Pjöngjang lieferten sich einen verbalen Schlagabtausch, der weltweit die schlimmsten Befürchtungen auslöste.
Die Spannungen überschatten auch die Olympischen Winterspiele im südkoreanischen Pyeongchang vom 9. bis 25. Februar. Kim wünschte jedoch dem Nachbarn, erfolgreiche Wettkämpfe austragen zu können. Nordkorea werde selbst einige Schritte dazu einleiten, einschließlich der Entsendung einer Delegation. Den Vorschlag verband Kim mit einem Gesprächsangebot. „Beide Koreas können sich sofort treffen.“Nordkoreanische Athleten sind für die Spiele nicht gemeldet.
Südkoreas Präsident Moon Jae-in begrüßte Kims „geäußerte Absicht“, eine Delegation zu schicken. Das Präsidialamt deutete zugleich an, mit Nordkorea auch über eine „friedliche Lösung“des Atomstreits reden zu wollen. Seoul sei bereit, „ohne Rücksicht auf Zeitpunkt, Ort und Format“mit dem Nachbarland zu reden.