Unter einer Flagge
Nord- und Südkorea weiten ihre Kooperation zu den Winterspielen aus – Eishockeyfrauen bilden ein Team
(dpa/SID) - Als wichtiges Zeichen ihrer Annäherung wollen Südund Nordkorea mit ihren Sportlern bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Winterspiele in Pyeongchang unter gemeinsamer Flagge einlaufen. Außerdem einigten sich beide Seiten bei Gesprächen im Grenzort Panmunjom am Mittwoch darauf, ein gemeinsames Eishockey-Team der Frauen für die Spiele im Februar in Südkorea zu stellen. Das teilte das Vereinigungsministerium in Seoul mit. Die Vorschläge sowie die Teilnahme nordkoreanischer Athleten erfordern die Zustimmung des Internationalen Olympischen Komitees, das am Samstag in Lausanne mit beiden Ländern darüber beraten will.
Während beide Länder schon bei früheren Olympischen Spielen zusammen bei der Eröffnung unter einer Flagge auftraten, die die koreanische Halbinsel zeigt, wäre es jetzt das erste Mal, dass sie bei Olympia auch eine gesamtkoreanische Mannschaft zumindest in einer Sportart stellen. Die Sommerspiele 1988 in Seoul hatte Nordkorea boykottiert. Letztmals war das damals noch geeinte Korea 1948 als eine Mannschaft bei den Winterspielen in St. Moritz und im Sommer in London an den Start gegangen.
Nach jahrelangen frostigen Beziehungen haben die jüngsten Signale der Annäherung zwischen beiden Koreas eine große Bedeutung für die südkoreanischen Gastgeber. So haben sie auch die Angst vor einer Eskalation des Streits um das nordkoreanische Atomprogramm kurz vor den Winterspielen zwischen dem 9. und 25. Februar erheblich verringert.
Bis vor kurzem hatte Nordkorea noch mit Waffen- und Raketentests für große politische Spannungen in der Region gesorgt. In seiner Neujahrsansprache kündigte Machthaber Kim Jong Un überraschend an, eine Delegation zu den Spielen im Süden zu entsenden. Weil der Koreakrieg 1953 mit einem Waffenstillstand und nicht mit einem Friedensvertrag endete, befinden sich beide Staaten formal noch im Kriegszustand.
Bei den Olympischen Spielen in Sydney 2000 waren die Mannschaften Süd- und Nordkoreas zum ersten Mal bei der Eröffnung zusammen einmarschiert. Dies wiederholte sich vier Jahre später bei den Spielen in Athen und auch 2006 in Turin.
Es gebe eine Reihe interessanter Vorschläge, hieß es in einer Mitteilung des IOC zu den innerkoreanischen Gesprächen. „Es gibt in Anbetracht der Auswirkung dieser Vorschläge auf die anderen teilnehmenden Nationalen Olympischen Komitees und Athleten zahlreiche Überlegungen“. Das IOC werde die Vorschläge sorgfältig prüfen, die Zustimmung bei der Tagung am Samstag in Lausanne gilt aber als sehr wahrscheinlich. IOC-Präsident Thomas Bach erwartet aus beiden koreanischen Staaten hochrangige Regierungsmitglieder und Sportfunktionäre sowie eine Delegation des Organisationskomitees von Pyeongchang. Ursprünglich hatte sich für die Spiele aus Nordkorea nur ein EiskunstlaufPaar qualifiziert, sich aber nicht mehr fristgerecht angemeldet. Das IOC hat die Meldefrist für die Nordkoreaner inzwischen verlängert.
Die Pläne für ein gemeinsames Frauen-Eishockeyteam sind nicht unumstritten. Angesichts des beschränkten Olympia-Kaders von 22 Akteuren sprach die Trainerin Südkoreas, Sarah Murray, von einem „Schaden für unsere Spielerinnen“.
Insgesamt will der Norden zu Olympia und zu den Paralympics im Anschluss (8. bis 18. März) 550 Personen entsenden. Zur Delegation gehören auch 230 Cheerleader, ein Orchester mit 140 Musikern für das kulturelle Rahmenprogramm sowie eine 30köpfige Taekwondo-Gruppe, die ihre Sportart vor Ort demonstrieren will. Darüber hinaus wollen beide Länder vor den Spielen eine Kulturveranstaltung im Kumgang-Gebirge an der Ostküste Nordkoreas sowie ein gemeinsames Training von Skisportlern im nordkoreanischen Masikryong-SkiResort abhalten.
Weitere Ideen werden heiß diskutiert. Der Bob-Weltverband IBSF plant den Einsatz eines Vierers mit Athleten aus Nord- und Südkorea als SpurSchlitten. Das gemischte Team würde die Bahnbedingungen vor den Viererbob-Rennen am 24. und 25. Februar testen. „Bobsport ist ein Teamsport wie kein anderer“, sagte IBSF-Präsident Ivo Ferriani: „Die Athleten müssen auf engstem Raum perfekt zusammenarbeiten und sich vertrauen. Ein gemeinsames Bobteam würde die Athleten beider Länder besonders nah zusammenbringen.“