Zu Trossingen geboren ...
Am 7. Januar ist eines der wenigen in Trossingen geborenen Kinder zur Welt gekommen
TROSSINGEN - Die kleine Melia Topuz, die am frühen Morgen des 7. Januar zur Welt gekommen ist, ist das erste Kind, das in diesem Jahr in Trossingen geboren wurde. Und sie gehört damit einem ziemlich kleinen „Club“an: Denn die meisten Kinder Trossinger Eltern kommen heutzutage in den Kliniken in umliegenden Ortschaften zur Welt.
Dass Melia daheim in der Tuninger Straße und nicht in einem Kreißsaal das Licht der Welt erblickte, war auch nicht so geplant: „Samstagnacht habe ich Wehen bekommen“, erzählt Mama Eva Topuz, „aber in großen Abständen und nicht so stark, dass wir gedacht haben, jetzt steht die Geburt kurz bevor.“Doch dann ging es schneller als gedacht: Als die Fruchtblase platzte, berichtet Eva Topuz, hätten sie „ganz panisch“den Notruf gewählt und die Handynummer ihrer Wochenbett-Hebamme Eva Hohner.
„Sie hatten Glück“, sagt Eva Hohner, „denn ich war gerade in Rufbereitschaft für eine andere, geplante Hausgeburt und bin dann gleich an mein Handy gegangen.“Sofort fuhr sie in die Tuninger Straße, wo bereits Sanitäter und – wegen des Notrufs – die Feuerwehr vor Ort waren und kurz darauf auch der Notarzt eintraf. Die Geburt verlief dann schnell und problemlos: „Vom Platzen der Fruchtblase bis zur Geburt waren es nur 18 Minuten“, sagt Eva Topuz.
Seit den 70er-Jahren, nachdem es kein Krankenhaus mehr in Trossingen gibt, sind Geburten in der Stadt eher selten. Im zu Ende gegangenen Jahr 2017 etwa haben laut Auskunft von Hauptamtsleiter Dieter Kohler in Trossingen wohnhafte Eltern insgesamt 213 Kinder bekommen. Von diesen sind aber nur neun in Trossingen selbst zur Welt gekommen, also nur rund vier Prozent – die meisten anderen dagegen wurden in den Kliniken und Geburtshäusern des Umlands geboren.
Rechtliche oder verwaltungstechnische Konsequenzen habe der Geburtsort zunächst nicht, so Dieter Kohler, allerdings ist er ein wesentliches Merkmal bei standesamtlichen Urkunden und Ausweispapieren und kann von den zuständigen Behörden bei der näheren Bezeichnung einer Person neben Vornamen, Nachname und Geburtsdatum abgefragt werden.
Beratung vor der Hausgeburt
Anders als im Falle von Familie Topuz finden die meisten Hausgeburten gewollt und geplant statt, weiß Hebamme Eva Hohner. „Die Gründe sind ganz unterschiedliche: Manche beschließen beim vierten Kind, dass sie das ganze Drumherum in der Klinik nicht mehr haben wollen, während andere sich gleich beim ersten Mal für eine Hausgeburt entscheiden, weil sie Angst vor den Eingriffen in der Klinik haben.“Wer sich für eine Hausgeburt entschließt, muss auf jeden Fall aber zuerst ein ausführliches Beratungsgespräch führen. „Das schreiben die Krankenkassen vor“, so Eva Hohner. Dabei wird etwa darauf hingewiesen, dass daheim kein OP für unerwartet auftretende Notfälle zur Verfügung steht. Auch gibt es bestimmte Ausschlusskriterien, bei denen eine Hausgeburt nicht erlaubt ist, wie zum Beispiel Lageanomalien des Kindes oder bei Risikogeburten wie Mehrlinge.
Für Eva Topuz, die ihre beiden anderen Töchter im Krankenhaus zur Welt gebracht hat, war die – unfreiwillige – Hausgeburt in Nachhinein gesehen etwas ganz Besonderes: „Natürlich war da zuerst die Panik da, aber dann war es doch viel, viel schöner. Und morgens um 9 Uhr saßen wir schon wieder alle zusammen um den Frühstückstisch.“