Festa und Feuerwerk
Maltas Kapitale Valletta hat das Jahr als Kulturhauptstadt Europas eröffnet – Kritiker sehen Kunst vernachlässigt
(dpa) - Mit spektakulären Shows hat Valletta das Jahr als Europas Kulturhauptstadt 2018 eingeläutet. Etwa 110 000 Menschen kamen am Samstagabend zu der Eröffnung in der Hauptstadt Maltas. Auf der Inselgruppe sind das Jahr über rund 400 Kulturevents geplant, die sich mit der Identität der Mittelmeerinsel und europäischer Integration auseinandersetzen sollen.
Valletta ist mit seinen ungefähr 6000 Einwohnern die kleinste und südlichste Hauptstadt in der EU. Die Stadt liegt in einer Festung und lebt vor allem vom Tourismus. Viele Gebäude und Orte wurden für das Jahr als Kulturhauptstadt renoviert, so zum Beispiel der Tritonenbrunnen. Dort führte die katalanische Theatergruppe Fura dels Baus bei der Eröffnung eine Show auf – mit an Seilen hängenden Akrobaten und einer riesigen leuchtenden marionettenartigen Figur.
Staatspräsidentin Marie Louise Coleiro Preca sprach beim Start in das Kulturhauptstadt-Jahr von „Initiativen höchster Qualität, die die einzigartige Kultur“der Insel unterstrichen und auch die Unterschiedlichkeit jedes Menschen zeigten. Premierminister Joseph Muscat sagte, das Jahr als Kulturhauptstadt sei eine Chance, „um unser Erbe zu zeigen“.
Neben Valletta ist das niederländische Leeuwarden in diesem Jahr Kulturhauptstadt Europas. Dort beginnen am 26. Januar die Eröffnungsfeierlichkeiten.
Nach der Eröffnung in Valletta lobten Zuschauer in sozialen Netzwerken zwar die Shows und die „Festa“. Jedoch beschwerten sich viele über ein Verkehrschaos – der öffentliche Nahverkehr auf der notorisch staugeplagten Insel ließ demnach zu wünschen übrig. Andere beklagten, dass die Ansagen für das Fest einzig auf Maltesisch waren und nicht auf Englisch, wie es sich für eine europäische Veranstaltung gehören würde.
Kunstschaffende hatten zudem im Vorfeld kritisiert, dass es Malta mehr um Feuerwerke und Spektakel für Touristen gehe als um kritische zeitgenössische Kunst. Das Land wurde vergangenen Oktober von einem Mord an einer Journalistin erschüttert, der bisher nicht aufgearbeitet ist. Bei den Feiern zur Kulturhauptstadt spielte der Anschlag auf Daphne Caruana Galizia keine Rolle.