Ungewöhnliches Kinoerlebnis
Der mexikanische Film „The Untamed“zeigt eine Mischung zwischen Horror und Science-Fiction
Der 38-jährige Regisseur Amat Escalante hat sich als Provokateur des mexikanischen Kinos etabliert, der vor allem auf internationalen Filmfestivals Anerkennung findet. Für „The Untamed“erhielt er etwa 2016 bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig den Silbernen Löwen. Nun haben auch deutsche Zuschauer die Gelegenheit, in die düstere Welt des Regisseurs einzutauchen. Wie seine bisherigen Filme ist „The Untamed“ein Sozialdrama, das am Rande der mexikanischen Gesellschaft spielt – allerdings dieses Mal mit einem außerirdischen Twist.
Im Mittelpunkt steht ein Paar, Ángel (Jesús Meza) und Alejandra (Ruth Ramos), das in einer glücklosen Ehe lebt. Nach außen versucht Ángel, den mexikanischen MachoKlischees gerecht zu werden und äußert sich fortlaufend abfällig über Homosexuelle wie Alejandras Bruder Fabián (Eden Villavicencio). Hinter ihrem Rücken hat er aber eine stürmische Affäre mit dem Krankenpfleger. Auch wenn sie davon nichts weiß, fühlt sich Alejandra in der Ehe gefangen, zumal sie in der Fabrik ihrer Schwiegermutter angestellt und von dieser abhängig ist.
Die Verhältnisse werden ordentlich aufgewirbelt, als die geheimnisvolle Verónica (Simone Bucio) in das Leben der drei tritt. Sie freundet sich mit Fabián an, als der sie wegen einer angeblichen Bisswunde eines Hundes behandelt. Tatsächlich stammt diese aber von einem außerirdischen Wesen, das seit einem Meteoriteneinschlag in einer abgelegenen Holzhütte haust. Diese gelinde gesagt außergewöhnliche Situation wird vom Film ausgesprochen beiläufig-nüchtern eingeführt. Und auch die Figuren arrangieren sich schnell damit – schließlich verspricht das Wesen eine sexuelle Erfüllung, die sie in ihrem Alltag vergeblich suchen.
Einen Blick dafür, was für die Masse der Kinobesucher taugt, hatte Escalante auch bei seiner jüngsten Produktion gewiss nicht. Freunde ungewöhnlicher Kinoerlebnisse dürften aber einen Blick riskieren, auch wenn die alltäglichen und außerirdischen Handlungsstränge noch besser verzahnt sein könnten. So findet sich für Alien-Fans hier wohl zu viel Sozialdrama. Und wem der kritische Blick auf die Konventionen der mexikanischen Gesellschaft wichtiger ist, der hätte wohl bei aller Symbolhaftigkeit auch auf die Kreatur aus dem All verzichten können. Dafür entschädigt das überzeugende Spiel von Ruth Ramos. Und auch „Nymphomaniac“-Kameramann Manuel Alberto Claro gelingen einige eindrückliche Bilder.